Gewaltige Explosionen, ein riesiger Feuerball und gigantische Rauchwolken: Die Fotos und Videos, die Nutzer auf russischen Telegram-Kanälen geteilt haben, sind spektakulär. Sie sollen von einem Munitionsdepot in der russischen Stadt Toropez stammen.
Dieses befindet sich im nordwestrussischen Gebiet Twer, knapp 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Die Detonation liess sogar die Sensoren der Erdbeben-Messstationen ausschlagen. Nasa-Satelliten registrierten extreme Hitze, die von einer Fläche von rund 14 Quadratkilometern aufstieg.
Ukrainische Kampfdrohnen im Einsatz
Die Kleinstadt Toropez mit rund 11'000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurde evakuiert, bei zahlreichen Häusern gingen Fenster zu Bruch. Die russischen Behörden bestätigen bislang nicht, dass es bei dem Munitionsdepot zu einer Explosion kam. Sie machen geltend, die Situation sei unter Kontrolle. Erst am Mittwochnachmittag wurde bestätigt, dass es mehrere Verletzte gegeben hat.
Aus Geheimdienstkreisen in Kiew heisst es, ukrainische Drohnen hätten das Munitionsdepot erfolgreich angegriffen. Es dürfte sich dabei um sogenannte Ljuti-Kampfdrohnen gehandelt haben, eine Eigenentwicklung der Ukrainer. Sie kommen seit diesem Jahr regelmässig zum Einsatz und können angeblich bis zu 1000 Kilometer weit fliegen.
Andrii Jermak, der Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, veröffentlichte ein Video mit Aufnahmen der Explosion , mit dem Kommentar: «Die Demilitarisierung Russlands ist nötig, um den Terror zu stoppen.»
Raketen und Gleitbomben getroffen?
Nach ukrainischen Angaben sollen bei dem Angriff auf das Arsenal in Toropez nicht nur grosse Mengen Artillerie-Geschosse, sondern auch ballistische Raketen und Gleitbomben zerstört worden sein.
Ukrainische Quellen sprechen zudem davon, dass dort auch Raketen aus nordkoreanischer Produktion gelagert gewesen seien. All diese Waffen kann Russland nun nicht auf ukrainische Ziele abfeuern.
Link zum Thema
Russische Militärblogger begannen sogleich zu diskutieren, wie ein solcher Angriff möglich war, war doch das Munitionslager in den letzten Jahren mit enorm viel Geld befestigt worden, angeblich mit einer Betonstruktur.
Ein Blogger berichtete, dass manche Waffen ungeschützt im Freien lagen. Falls das stimmt, hat das möglicherweise damit zu tun, dass das Militär dauernd Nachschub braucht und die Waffen so leichter umzuladen sind.
Verantwortlicher im Juli wegen Korruption verhaftet
Und die Webseite der russischen Menschenrechtsorganisation gulagu.net wies darauf hin, dass der hohe Militär, der die Befestigung des Arsenals verantwortete, im Juli dieses Jahres wegen Betrugs verhaftet worden ist. Gut möglich, dass auch Korruption und Unvorsichtigkeit diesen Schlag der Ukrainer ermöglichte.
Der offenbar erfolgreiche Angriff ist zwar wohl nicht kriegsentscheidend, schwächt aber die russische Militärmaschinerie. Und er hat wohl auch einen grossen psychologischen Effekt. Sowohl in Kiew als auch in Moskau.