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Proteste weiten sich aus Vergiftungen in Iran: Kulturschaffende äussern öffentlich Kritik

  • Hunderte Kulturschaffende in Iran haben nach der jüngsten Vergiftungswelle an Mädchenschulen Aufklärung gefordert.
  • Wie die Tageszeitung «Shargh» am Sonntag berichtete, unterzeichneten 500 Prominente einen entsprechenden Appell.
  • In den vergangenen drei Monaten wurden hunderte Fälle mutmasslicher Vergiftungen von Schülerinnen und Studentinnen gemeldet.
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Archiv: Repression, Hinrichtungen und Vergiftungen in Iran
aus Rendez-vous vom 03.03.2023. Bild: REUTERS/Denis Balibouse
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Die Wut gegen Irans Führung steigt: Neben den Eltern der vergifteten Mädchen und Frauen fordern nun auch Kulturschaffende eine Erklärung. «Die vorsätzlichen Massenangriffe auf Mädchenschulen im Land sind eine neue Katastrophe, die nichts anderes bezweckt, als Terror zu erzeugen und die Kosten für die selbstverständlichen Rechte der Mädchen in der Gesellschaft zu erhöhen», zitierten iranische Medien aus dem Appell. «Wir verurteilen diese Tragödie und fordern die Verhaftung und Bestrafung der Täter.»

Wer könnte hinten den Angriffen stecken?

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Laut den iranischen Gesundheitsbehörden könnte eine neue bisher unbekannte extremistische Gruppe hinter den Angriffen stecken, welche Mädchen von der Bildung fernhalten will. Darauf jedenfalls deutet ein einschlägiges Bekennerschreiben hin. Nach neuesten Berichten soll die Täterschaft ein Gas eingesetzt haben. Betroffene Schülerinnen berichteten von einem komischen Geruch in den Klassenzimmern.

Weiterhin sei aber völlig unklar, wie das Gas in die Schulungsräume gelangt sein könnte, so ARD-Korrespondentin Karin Senz, die von Istanbul aus regelmässig über Iran berichtet. Vor allem auf den sozialen Netzwerken kursierten verschiedenste Spekulationen. Iranische Medien wiederum berichteten, dass Blutproben der Betroffenen keine Hinweise auf irgendwelche Krankheiten ergaben.

Dass die ersten Fälle in der Stadt Ghom publik wurden, sei zumindest ein Hinweis, dass fanatische Gruppen hinter den Angriffen stecken könnten, schätzt Senz. Die klerikale Hauptstadt beherbergt 50'000 Religionsschüler aus verschiedenen Ländern an zahlreichen Seminarschulen. So kursierten in den Medien auch Gerüchte über eine taliban-ähnliche Zelle, die ihr Unwesen treibe.

Auch am Sonntag wurden – wie in den vergangenen Tagen – wieder neue Fälle mutmasslicher Vergiftungen gemeldet. Betroffen waren unter anderem ein Studentinnenwohnheim in der nordwestlichen Stadt Urmia sowie eine Schule in der Grossstadt Tabris.

Die ersten Verdachtsfälle für Gasvergiftungen wurden bereits Ende November gemeldet, als die Proteste im Iran im vollen Gange waren. Die Hintergründe sind weitgehend unklar. Schülerinnen klagen über Schwindel, Übelkeit und Atemnot.

Eine Frau liegt auf einem Krankenbett mit einer Beatmungsmaske.
Legende: Eine junge Frau, die mutmasslich eine Vergiftung erlitten hat, in einem iranischen Spital. (Standbild aus einem Video vom 2. März 2023) Reuters/WANA

Seit Monaten steht Irans Regierung neben der klerikalen Führung im Land unter Druck. Die Frauenproteste im vergangenen Herbst hatten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt, auch die schwierige Wirtschaftslage bereitet vielen grosse Sorgen.

Das Mullah-Regime geht weiterhin mit voller Härte gegen die Protestbewegung vor: Allein seit Anfang Jahr sind laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International rund 100 Menschen hingerichtet worden.

SRF 4 News, 05.03.2023, 14 Uhr;

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