Die Welt wird instabiler. Die gewalttätigen Konflikte werden nicht nur zahlreicher, sondern auch blutiger, teurer, komplexer und sie dauern länger. Allein zwischen Sommer 2024 und Sommer 2025 wurden weltweit 240'000 Menschen in Kriegen getötet, fast ein Viertel mehr als im Jahr davor.
Mit Abstand am meisten Opfer forderte der russische Krieg gegen die Ukraine, nämlich 83'000, gefolgt von jenem in Gaza mit 21'000 und den Bürgerkriegen im Sudan und in Myanmar.
Waren in den vergangenen Jahren die meisten militärischen Konflikte Bürgerkriege, so erlebten wir nun die Rückkehr der zwischenstaatlichen Kriege, sagt Irene Mia vom Londoner Institut für strategische Studien IISS, die Herausgeberin des Berichts über bewaffnete Konflikte.
Den Anfang machte Russlands Angriff auf die Ukraine, doch es folgten in den vergangenen Monaten bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Pakistan und Indien oder zwischen Israel und Iran. Nicht ausgeschlossen sind in naher Zukunft ein US-Angriff auf Venezuela oder ein chinesischer auf Taiwan.
«Verhandlungen über Verhandlungen»
Im Ukraine-Krieg sind die Strategieexperten trotz der jüngsten diplomatischen Hektik wenig optimistisch. Der IISS-Forscher Maximilian Hess sieht derzeit erst «Verhandlungen über Verhandlungen». Und keinerlei Bereitschaft Moskaus, die Angriffe herunterzufahren.
Im Nahen Osten gibt es zwar eine Beruhigung in Gaza. Doch der Grundkonflikt zwischen Israel und dem Iran könnte, so John Raine vom IISS, jederzeit erneut aufflammen.
Obschon nach den israelisch-amerikanischen Militärschlägen geschwächt, habe Teheran bereits begonnen, sein Netzwerk an Verbündeten wieder zu stärken – das gehöre zur Kernstrategie des Iran im Streben nach regionaler Vormacht. Gleichzeitig fahre Israel fort, mit militärischen Mitteln seine Kontrolle über seine Grenzen hinaus zu festigen.
Dramatisches Gesamtbild
In Afrika wiederum laufen in einem Dutzend Länder intensive innerstaatliche Konflikte, von Somalia und Sudan über den Sahel bis Nigeria und Kongo Kinshasa. Dabei mischen oft Akteure von aussen mit und erschweren Lösungen, etwa die Russen im Sahel oder arabische Staaten im Sudan und Libyen.
Es gibt derzeit weltweit so wenig ernsthafte Friedensbemühungen und -verhandlungen wie schon lange nicht mehr.
Der Abzug der Franzosen aus Sahelstaaten und der UNO-Truppen aus Kongo hat die Lage nicht beruhigt, vielmehr verschärft.
Gleichzeitig stellt die IISS-Untersuchung einen Kollaps bei den Mitteln für humanitäre Hilfe fest, so Benjamin Petrini. Dazu eine Zahl: Laut der UNO-Organisation für humanitäre Hilfe Ocha bräuchten aktuell 300 Millionen Menschen Nothilfe. Doch versorgen kann sie mangels Geld bloss 114 Millionen Menschen.
Trumps «Erfolge» kaum nachhaltig
Das Gesamtbild ist dramatisch. Und eine Besserung zeichnet sich vorläufig nicht ab. Denn – auch dies eine Erkenntnis – «es gibt derzeit weltweit so wenig ernsthafte Friedensbemühungen und -verhandlungen wie schon lange nicht mehr», sagt Petrini.
Was wiederum die US-Regierung von Donald Trump versuche oder gar schon als Erfolge für sich reklamiere, seien nicht nachhaltige Ansätze. Vielmehr Bestrebungen, die in erster Linie dem kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteil der USA und von US-Firmen dienen sollen.