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Hunderte Millionen hungern Nahrungsmittelverteuerung trifft die Ärmsten am stärksten

Bereits sind 276 Millionen Menschen weltweit von Hunger bedroht. Und wegen des Krieges dürften es noch mehr werden.

Elf internationale Hilfsorganisationen, darunter Oxfam, Save the Children und World Vision, warnen vor einer massiven Nahrungsmittelknappheit, welche die Zahl der vom Hunger bedrohten Menschen auf mehr als 300 Millionen weltweit ansteigen lassen könnte.

Einer der Hotspots befinde sich in Westafrika, teilten die Organisationen im Vorfeld der EU-Konferenz zur Lebensmittel- und Ernährungskrise in der Sahelzone mit. Dort droht die schwerste Hungerkrise seit zehn Jahren.

Dürrezeit – und kein Geld für Grundnahrungsmittel

Gegen 40 Millionen Menschen sind im Sahel schon bald vom Hunger bedroht. «In der Region steht die Dürrezeit an – und Nahrungsmittel, die das ergänzen könnten, was lokal nicht produziert werden kann, sind extrem teuer geworden», sagt Martin Frick. Er ist Leiter des Büros des Welternährungsprogramms der UNO in Berlin (WFP).

Bald noch mehr Menschen vom Hunger bedroht

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Unterernährtes Kind mit Mutter.
Legende: Reuters

Zu Beginn dieses Jahres waren weltweit 276 Millionen Menschen akut von Ernährungsunsicherheit betroffen, sagt Martin Frick vom WFP. «Vor zwei Jahren waren es noch 126 Millionen Menschen gewesen.» Durch die stark gestiegenen Nahrungsmittel- und Treibstoffpreise könnte sich diese Zahl bald auf mehr als 310 Millionen Menschen erhöhen. Diese Menschen bräuchten jetzt dringend Hilfe, zumal nicht nur die Preise für Grundnahrungsmittel gestiegen seien, sondern auch die lokalen Währungen gegenüber dem Dollar weniger wert seien, so Frick. Wichtig sei zudem die Entwicklungszusammenarbeit, damit die betroffenen Länder dereinst ernährungsmässig möglichst auf eigenen Beinen stehen könnten.

Inzwischen sei es zudem so, dass die massiv gestiegenen Treibstoffpreise im Zuge der Ukraine-Krise den Transport von Nahrungsmitteln nochmals stark verteuerten.

Wetterkapriolen, Konflikte und die Pandemie

Bereits jetzt leiden im Sahel mehr als 27 Millionen Menschen an Hunger, weitere elf Millionen Menschen könnten bis Juni hinzukommen. Betroffen sind den Hilfswerken zufolge auch 6.3 Millionen Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren.

Hauptgründe für die Rückgänge in der Getreideproduktion in Westafrika seien Dürren, Überschwemmungen, Konflikte und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Lebensmittelpreise seien in Westafrika in den vergangenen fünf Jahren um bis zu 30 Prozent gestiegen.

Hinzu kommt jetzt der Ukraine-Krieg

Jetzt verschlimmert der Krieg in der Ukraine die Situation: Laut der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) könnten die Lebensmittelpreise weltweit um weitere 20 Prozent steigen.

Darüber hinaus werde die Krise voraussichtlich zu einem erheblichen Rückgang der Weizenverfügbarkeit für zahlreiche afrikanische Länder führen, die einen Grossteil ihres Weizens aus Russland oder der Ukraine importieren.

Auch am Horn von Afrika bedroht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren derzeit die Existenz von Millionen Menschen. In Teilen Somalias, Äthiopiens und Kenias sind nach UNO-Angaben mehr als 13 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht. «In Kenia steht der Weizenpreis mit 550 Dollar pro Tonne auf einem Rekordhoch», sagt Martin Frick vom WFP.

Hunderte Millionen in Afrika vom Hunger bedroht

Dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zufolge sind in ganz Afrika knapp 350 Millionen Menschen – mehr als ein Viertel der Bevölkerung – von einer «alarmierenden Hungersituation» betroffen, die sich in den nächsten Monaten weiter zu verschärfen drohe.

Die Ukraine-Krise könnte nicht nur dazu führen, dass die Lebensmittelpreise weiter steigen, sondern darüber hinaus auch dazu, dass die Geberländer – die wichtigsten sind die USA, die EU und Deutschland – für Afrika weniger Geld locker machen werden; weil sie dieses zur Bewältigung der Ukraine-Krise einsetzen.

Rendez-vous, 5.4.2022, 12:30 Uhr ; 

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