Da war diese Sache mit der Rolltreppe. Und jene mit dem Teleprompter. Beide funktionierten nicht, als US-Präsident Donald Trump bei der UNO aufgetreten war. Für ihn ein Zeichen des Versagens der Weltorganisation.
Hinterher stellte sich heraus, dass die UNO für beide Pannen nichts kann: Bei der Rolltreppe löste ein Kameramann aus dem Trump-Team den Nothalt aus; der Teleprompter wurde bei der Rede Trumps von seinen eigenen Leuten betrieben.
Bedeutungsverlust
Dennoch stimmt der Eindruck, dass bei der UNO der Wurm drin ist. Die Organisation verliert an Relevanz und Handlungsfähigkeit. Sie wirkt traumatisiert. Das Malaise ist fast mit Händen zu greifen. Die Amerikaner sind daran stark mitschuldig.
Was also tun? Während der UNO-Gipfelwoche wurde offenkundig, dass Generalsekretär Antonio Guterres' Plan namens «UNO 80» eher ein hastig zusammengezimmertes Sparprogramm in Rasenmähermanier ist und kein visionäres Reformkonzept. Sparen muss man und kann man.
Doch eine Organisation mit 193 Mitgliedstaaten lässt sich nicht organisieren wie eine Privatfirma. Es ist illusorisch, dass die UNO mit viel weniger Geld gleich viel leisten kann wie bisher. Bloss: Was soll sie überhaupt noch tun? Immerhin scheint niemand zu wollen, dass sie einfach dichtmacht wie seinerzeit ihr Vorgängerorganisation, der Völkerbund.
Forum aller Staaten der Welt
Überleben soll sie zumindest als einziges Forum, wo sich alle Länder der Welt treffen, sich austauschen und miteinander streiten. Das wäre dann eine Rumpf-UNO, in der über alles geredet, aber wenig beschlossen und kaum noch gehandelt wird. Aber besser als gar keine.
Nicht infrage gestellt, nicht mal von der Trump-Regierung, werden auch technische UNO-Organisationen wie jene für Zivilluftfahrt (ICAO), Nuklearfragen (IAEO) oder geistiges Eigentum (WIPO).
Viele Regierungen sind sogar überzeugt, die UNO könne auch ohne die USA einiges erreichen. Aktuelle Beispiele dafür gibt es: Das neue Abkommen über Ozeane, der Pandemievertrag, die Vereinbarung zur Entwicklungsfinanzierung wurden beschlossen, obschon Washington abseitsstand.
Uneinigkeit über Kernaufgaben
Bei vielen UNO-Tätigkeiten sind sich die Länder jedoch völlig uneinig, was nun eine Kernaufgabe ist und was nicht. Autoritäre Regime halten den ganzen Bereich der Menschenrechte für überflüssig und machen da munter Sparvorschläge, die ihnen dienen.
Ärmere Länder wiederum fordern, die UNO dürfe sich keinesfalls aus den Bereichen Entwicklung und Klimaschutz abmelden. Die Europäer plädieren für ein «zurück zu den Wurzeln» und meinen damit eine Konzentration auf Frieden und Sicherheit. Plus Menschenrechte und Humanitäres.
Alles sprechen von Fokussierung, bloss: auf was? Die Vorstellungen klaffen weit auseinander. Welche Sichtweise sich durchsetzt, muss sich bald weisen. Sicher ist: die UNO wird künftig eine kleinere sein. Mit bescheideneren Ambitionen. Und weniger Wirkung. Vom ursprünglichen grossen, wohl zu grossen Ziel, dass die Staaten mithilfe der UNO die Welt gemeinsam gestalten, friedvoll, fair und fortschrittlich, bleibt nicht allzu viel übrig.