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Dramatische Lage in Nahost «Wir hatten drei Tage lang kein Wasser»

Ein lokales Kamerateam hat letzte Woche für SRF die Zustände in der Stadt Khan Yunis im Süden des Gazastreifens dokumentiert.

Nach drei Tagen taucht er endlich wieder auf: Der Tanklaster der Vereinten Nationen, der frisches Trinkwasser zu den Flüchtlingen in Khan Yunis bringt. Wasser ist hier, in der zweitgrössten Stadt des Gazastreifens, so wertvoll wie wohl noch nie.

Flüchtling Abdallah konnte soeben seinen gelben Kanister mit Wasser auffüllen. Er ist dankbar: «Wir hatten drei Tage lang kein Wasser. Nun mussten wir über eine halbe Stunde in der Schlange warten, um etwas zu bekommen.»

Ohne Treibstoff kein Wasser

Laut dem UNO-Amt für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (Ocha) sind schätzungsweise 1.7 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens geflüchtet. Zu Tausenden leben hier vertriebene Palästinenserinnen und Palästinenser in einer Schule des UNO-Palästinenserhilfswerks UNRWA und suchen Schutz vor dem Krieg. Viele von ihnen haben bei den israelischen Bombardierungen nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober ihr Zuhause verloren. Aber auch hier ist weiterhin jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Das Wasser ist dabei das grösste Problem.

Denn ein Grossteil des Trinkwassers im Gazastreifen kommt von unter der Erde. Wegen der Abriegelung des Gazastreifens fehlt vielerorts der Treibstoff für die Pumpen – und so fehlt auch das Wasser. Der Lastwagen der UNO ist für viele der Geflüchteten derzeit die einzige Möglichkeit, an Wasser zu kommen – besonders für jene, die kein Geld haben.

Lieferung von Treibstoff teilweise wieder erlaubt

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Auf Bitten der USA hat Israels Kriegskabinett Ende letzter Woche zugestimmt, dass künftig wieder eine begrenzte Menge an Treibstoff in den südlichen Gazastreifen geliefert werden darf. Pro Tag sollen zwei Lastwagen Treibstoff für UNO-Organisationen einfahren dürfen.

Der Treibstoff darf etwa für die Wasseraufbereitung und -entsalzung, sanitäre Einrichtungen und den Betrieb von Abwasserpumpen verwendet werden. Damit solle auch die Ausbreitung von Seuchen verhindert werden, zitiert die israelische Zeitung «Times of Israel» einen Diplomaten. Dies begründet er damit, dass Seuchen auch israelische Soldaten im Gazastreifen treffen oder sich gar nach Israel ausbreiten könnten.

Das UNO-Kinderhilfswerk Unicef und das UNO-Palästinenserhilfswerk konnten am Sonntag ihre Generatoren im südlichen Gazastreifen wieder in Betrieb nehmen, die wegen Treibstoffmangels über eine Woche stillgestanden waren.

Manchmal kommt es deshalb zu Streit unter den verzweifelten Flüchtlingen. Halima, die nach Khan Younis geflüchtet ist, erzählt: «Die Menschen drängeln, um an Wasser zu kommen. Wenn sie sehen, dass ich nicht mehr die Jüngste bin, kriege ich kaum eine Flasche voll. Es sind so viele Menschen – und nicht immer bekommen wir Wasser.»

Alle Kinder leiden an Durchfall, Koliken, Bauchweh. Alle sind krank. Kinder wie Erwachsene.
Autor: Um Omar Flüchtling

Das Gesundheitssystem im Gazastreifen ist grösstenteils zusammengebrochen. Hilfsorganisationen befürchten den Ausbruch von Seuchen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat über 44'000 Fälle von Durchfall registriert – deutlich mehr als üblich. Auch in Khan Younis sind viele Menschen krank geworden, sagt Um Omar: «Alle Kinder leiden an Durchfall, Koliken, Bauchweh. Alle sind krank. Kinder wie Erwachsene.»

Angst vor dem Winter

Ein grosses Problem ist für die Flüchtlinge der anstehende Winter. Bereits letzte Woche gab es erste heftige Regenfälle. Der Regen verschärft die Situation zusätzlich, weil viele Flüchtlinge in Zelten schlafen müssen. Flüchtling Nadia erzählt: «Der nächtliche Regen hat alles überschwemmt. Wir mussten unsere Sachen auf Stühle legen und die Nacht sitzend verbringen. Wir konnten nirgends anders hin, weil alle Gebäude überfüllt waren.»

Im Winter können die Temperaturen hier – trotz des mediterranen Klimas – auf unter zehn Grad fallen. Besonders schwierig für Ältere, Kranke und Familien mit Kindern. Für die Menschen, die nach Khan Yunis geflüchtet sind, hat der Krieg nach dem Hamas-Massaker alles verändert. Viele haben ihr Zuhause verloren. Auch wenn der Krieg irgendwann zu Ende sein sollte, haben sie keinen Ort mehr, an den sie zurückkehren können.

Kein Zugang für Medienschaffende

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Nach wie vor können Journalistinnen und Journalisten den Gazastreifen nicht von aussen betreten und sich unabhängig ein Bild der Lage machen. Für diesen Beitrag hat SRF mit einem lokalen Team in Khan Younis zusammengearbeitet. Dieses konnte kurz vor dem Zusammenbruch der meisten Kommunikationslinien Bilder und Interviews übermitteln.

10vor10, 17.11.2023, 21:50 Uhr

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