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Deutschland nach der Wahl Ein Hauch von Zitrusfrische im politischen Berlin

Nach der Bundestagswahl sondieren Grüne und FDP ohne die Grossen, SPD und Union. Sie setzen ein Zeichen des Aufbruchs. Ist der Sache zu trauen?

Selten gibt ein Foto im politischen Berlin so zu reden wie derzeit. Die Spitzen von Grünen und FDP präsentierten sich perfekt abgestimmt, mit exakt dem gleichen Bild und identischem Text auf der sozialen Plattform Instagram – mitten in der Nacht, konspirativ, noch bevor mit einem offiziellen Treffen gerechnet worden war.

Es gebe «Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes» zwischen den beiden Parteien, die sich ideologisch kaum fremder sein könnten. «Spannende Zeiten» seien das, lautet die Botschaft.

Klares Signal an die Jungen

Es ist ein klares Signal an Jungwählerinnen und -wähler, denen die Grünen und überraschend auch die Liberalen einen Grossteil ihres Wahlergebnisses zu verdanken haben. Das Netz steht Kopf, Satiriker überschlagen sich, und sollten die Sondierungsgespräche nur im Ansatz so inspirierend wirken wie dieses Bild, könnte Deutschland nur profitieren.

Selbstverständlich ist ein Bild, eine Botschaft noch keine Grundlage für eine funktionierende Regierung. Bisher ist es nicht viel mehr als gute PR. Und dennoch demonstrieren Grüne und Liberale die Bereitschaft, als Team miteinander zu funktionieren. Der Eindruck, es werde um Posten geschachert oder über Detailfragen gezankt, soll vermieden werden.

CDU klammert sich an die Macht

Während sich die Union aus CDU und CSU an die Macht klammert und in ihrem Selbstverständnis als natürliche Regierungspartei zunehmend befremdlich wirkt, schlagen die Dritt- und Viertplatzierten einen neuen Tonfall an und versprühen einen Hauch von Frische im Politbetrieb. «Zitrus-Koalition» wird die Verbindung bereits genannt, in Anlehnung an die Parteifarben grün und gelb.

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Aus dem Archiv: Deutschland auf Koalitions-Suche
aus Echo der Zeit vom 28.09.2021. Bild: Imago
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 17 Sekunden.

Aufbruch täte dem Land gut, und es ist das, was sich viele Wählerinnen und Wähler gewünscht haben. Laut Demoskopen herrschte Wechselstimmung, zu vieles ist in den 16 Jahren unter Angela Merkel liegengeblieben. Ob in Sachen Digitalisierung, Infrastruktur oder Bürokratie – die Baustellen sind zahlreich.

Bitte keine Revolution

Aufbruch ja, aber bitte keine Revolution, dürften sich viele Deutsche gedacht haben, und so ist es nicht erstaunlich, dass zwar Grüne und FDP gestärkt wurden, aber die SPD als Siegerin aus der Wahl hervorgegangen ist. Die Mehrheit wünscht sich Olaf Scholz als Kanzler, Merkels verlässlichen und beständigen Vize.

Der scheint die Stimmungslage mit einem untrüglichen Gespür eines ausgekochten Politprofis erkannt zu haben. Seit der Wahl hält er sich zurück, spricht von Demut und überlässt den kleineren beiden Parteien das Feld, nicht ohne vorsorglich das Narrativ einer sozial-ökologisch-liberalen Regierung anzubieten. Rote Linien soll es keine geben.

Der Anfang ist gemacht

Die mächtige Union derweil wurde abgestraft. Noch steht CDU-Chef Armin Laschet. Parteifreunde wie -feinde bemühen sich mehr oder weniger glaubwürdig um Geschlossenheit, solange die leise Hoffnung besteht, eine Ampelkoalition unter Olaf Scholz könnte scheitern. Das ist unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar, denn inhaltliche Differenzen zwischen SPD, Grünen und FDP sind immanent.

Unüberwindbar sind sie nicht. Der Anfang ist gemacht. Deutschland stehen tatsächlich spannende Zeiten bevor.

SRF 4 News, 29.09.2021, 08:00 Uhr

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