Seine Männer gehören zu den gefürchtetsten Kämpfern im ganzen Südjemen: Shalal Ali Shaiya ist Chef der Polizei von Aden, oder besser: einer der mächtigsten Milizen-Führer, und er hat sich auf die Fahne geschrieben, den Südjemen von Al-Kaida und IS zu befreien. An Shalal lässt sich am besten beschreiben, wie kompliziert das Machtgefüge an der Südspitze der arabischen Halbinsel heute ist.
Im Clinch zwischen Saudi-Arabien und den Emiraten
Shalal ist der Chef der südjemenitischen Sicherheitskräfte. Diese werden von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt, operieren aber de facto autonom. Shalal – wie die Emirate – will einen unabhängigen Südjemen, losgelöst vom Norden rund um Sanaa.
Trotzdem muss Shalal Rücksicht nehmen auf den Willen von Saudi-Arabien, welches einen geeinten Jemen anstrebt und zusammen mit den Emiraten die iranisch unterstützten Houthi im Norden bekämpft. Hier im Süden rund um Aden aber kämpft Saudi-Arabien gegen die eigentlich verbündeten Emirate um Macht und Einfluss und andere Vorstellungen.
Audienz in der Privatvilla
Schon der Weg zu Shalals Haus ist ein Gang wie aus einem Abenteuer-Roman. Seine Privatvilla, in der er uns aus Sicherheitsgründen empfängt – sein militärisches Hauptquartier wurde öfters Ziel von Anschlägen – klebt klischeehaft an einer schroffen Küstenwand direkt über einer kleinen Sandbucht. Vorbei an ausgebombten Autowracks werden wir an mehreren Checkpoints vorbeigeleitet.
Shalal selbst führt uns direkt auf den Balkon. «Die frühere jemenitische Regierung unter Präsident Ali Abdullah Saleh wollte den Süden bewusst arm halten. Alles war nur für die Leute aus dem Norden: Schulen, alles, er wollte uns arm und ungebildet haben. Um uns kontrollieren zu können.»
Zusammenarbeit mit allen – ausser Dschihadisten
Heute schwebt Shalal ein wenn nicht unabhängiger, so zumindest weitgehend autonomer Südjemen vor. Einer, in welchem «freie Städte» das Sagen haben. So wie Aden. Wo er das Sagen hat. «Saleh hat uns auch das Terror-Problem eingebrockt. Es war Teil seiner Strategie.» Al-Kaida und IS sind während des Krieges gegen die Houthi sofort in die Lücken gestossen, die entstanden sind. In Aden sitzen heute noch sogenannte «Emire» der Dschihadisten. «Aber wir kennen sie, und wir kennen kein Pardon. Wir wollen mit allen zusammenarbeiten – ausser mit den Dschihadisten.»
Unseren Einwand, dass gerade die unter Präsident Obama, aber auch unter Präsident Trump intensiv geführten US-amerikanischen Drohnenangriffe immer wieder viele unschuldige Zivilisten treffen und so zur Stärkung von Al-Kaida und IS beitragen würden, wischt Shalal mit einer wirschen Handbewegung weg.
Unterstützung für die USA
«Die Amerikaner machen einen hervorragenden Job. Die Terroristen verstecken sich natürlich bewusst unter den Zivilisten – und die Zivilisten, welche diese Terroristen in ihren Reihen dulden, helfen ihnen beim Verstecken.» Aus Shalals Unerbittlichkeit lässt sich leicht ablesen, wie schwierig es werden wird, den Jemen in welcher Form auch immer wieder zu einen und zu einem funktionierenden Staat zurückzuführen.