Zum Inhalt springen

Header

Audio
Hungerkrise in Ostafrika spitzt sich zu
Aus Rendez-vous vom 19.05.2022. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 10 Sekunden.
Inhalt

Dürre in Ostafrika Wo alle 48 Sekunden ein Mensch verhungert

Angesichts einer drohenden Hungerkatastrophe prangern Hilfsorganisationen das Versagen der Weltgemeinschaft an.

Alle 48 Sekunden stirbt in den Dürregebieten von Ostafrika ein Mensch. So lauten die Schätzung der Hilfsorganisationen Oxfam und Save the Children.  In Somalia, Äthiopien und Kenia vertrocknen die Böden, die Menschen hungern, das Vieh verdurstet. Am Horn von Afrika herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren.

«Die Uhr tickt, und jede Minute, die verstreicht, bringt hungernde Kinder dem Tod näher», sagte Kijala Shako, regionale Sprecherin für das östliche und südliche Afrika bei Save the Children. Derzeit seien 5,7 Millionen Kinder akut unterernährt. Die Vereinten Nationen warnen davor, dass mehr als 350’000 Kinder in Somalia sterben könnten.

Dringender Nothilfe-Aufruf

Um jetzt Leben zu retten, müssten die Staats- und Regierungschefs der G7 und des Westens sofort Gelder bereitstellen, um dem Nothilfe-Aufruf der Vereinten Nationen in Höhe von umgerechnet fast 4.2 Milliarden Euro für die Länder am Horn von Afrika nachzukommen, so die Hilfsorganisationen. Der Aufruf kam anlässlich eines Treffens der G7-Entwicklungsminister am Mittwoch in Berlin.

Totes Nutztier liegt in Siedlung in Somalia
Legende: Kein Wasser, verdorrte Felder, totes Vieh: Wie hier in Somalia sind Millionen Menschen akut unterernährt. Keystone

Während der letzten grossen Dürre im Jahr 2011 starben allein in Somalia fast 260’000 Menschen. Aus dem damaligen Zögern seien nun in einer ähnlichen Situation keine Lehren gezogen worden, heisst es in dem Bericht. 

Schon im vergangenen November hatte die somalische Regierung angesichts der anhaltenden Dürre den nationalen Notstand ausgerufen. Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte im Februar vor akuter Lebensmittelknappheit in den betroffenen Staaten gewarnt.

«Hunger Folge des politischen Versagens»

«Obwohl es immer mehr Alarmsignale gab, haben führende Politiker zu spät und zu verhalten reagiert, sodass jetzt Millionen Menschen mit einer Katastrophe konfrontiert sind. Hunger ist die Folge politischen Versagens», sagte Gabriela Bucher, Geschäftsführerin von Oxfam International.

Die Reaktionen auf Krisen wie den Krieg in der Ukraine oder Covid-19 zeigten, dass die Staatengemeinschaft erfolgreich Ressourcen mobilisieren könne, um Leid zu mindern – «aber nur, wenn sie den festen Willen dazu hat.»

Die Armen trifft die Klimakrise am härtesten

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Anna Lemmenmeier SRF

Anna Lemmenmeier, Afrika-Korrespondentin von SRF: «Die Situation ist dramatisch. Im Januar war ich im Norden von Kenia unterwegs. Schon damals lagen überall Tierkadaver herum, weil das Vieh kein Wasser mehr fand. Die Menschen konnten ihre Tiere aber auch nicht mehr verkaufen. Viele Betroffene erzählten mir damals, dass sie nur noch einmal am Tag essen und dann auch nur Maisbrei. Für die Kinder gab es keine Milch mehr. Jetzt, vier Monate später, hat sich alles nur noch verschlimmert, weil es wieder monatelang nicht geregnet hat.

Es bräuchte mehr Geld und mehr Unterstützung, um den Hungernden sofort zu helfen. Damit löst man das Dürreproblem aber nicht. Beim Klimaschutz richtet sich der Blick in die Länder des Nordens, die hauptverantwortlich für die Klimakrise sind. Afrika ist nur für vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, obwohl hier deutlich mehr Menschen leben als etwa in Europa.

Afrika ist von den extremen Dürren am härtesten getroffen. Es braucht Ansätze, wie man die Menschen in den betroffenen Gebieten besser unterstützen könnte. So könnten etwa Hirten dabei durch Ausbildung unterstützt werden, eine alternative Lebensform zu finden; es bräuchte aber auch Getreidesilos, Stauseen, alternative Heizmöglichkeiten, damit weniger abgeholzt wird, was den Böden helfen würde. Das alles braucht natürlich Geld. Es wäre an der Zeit, dass Länder, die hauptsächlich für die Klimakrise verantwortlich sind, schwache Länder wie Somalia oder Äthiopien unterstützen.»

Rendez-vous, 19.05.2022, 12:30 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel