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Einbruchdiebstahl im Louvre Pariser Kunstraub: Wie kann das passieren?

Kunstdiebe haben am Sonntag mitten in Paris, im Museum Louvre, wertvollen Schmuck gestohlen. Geklaut wurden Stücke aus der Sammlung Napoleons und seiner Kaiserin, melden französische Medien. Frankreichs Innenminister spricht von einem unschätzbaren kulturellen und historischen Wert.

Oliver Class

Kunsthistoriker

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Oliver Class ist Kunsthistoriker und Experte für die Sicherung und Versicherung von Kunstwerken bei der Allianz Suisse. Foto: Frank Schwarzbach AG

SRF News: Wie kann ein Diebstahl in einem so renommierten Museum wie dem Louvre überhaupt passieren?

Oliver Class: Leider ist das Ereignis in Paris kein Einzelfall. In den letzten Jahren wurden immer wieder spektakuläre Kunstdiebstähle, insbesondere auch aus bedeutenden Sammlungen vollzogen. Man wundert sich, wie das sein kann. Offensichtlich gibt es Mängel, was die Sicherheit angeht.

Was für Mängel meinen Sie konkret?

Offensichtlich ist es so, dass auch in Paris wieder Bauarbeiten am Louvre im Gange waren. Das ist sehr typisch, dass in dem Moment, wo baulich in Gebäude eingegriffen wird, auch die Sicherheit darunter leidet. Denn da ändert sich plötzlich etwas.

Die Sicherheit in den Museen ist nicht mehr gewährleistet.

Da sind bestimmte Zuhaltungen nicht mehr da, da sind Türen offen oder Fenster bleiben unverschlossen, und schon haben die Täter die Möglichkeit, das auszunutzen und in die Gebäude einzudringen. Und das ist natürlich ein immenser Mangel, weil hier die jeweilige Museumsleitung Sorge dafür tragen muss, dass das tunlichst vermieden wird.

Der Louvre ist das meistbesuchte Museum der Welt. Da muss doch das Sicherheitskonzept höchsten Anforderungen entsprechen, oder?

Offenbar nicht. Es gab in den letzten Monaten eine ganze Reihe von Protesten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pariser Museen, auch des Louvre, die von sich aus gesagt haben: Die Sicherheit in den Museen ist nicht mehr gewährleistet. Wir tun, was wir können, aber wir sind personell unterbesetzt. Wir haben die technischen Voraussetzungen nicht, das Publikum, diese Wogen von Touristen, zu kanalisieren.

Ein Stück der Geschichte Frankreichs ist ausgelöscht. Und das ist schrecklich.

Wir sind im Museumsbereich natürlich auch mit dem «Overtourism» konfrontiert, der hier eben ganz besonders schwerwiegende Auswirkungen hat.

Rechnen Sie damit, dass das Diebesgut eingeschmolzen wird?

Aus der Erfahrung der letzten Jahre und der Taten, die bekannt wurden, wo man auch weiss, wie die Täter vorgegangen sind, besteht diese Möglichkeit durchaus. Das würde bedeuten, dass man die Objekte auch nie mehr finden kann, weil sie einfach nicht mehr existieren. Das heisst, ein Stück der Geschichte Frankreichs ist damit ausgelöscht. Und das ist schrecklich.

Wie lässt sich der Schaden in diesem konkreten Fall beziffern?

Das Beziffern ist sehr schwierig bei exzeptionellen Objekten, die auch im Kunsthandel in aller Regel nicht gehandelt werden. Es spielt aber, würde ich mutmassen, für die Republik Frankreich gar keine Rolle. Der Staat trägt zwar das Versicherungsrisiko, aber er trägt es, ohne im Schadensfall dann den Schaden auszugleichen. Ich gehe davon aus, dass, wenn die Objekte verschwunden bleiben, der Louvre nichts bekommt. Der Staat wird aus seinem mageren Budget nicht die vielen Millionen bezahlen können, sondern die Objekte sind halt weg. Der wirklich Leidtragende, sind die Bürgerinnen und Bürger Frankreichs, aber auch die Europäerinnen und Europäer. Denn diese Dinge, die in öffentlichen Sammlungen vorhanden sind, die gehören ja schliesslich uns.

Das Gespräch führte Oliver Kerrison.

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Heute Morgen, 20.10.2025, 06:00 Uhr ; 

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