Worum geht es?
Am Sonntag um 18 Uhr läuft die Bewerbungsfrist für den Vorsitz der SPD ab. Kurz davor hat der Satiriker Jan Böhmermann nochmals für Spannung gesorgt, indem er am Donnerstagabend in seiner Show «Neo Magazin Royale» seine Kandidatur für die Nachfolge von Andrea Nahles verkündete: «Ich, Jan Böhmermann, möchte Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden.»
Warum will Böhmermann SPD-Chef werden?
Wie er am Fernsehen sagte, sei ihm der frühere SPD-Chef und Bundeskanzler Willy Brandt (1913-1992) im Traum mit den Worten erschienen: «Du musst es machen, der Olaf (Scholz) ist 'ne Pfeife.» Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz gilt als einer der Favoriten für das Amt.
Was ist sein Ziel?
An die Adresse der Parteimitglieder sagte der Entertainer in der Show: «Ich bin bereit, die SPD zu retten, wenn Ihr mir dabei helft.» Zeitgleich startete er im Internet eine Kampagne unter dem Hashtag «#neustart19».
Wie ernst ist es Böhmermann mit seiner Kandidatur?
Am TV und auch auf seiner Kampagnenwebsite «neustart19.de» betonte der 38-Jährige: «Nein, das ist kein Witz.»
Welche Hürden gibt es?
Bis zum Ablauf der Bewerbungsfrist muss Böhmermann SPD-Mitglied werden, was als Grundvoraussetzung für die Kandidatur gilt. Dafür müsste er einen offiziellen Aufnahmeantrag stellen, über den dann der Vorstand des zuständigen Ortsvereins entscheidet. Ferner braucht der 38 Jahre alte Fernsehmoderator die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. Schliesslich muss er noch eine Frau aus der Partei finden, die mit ihm zusammen kandidieren will.
Wie stehen seine Chancen?
Es ist vor allem ein Wettlauf mit der Zeit. Auf seiner Kampagnen-Webseite schreibt Böhmermann allerdings: «Wenn die Sozialdemokratische Partei Deutschlands tatsächlich die effiziente Demokratiemaschine ist, für die ich sie halte, muss es doch möglich sein, die Formalitäten für meine Kandidatur innerhalb von drei Tagen zu erledigen.»
Wie ist die Konkurrenz aufgestellt?
Die Partei erlaubt Kandidaturen von Duos und Einzelpersonen. Bislang hat der Wahlvorstand der SPD bei fünf Kandidatenduos die nötige Unterstützung anerkannt, wie ein Parteisprecher am Donnerstag mitteilte.
Kandidaten für den SPD-Vorsitz
Wie schätzt die SRF-Deutschlandkorrespondentin Böhmermanns Kandidatur ein?
Für Bettina Ramseier ist die Ankündigung des Satirikers «ein riesiger PR-Coup, ja ein Glücksfall für die darniederliegende SPD». Böhmermann habe eine riesige Reichweite, auch in Kreise, die sich die Partei bisher weniger erschliessen konnte. Darum sei es auch nicht wichtig, ob es dem Satiriker ernst sei mit der Kandidatur: «Die SPD profitiert so oder so.» Schwer zu beurteilen sei, ob Böhmermann überhaupt Chancen auf das Amt hat. Allerdings ist Ramseier überzeugt, dass der Kommunikations-Profi Böhmermann seine Erfolgschancen im Voraus durchaus geprüft hat. «Natürlich ist die Elite der SPD ‹not amused›, doch in der Basis wird er Anhänger finden.»
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