Fast fünf Jahre nach dem Putsch führt die Junta in Myanmar Wahlen durch. Menschenrechtsorganisationen und die UNO sprechen von Scheinwahlen. SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi beantwortet die wichtigsten Fragen.
Weshalb Scheinwahlen?
Neben der von der Junta kontrollierten Partei USDP stehen nur vom Militär zugelassene Parteien überhaupt zur Wahl. Es gibt keine unabhängige Wahlkommission. Nach dem Putsch hat das herrschende Militär gewählte Politikerinnen und Politiker abgesetzt und verhaftet – so auch die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Mehrere zehntausend Menschen wurden seit dem Putsch aus politischen Gründen inhaftiert.
Oppositionsparteien wurden verboten, ebenso jegliche Kritik an der Junta. Von freien oder fairen Wahlen kann also keine Rede sein. Dazu kommt: Die Junta kann nicht im ganzen Land Wahlen durchführen, da weite Teile Myanmars nicht unter ihrer Kontrolle sind.
Wie führt die Junta die Wahlen konkret durch?
Die Wahlen sollen in drei Phasen über mehrere Wochen durchgeführt werden. Der Prozess ist intransparent, und es gibt für einen «gültiges Resultat» keine Mindestbeteiligung. Gebiete, die vom Widerstand kontrolliert werden, werden in den Wahlen nicht berücksichtigt. Dort wo Wahlen abgehalten werden, gibt es Berichte, wonach Menschen zum Urnengang gezwungen werden. Kritik an den Wahlen oder der Aufruf zum Boykott sind verboten und werden mit langen Haftstrafen geahndet.
So wurden drei Jugendliche zu mehr als vier Jahrzehnten Arbeitslager verurteilt, weil sie zum Wahlboykott aufgerufen hatten.
Weshalb hält die Militärjunta diese Wahlen überhaupt ab?
Die Junta dürfte sich international mehr Legitimität erhoffen. Der Vorwurf lautet, dass die Generäle ihre Uniformen gegen zivile Anzüge tauschen, sich aber an den realen Machtverhältnissen nichts ändern wird. Ob diese Strategie aufgeht, ist jedoch fraglich.
Der UNO-Sonderberichterstatter für Myanmar hat die Scheinwahlen scharf kritisiert. Kritik gibt es auch von der EU, welche die Wahlen nicht anerkennt und verurteilt. Es sind autoritäre Staaten wie China oder Russland, die die Wahlen anerkennen. China gilt als wichtigste Stütze der Militärjunta. Peking scheint verhindern zu wollen, dass die Junta kollabiert.
Gibt es nach den Wahlen Stabilität in Myanmar?
Noch herrscht in weiten Teilen des Landes Krieg, die Junta kämpft an mehreren Fronten gegen Widerstandsgruppen, diese zeigen keine Anzeichen, aufzugeben. Die Junta schreckt ihrerseits nicht vor zivilen Zielen zurück, und bombardiert Dörfer, Schulen und sogar Spitäler. Zuletzt haben die Angriffe sogar noch zugenommen. Auch nach den Wahlen wird der Konflikt auf absehbare Zeit wohl weitergehen.