- Der ehemalige Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Andrej Illarionow, ist mittlerweile eine prominente Stimme gegen den Kreml-Chef und seine Politik.
- Illarionow ist der Meinung, dass Putin wieder zurück auf der politischen Weltbühne ist und zu neuer Stärke gefunden hat.
Er kennt Wladimir Putin bestens: Andrej Illarionow war für fünf Jahre wirtschaftlicher Berater des russischen Präsidenten. Heute kritisiert er den Kreml offen.
Die vergangenen Wochen hätten Putin politischen Rückenwind gegeben, besonders sein Besuch in Alaska, sagt Illarionow: «Unglücklicherweise ist das so. Putin bekam sehr viel Aufmerksamkeit, besonders von US-Präsident Trump. Alaska war ein unerwarteter Wendepunkt: Da sind die USA, die Spitze der westlichen Welt, Mitglied der G7 und des UNO-Sicherheitsrates. Und sie distanzieren sich nicht mehr vom russischen Aggressor.»
Putin habe diese Aufmerksamkeit auf der internationalen Bühne umsonst bekommen – ohne konkrete Gegenleistung.
Putin fehlt es an menschlichen Ressourcen für den Krieg. Die hohen Zinsen sind für ihn ein Mittel, um die Leute der zivilen Wirtschaft zu entziehen und sie stattdessen in die Armee zu drängen.
Diese Woche folgte dann der nächste grosse internationale Auftritt: Beim Gipfel der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit in China. Chinesen und Inder sichern dem russischen Präsidenten zu, trotz des Ukraine-Krieges weiter Öl und Gas im grossen Stil aus Russland zu kaufen.
Allerdings hinterlassen die westlichen Sanktionen und vor allem die Kriegswirtschaft Spuren: Die Inflation ist im Moment in Russland hoch, der Leitzins bei 18 Prozent. Sogar russische Spitzenbanker warnen vor einer Rezession. Das spiele aber kaum eine Rolle, sagt Illarionow: «Durch die hohen Zinsen und den wirtschaftlichen Abschwung verlieren die Leute zwar ihre Jobs. Dafür gehen sie in die Armee. Putin fehlt es an menschlichen Ressourcen für den Krieg. Die hohen Zinsen sind für ihn ein Mittel, um die Leute der zivilen Wirtschaft zu entziehen und sie stattdessen in die Armee zu drängen.»
«Krieg in der Ukraine bis 2029»
Putins Obsession für die Kontrolle über die Ukraine habe er schon als Wirtschaftsberater vor mehr als 20 Jahren erlebt. «Er hat diesen Krieg nicht gestern angefangen, nicht vor drei Jahren, auch nicht vor elf Jahren, wie der Westen oft denkt. Putin hat bereits 2003 erklärt, dass er die Ukraine zerstören will. Das ist für ihn ein ideologischer Kreuzzug. Und es wird erst aufhören, wenn er sein Ziel erreicht hat oder Russland besiegt ist», erklärt Illarionow.
Der Krieg in der Ukraine werde mindestens bis Januar 2029 weitergehen, sagt Illarionow. So lange wie Donald Trump im Amt ist.