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Dramatische Versorgungssituation in Gaza
Aus Rendez-vous vom 17.11.2023. Bild: Keystone/Mohammed Saber
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Humanitäre Hilfe in Gaza «In Gaza spielt sich eine unerträgliche menschliche Tragödie ab»

Fünf Wochen nach dem Massaker der Hamas präsentiert sich die Lage in Gaza offenbar dramatisch. Das UNO-Welternährungsprogramm sagt, «Brot ist im Gazastreifen ein Luxus» – und warnt vor einer Hungersnot. Die Weltgesundheitsorganisation sorgt sich, dass Krankheiten ausbrechen könnten. Christoph Hanger vom Internationalen Roten Kreuz (IKRK) spricht von einer sich nähernden humanitären Katastrophe.

Christoph Hanger

Christoph Hanger

Pressesprecher des Internationalen Roten Kreuzes

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Christoph Hanger arbeitet seit rund sieben Jahren für das IKRK, unter anderem auf Missionen in Papua-Neuguinea, DR Kongo und Mosambik. Er ist in Jerusalem für das IKRK als Pressesprecher und Medienreferent tätig.

SRF News: Wie ist die humanitäre Situation in Gaza im Moment?

Christoph Hanger: Vor unseren Augen spielt sich in Gaza eine unerträgliche menschliche Tragödie ab. Menschen werden getötet, vertrieben und verwundet. Es fehlt Hunderttausenden von Vertriebenen an lebensnotwendigen Dingen wie Unterkünften, Nahrungsmitteln, Wasser und Hygiene. Die Situation nähert sich rasch einer humanitären Katastrophe.

Wie steht es um die Versorgung mit Lebensmitteln?

Die Menge an humanitärer Hilfe im südlichen Teil des Gazastreifens ist bei weitem nicht ausreichend. Seit dem 7. November sind keine Bäckereien mehr offen, da es an Treibstoff, Wasser und Weizenmehl mangelt und die Feindseligkeiten grosse Schäden verursacht haben. Familien haben Mühe, selbst die grundlegendsten Lebensmittel zu finden. Eltern opfern ihre Mahlzeiten, um ihre Kinder zu ernähren. Wir wiederholen deshalb unsere Forderung nach einem ungehinderten und regelmässigen Fluss an humanitärer Hilfe.

Palästinenser überprüfen eine durch israelische Angriffe beschädigte Bäckerei in Khan Younis im südlichen Gazastreifen.
Legende: Viele Bäckereien wurden zerstört. Mühlen können wegen des Strommangels nicht arbeiten, sagt Christoph Hanger vom IKRK. Berichten zufolge ist Weizenmehl auf dem Markt nicht mehr erhältlich. Reuters/Ibraheem Abu Mustafa

Viele Menschen sind in den Süden des Gazastreifens geflüchtet. Am Donnerstag wurden Flugblätter abgeworfen, die vor Bombardierungen in der Region Khan Younis gewarnt haben. Wohin können diese Menschen fliehen und sich in Sicherheit bringen?

Kein Ort in Gaza ist im Moment sicher. Wir sind äusserst besorgt über die prekären und unsicheren Bedingungen, unter denen die Zivilbevölkerung evakuiert wird. Männer, Frauen und Kinder laufen mit weissen Fahnen Dutzende von Kilometern an Leichen vorbei, die auf den Strassen liegen. Unabhängig von den Modalitäten der Evakuierungen, sicheren Zonen oder humanitären Pausen sind die Konfliktparteien weiterhin an ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht gebunden. Die Zivilbevölkerung, das Personal medizinischer Einrichtungen und die humanitären Helfer sind durch das humanitäre Völkerrecht geschützt.

Ein Krankenwagen fährt im Westen von Gaza-Stadt eine Strasse entlang.
Legende: Das IKRK-Kriegschirurgenteam ist vor drei Wochen im Gazastreifen angekommen. «Es arbeitet in langen Schichten, um die Verwundeten zu operieren, darunter viele Kinder», sagt Hanger. Keystone/EPA/Mohammed Saber

Können Sie zurzeit Hilfe bringen? Reicht das?

Bislang haben etwa 25 Lastwagen mit IKRK-Hilfsgütern die Grenze zum Gazastreifen passiert. Das ist bei weitem nicht genug und nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Vor einigen Tagen haben wir gemeinsam mit dem Palästinensischen Roten Halbmond lebenswichtige Haushaltsgegenstände wie Decken, Planen und Hygienepakete an mehr als 13’000 Menschen im Nahbereich des Gazastreifens verteilt. Weitere Verteilungen sind im Gange.

Die humanitären Bedürfnisse übersteigen bei weitem die humanitäre Hilfe, die ankommt.
Autor:

Ausserdem unterstützen wir Krankenhäuser mit medizinischen Hilfsgütern, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten und ihnen zu helfen, den massiven Zustrom von Patienten zu bewältigen. Die humanitären Bedürfnisse übersteigen bei weitem die humanitäre Hilfe, die ankommt und die wir verteilen können. Das muss sich ändern.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Die Glückskette sammelt

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Der Krieg im Nahen Osten hat bereits Tausende von Menschenleben gekostet, grösstenteils Zivilpersonen. Die Glückskette ruft zur Solidarität auf, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Sie unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Zurzeit ist das Gaza.

Spenden für die Sammlung «Humanitäre Krise im Nahen Osten» können auf www.glueckskette.ch getätigt werden.

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Rendez-vous, 17.11.2023, 12:30 Uhr;

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