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Diplomatisches Tauwetter Erzrivalen Iran und Saudi-Arabien einigen sich auf Gespräche

  • Der Iran und Saudi-Arabien wollen nach jahrelangem Konflikt ihre diplomatischen Beziehungen wiederherstellen.
  • In einem ersten Schritt wollen sich die Aussenminister der rivalisierenden Länder treffen.
  • Letztmals waren Vertreter aus Teheran und Riad 2016 am selben Tisch gesessen.
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Aus dem Archiv: Saudi-Arabien kappt die Beziehungen zum Iran
Aus 10 vor 10 vom 04.01.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 28 Sekunden.

Hochrangige Regierungsvertreter unterzeichneten in China eine entsprechende Übereinkunft, wie iranische und saudische Nachrichtenagenturen berichten.

China in der Vermittlerrolle

Vorgesehen ist unter anderem die Wiedereröffnung von Botschaften. Beide Seiten seien zudem übereingekommen, gegenseitig ihre staatliche Souveränität zu respektieren, sich nicht in innere Angelegenheiten des jeweils anderen einzumischen und ein 2001 unterzeichnetes Sicherheitsabkommen umzusetzen, heisst es in einer Erklärung Saudi-Arabiens. Auch wirtschaftlich wolle man zusammenarbeiten.

Einschätzung von SRF-Korrespondent Jonas Bischoff

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«Die Annäherung der regionalen Rivalen Iran und Saudi-Arabien ist ein grosser Schritt. Die beiden Länder stehen nicht nur für die zwei grössten Strömungen im Islam – den Schiismus und den Sunnismus. Sie sind beide auch in verschiedenen regionalen Konflikten aktiv, unter anderem im Jemen, in Syrien oder im Irak. Geopolitisch bemerkenswert ist, dass es China war, welches die Annäherung zwischen den beiden Ländern vermittelt hat. Im Wettstreit zwischen Ost und West übernimmt China hier eine Führungsrolle im Nahen Osten. Eine Rolle, die bisher oft die USA für sich beansprucht hatten. Für China sind sowohl der Iran als auch Saudi-Arabien strategisch wichtige Partner – eine Annäherung also sehr im Sinne Pekings.

Die Annäherung von Iran und Saudi-Arabien bedeutet aber noch keine Freundschaft zwischen den beiden Staaten. Es muss sich erst weisen, in welchen Konfliktfeldern es wirklich zu einer Entspannung kommt, und welche Spannungen bleiben – etwa im Jemenkrieg.»

China hatte iranischen Medienberichten zufolge als Gastgeber der Unterzeichnung neben Oman und dem Irak als Vermittler eine wesentliche Rolle. Angesichts der politischen Isolation des Irans und internationaler Kritik hatte die Islamische Republik in den vergangenen Jahren in Asien nach neuen Partnern gesucht.

Kontrahenten mit vielschichtigen Verbindungen

Saudi-Arabien hatte die Beziehungen zum Iran 2016 gekappt, nachdem seine Botschaft in Teheran während eines Streits zwischen den beiden Ländern über Riads Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen gestürmt worden war.

Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten, Saudi-Arabien beansprucht die Rolle für Sunniten. Die beiden Nahost-Mächte sind seit Jahren in diverse Stellvertreterkonflikte verstrickt, in denen sie unterschiedliche Seiten unterstützen, etwa in den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen.

Schweiz begrüsst Annäherung

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Die Schweiz hat die Einigung zwischen Saudi-Arabien und Iran zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen begrüsst. Man gratuliere beiden Ländern zu diesem wichtigen Schritt, teilte das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit.

Das Vorhaben werde zum Abbau von Spannungen und zur Stärkung von Stabilität und Sicherheit in der Region beitragen, hiess es in der Stellungnahme. Die Schweiz vertritt seit 2017 die iranischen Interessen in Saudi-Arabien sowie die saudischen Interessen in Iran.

Im vergangenen Jahr näherten sich beide Seiten auf diplomatischer Ebene vorsichtig an. Im Irak fanden mehrere Gesprächsrunden mit iranischen und saudischen Vertretern statt, die sich vor allem um Sicherheitsfragen drehten. Irans einflussreicher Politiker Ali Schamchani, Sekretär des Sicherheitsrats, war Berichten zufolge in den vergangenen Tagen wieder für Gespräche in Bagdad.

Tauben fliegen an Moschee im saudischen Dschidaa vorbei
Legende: Die al-Merah Moschee in Dschidaa, Saudi-Arabien (17.09.2019). Keystone/AP Photo/Amr Nabil

Iran und Saudi-Arabien hatten in der diplomatischen Eiszeit auch immer wieder über Pilgerreisen verhandelt. Für gläubige Muslime zählt die Wallfahrt zu den fünf Grundpflichten. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka in Saudi-Arabien pilgern.

SRF4 News aktuell, 10.03.23, 15 Uhr;

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