«Es ist kaum zu fassen. Sie legalisieren Marihuana, aber dann verbieten sie E-Zigaretten». Isa Husary, Manager eines Raucherladens in San Francisco, lässt kein gutes Haar an den Behörden seiner Stadt. Als erste Grossstadt der USA hat San Francisco ein generelles Verbot für E-Zigaretten erlassen.
Es ist kaum zu fassen. Sie legalisieren Marihuana, aber dann verbieten sie E-Zigaretten.
Husary befürchtet massive Einbussen. In den letzten Jahren waren die E-Zigaretten für bis zu 40 Prozent seines Umsatzes verantwortlich. Viele Kunden würden von normalen Zigaretten auf das angeblich weniger schädliche «Vaping» umstellen, sagt er.
Doch die Stadtbehörden halten solche Aussagen für verfrüht. «Bisher wissen wir zu wenig über die genauen Inhaltsstoffe und die Langzeitfolgen», sagt Shamann Walton, der für die Demokratische Partei in der Legislative von San Francisco sitzt. Auf seine Initiative hin hat die Stadt ein vorläufiges Verbot für alle E-Zigaretten ab Anfangs 2020 erlassen.
«Vaping-Epidemie» bei Jugendlichen
Alleine in San Francisco seien tausende Mittelschüler nikotinabhängig geworden, die eigentlich nie eine richtige Zigarette rauchen würden, sagt Walton. «Die Tabak-Multis haben einen Weg gefunden, eine neue Generation süchtig zu machen».
Die Tabak-Multis haben einen Weg gefunden, eine neue Generation süchtig zu machen.
Die nationale Gesundheitsbehörde CDC spricht von einer Epidemie. Sie geht davon aus, dass einer von vier High-School-Schülern in den USA mindestens einmal E-Zigaretten geraucht hat.
Angesichts solcher Zahlen sind strengere Gesetze nicht nur in San Francisco ein Thema. Auch Präsident Trump kündigte eine Verschärfung an. Für zusätzlichen Druck sorgt eine ganze Reihe von Todesfällen, wobei die genauen Ursachen noch nicht geklärt sind.
Im Visier haben die Behörden vor allem E-Zigaretten mit süssen Geschmacksstoffen, von Früchte-Aroma bis «Crème Brûlée». Diese Aromastoffe verführten vor allem Jugendliche und sogar Kinder zum Rauchen, sagen die US-Behörden.
Als erster Bundesstaat hat Michigan nun E-Zigaretten mit solchen Zusätzen verboten. New York hat ähnliche Schritte angekündigt, und auch auf nationaler Ebene wird ein solches Verbot diskutiert.
Staatsanwaltschaften werden aktiv
Marktführer Juul wehrt sich gegen pauschale Verbote. Gegen das Gesetz in San Francisco hat das Unternehmen über eine Lobby-Organisation eine Volksabstimmung erwirkt.
Im November entscheidet die Bevölkerung der Stadt, ob das Verbot Anfangs 2020 vorläufig in Kraft tritt. Zugleich anerkennt Juul die Folgen für Kinder und Jugendliche: «Es tut mir leid, dass es Kids gibt, die unser Produkt benutzen», sagt Geschäftsführer Kevin Burns. Es sei nie die Absicht von Juul gewesen, Jugendliche zum Tabak-Konsum zu animieren.
Es tut mir leid, dass es Kids gibt, die unser Produkt benutzen.
Die Staatsanwaltschaften mehrerer US-Bundesstaaten sehen das anders. Sie haben Untersuchungen gegen Juul eingeleitet, wegen angeblich irreführender Werbung. Der Druck auf die Branche wächst also nicht nur politisch, sondern auch juristisch.