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Ex-Fussballstar in Ungnade «Gary Lineker wurde für seine Schlagfertigkeit geschätzt»

Die englische Fussballlegende Gary Lineker hört auf mit seiner erfolgreichen Fussballsendung bei der BBC namens «Match of the Day». Grund dafür ist ein umstrittener Instagram-Post. Die Hintergründe kennt der Journalist Ronny Blaschke.

Ronny Blaschke

Journalist und Buchautor

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Der freie Journalist und Buchautor Ronny Blaschke beschäftigt sich intensiv mit dem Verhältnis von Sport und Politik.

SRF News: Worum geht es bei dem Skandal um Gary Linekers Post?

Ronny Blaschke: Lineker postete auf X ein Instagram-Video des Accounts «Palestine Lobby», das auch ein Ratten-Emoji zeigte. Die Nazis hatten Juden als Ratten bezeichnet, entsprechend gilt das Symbol als klar antisemitisch. Lineker entschuldigte sich zwar und sagte, ihm sei dieser Kontext nicht klar gewesen. Trotzdem: Das kann man ihm natürlich nicht so durchgehen lassen, das Ganze wurde deshalb sehr kontrovers diskutiert. Und jetzt führte dies offenbar auch zum Ende seiner TV-Karriere bei der BBC.

Die Fussball-Legende Gary Lineker

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Gary Lineker in weissem Trikot in Aktion auf dem Spielfeld.
Legende: Reuters Archiv

Der heute 64-jährige englische Ex-Fussballstar Gary Lineker galt in den 1980er-Jahren als einer der besten englischen Stürmer. Er spielte 80 Länderspiele für England und schoss zehn WM-Tore für die «Three Lions». Auf Klub-Ebene spielte er während seiner Karriere unter anderem für Tottenham Hotspur, Leicester City oder den FC Barcelona.

Auf X/Twitter folgen ihm fast neun Millionen Menschen. Was Gary Lineker also sagt oder postet, wird von vielen Menschen und Fans wahrgenommen. Lineker galt jahrelang als der bestbezahlte Moderator bei der BBC, er soll umgerechnet rund 1.5 Millionen Franken pro Jahr erhalten haben.

Kommt dieses Ende nach 25 Jahren als Kommentator bei der BBC wirklich überraschend?

Lineker hatte in sozialen Medien in letzter Zeit immer wieder angedeutet, dass seine Zeit bei der BBC bald zu Ende gehe. Er war in der Vergangenheit auch immer wieder wegen politischer Äusserungen angeeckt – etwa mit solchen zum Brexit oder zu Trump. Kommt hinzu: Seit dem 7. Oktober 2023, dem Angriff der Hamas auf Israel, steht die BBC unter starkem Druck und auch oft in der Kritik. Das alles hat wohl auch mit zum Ende Linekers bei der BBC geführt.

Wegen einer Aussage wurde Lineker 2023 für kurze Zeit aus dem BBC-Programm genommen – kehrte aber bald wieder zurück.

Inwieweit trägt Lineker als Medienpersönlichkeit eine besondere Verantwortung, sorgfältig mit politischen Äusserungen umzugehen?

Lineker wurde stets geschätzt für seine Schlagfertigkeit. Er ging bei politischen Äusserungen aber schon auch mal zu weit. So äusserte er sich im März 2023 kritisch zur Einwanderungspolitik der damaligen Tory-Regierung. Er verglich diese mit der Rhetorik, die es in Deutschland unter der Nazi-Herrschaft gegeben habe. Als Folge wurde Lineker für kurze Zeit aus dem BBC-Programm genommen, kehrte aber bald wieder zurück. Einige seiner Äusserungen wurden auch immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen weitergetragen. So gibt es jetzt scharfe Kritik an Linekers Gaza-Repost etwa von jüdischen Organisationen und Fussballvereinen. Letztere getrauen sich zum Teil nicht mehr mit dem Davidstern auf dem Trikot aufs Spielfeld.

Die Sportler wollen in den sozialen Medien wohl keine Kontroversen auslösen und damit vielleicht Sponsoren verlieren.

Kennen Sie andere Beispiele aus der Fussballwelt von politischen Äusserungen?

Seit dem 7. Oktober gibt es dazu etliche Beispiele – vor allem im Nahen und Mittleren Osten. Es gibt dort sogar regelrechte Kampagnen, die Israel aus der Fifa oder aus dem IOC ausschliessen wollen. In Europa und Nordamerika sind Sportlerinnen und Sportler bei dem Thema dagegen auffällig zurückhaltend – wohl wissend, dass das Ganze kontrovers diskutiert wird. Ein Beispiel ist etwa der Fussballer Mohamed Salah vom FC Liverpool. Er ist einer der bekanntesten muslimischen Menschen der Welt, äussert sich aber nicht direkt zum Nahost-Konflikt. Er postet zwar Videos und Bilder, die auf das Leid in Gaza hindeuten, sagt aber nichts direkt zur Politik Israels. Es scheint, die Sportler wollen in den sozialen Medien keine Kontroversen auslösen und damit vielleicht Sponsoren verlieren.

Das Gespräch führte Can Külahcigil.

SRF 4 News aktuell, 22.05.2025. 06:20 Uhr ; 

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