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Deutlich mehr Bürokratie Nach dem Brexit – so ändert sich der Alltag für die Briten

In Grossbritannien beginnt nach dem Austritt die Realität. Nicht nur für die Wirtschaft ändert sich so einiges.

Nach gut vier Jahren Scheidungsdrama ist der Brexit endlich vollzogen: Seit dem 1. Januar ist Grossbritannien rechtlich nicht mehr im EU-Binnenmarkt. Was von den Versprechen und Befürchtungen wahr wird, weiss man erst in einigen Monaten. Doch im Alltag ändert sich schon jetzt viel.

159-seitiges Handbuch

Egal ob Fische, Schafe oder Muscheln – was auch immer die britische Grenze überquert, benötigt neuerdings die richtigen Papiere. Herkunftsnachweise, Sicherheitszertifikate, veterinärmedizinische Atteste.

Allein 159 Seiten umfasst das Handbuch der Regierung für Exporteure. Fleisch, Chemikalien oder Autobestandteile, die in den europäischen Binnenmarkt exportiert werden, müssen künftig richtig deklariert werden. 250 Millionen Formulare, so schätzt die britische Transportvereinigung, wird die Exportwirtschaft in diesem Jahr neu ausfüllen müssen. Fünfmal mehr als vor dem Brexit.

Die Bürokratie hat tatsächlich ein bisschen zugenommen.
Autor: Boris Johnson Britischer Premierminister

Die britische Wirtschaft stöhnt. In Dover wurden die ersten Lastwagen mit fehlenden Papieren bereits zurückgewiesen. Doch im Vergleich zu den Vorteilen des Brexits sind das für Premierminister Boris Johnson eher Nebensächlichkeiten.

Es könnte noch schlimmer sein

Box aufklappen Box zuklappen

«Mehr als 80 Prozent der britischen Wirtschaft machen Dienstleistungen aus», sagt die schweizerisch-britische Ökonomin Cornelia Meyer. Und diese sind im Post-Brexit-Abkommen nicht geregelt. Deshalb gebe es im Dienstleistungsbereich noch sehr viele Unklarheiten. «Die britischen Unternehmerinnen und Unternehmer sorgen sich am meisten darüber, wie sich das Ganze einpegeln wird», so Meyer weiter. Zwar gebe es keine Zölle auf Ein-und Ausfuhren von Gütern. Doch es gebe wesentlich mehr Bürokratie, was für die Unternehmer zu Mehrkosten führe. Zum Problem könnte auch werden, dass die neuen Abläufe zu wenig gut vorbereitet seien. Immerhin: «Wir sollten froh sein, dass wir wenigstens ein Freihandelsabkommen für Güter haben.»

«Die Bürokratie hat tatsächlich ein bisschen zugenommen. Die versuchen wir noch zu beseitigen», sagte Johnson. «Aber in erster Linie haben wir ab heute enorme wirtschaftliche Möglichkeiten.»Regierung betont die Vorteile

Rückgang des BIP erwartet

Doch allzu lange freuen kann sich Johnson nicht. Bis heute war der Brexit eine theoretische Debatte. Nun beginnt die Realität. Die englische Bank rechnet wegen des Brexits mit einem Rückgang des Bruttoinlandprodukts von rund vier Prozent.

Die Regierung ist deshalb bemüht, bereits in diesen Tagen die Vorteile des Brexits zu betonen. Grossbritannien kontrolliere ab sofort wieder seine Grenzen und damit die Einwanderung, verspricht beispielsweise die britische Innenministerin Priti Patel.

Unerwähnt lässt sie dabei, dass dies nun auch die 27 EU-Länder tun. Administrative Barrieren gibt es deshalb neuerdings nicht nur für Fische, Schafe und Muscheln, sondern ebenso für britische Touristinnen, Arbeitnehmer und Studierende.

SRF 4 News, Heute Morgen, 04.01.2021, 06:00 Uhr

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