Feuer in Griechenland - Neuanfang nach Waldbrand: Ein Imkerpaar gibt nicht auf
Der Waldbrand 2021 auf der griechischen Insel Euböa war einer der schlimmsten, den das Land die letzten Jahre erlebt hatte. 50‘000 Hektar Pinienwald wurden zerstört, Tausende verloren ihre Existenzgrundlage. Darunter auch ein Imkerpaar – heute hat es sich diese wieder aufgebaut.
In Schutzanzug und Schutzhaube beugen sich Gogo (Georgia) Passa-Afendra und ihr Mann Nikos Afendras über ihre Bienenstöcke und begutachten die fleissigen Insekten. Während Nikos die Bienen mit dem Smoker einräuchert, nimmt Gogo vorsichtig einen Holzrahmen voller Bienen raus: ein sogenanntes Rähmchen.
Die 40-Jährige erklärt mit leuchtenden Augen, was zu sehen ist: «Diese Bienen, die gerade angekommen sind, haben bunte Bällchen an ihren Beinen: Pollen. Damit füttern sie die Bienenbabys.»
Verkohlte Baumreste am Horizont
Die farbenfrohen Bienenstöcke des Imkerpaares befinden sich ausserhalb des Dorfes Pappades, im Norden der Insel Euböa, auf einem Hügel, wo die Familie auch Weintrauben anbaut. Doch der schlimme Waldbrand von 2021 hat in der Umgebung seine Spuren hinterlassen.
Von den einst dichten Pinienwäldern, die für Nordeuböa typisch waren, ist heute kaum mehr etwas übrig geblieben. Überall ragen verkohlte Baumreste in den Himmel: Ein Anblick, der das Imkerpaar immer noch traurig macht. «Das Feuer kam mit einer unglaublichen Wucht», erinnert sich Gogo, «eine riesige Feuerfront, die unsere Pinienwälder fast komplett zerstört hat».
Mit Folgen auch für die Bewohnerinnen und Bewohner, die überwiegend von der Natur gelebt haben. Das Paar zählt Teile ihres Schadens auf: «80 Prozent unserer Bienen starben, alle unsere Hühner, die 500 Olivenbäume unserer Familie verbrannten, sogar unser Weinberg ist zur Hälfte abgebrannt.»
Waldbrand auf Euböa: Tausende verloren Existenzgrundlage
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Euböa ist die zweitgrösste griechische Insel nach Kreta. Der Waldbrand von 2021 zerstörte 50'000 Hektar Wald im Norden der Insel, vor allem Pinienwald.
In den betroffenen Regionen leben die Menschen überwiegend von der Natur: Sie sind Wald- und Harzarbeiter, Imker, bauen Olivenbäume an, halten Ziegen. Der Brand hat nicht nur den Wald, sondern auch einen Grossteil der Bienen, Olivenbäume und Ziegen vernichtet.
Es gab zwar staatliche Entschädigungen, diese deckten aber nur einen Teil des tatsächlichen Schadens ab.
Am schlimmsten traf es die Harzarbeiter: Bis zu 90 Prozent der griechischen Harzproduktion kam aus Nordeuböa. Harz wird in der Industrie genutzt, etwa für Reinigungsmittel, Autolacke, sogar in der Nanotechnologie. Um diese Menschen in der Region zu halten, bindet Griechenland viele ehemalige Harzarbeiter in seine Waldreinigungsreform ein: Sie wurden für einen Zeitraum von sieben Jahren als Waldarbeiter eingestellt und helfen bei der Säuberung der Wälder und der Eröffnung von Waldwegen und Brandschneisen. Dafür bekommen sie rund 800 Euro im Monat. Auch in Griechenland ist das nicht viel, aber immerhin etwas mehr als der Mindestlohn.
Lösung aus der Natur
Nach dem Brand habe es zwar finanzielle Entschädigungen gegeben, doch diese konnten den tatsächlichen Sachschaden nicht wiedergutmachen. Gogo Passa-Afendra habe dieses Geld nicht einmal erhalten, sagt sie: «Für unsere Bienen haben wir keinen einzigen Euro bekommen, da die Bienenstöcke intakt geblieben sind.» Lediglich 2000 Euro gab es für die Olivenbäume. «Wir mussten also schauen, was wir unter den neuen Bedingungen machen können.»
Die Lösung kam von allein: Nach einem sehr schwierigen Winter habe die Natur schon im ersten Frühling nach dem Brand ihr Wunder vollbracht, sagt die Imkerin. Da, wo früher der dichte Wald war und die Sonnenstrahlen den Boden nicht erreichten, spriessen nun unzählige bunte Wildblüten und aromatische Gewürze.
Das sei die perfekte Nahrung für Bienen, so das Imkerpaar: «Wir haben zwar unseren wertvollen Pinienhonig für immer verloren, aber wir haben nun im Frühling einen sehr aromatischen Blütenhonig von bester Qualität.»
Vom Staatsmechanismus enttäuscht
Es bleibt aber die Enttäuschung, dass der Staat ihren Wald und damit auch den Lebensraum der Tiere und Menschen in der Region nicht schützen konnte. Löschversuche seitens der Feuerwehr habe es kaum gegeben, auch Löschflugzeuge hätten sie kaum gesehen, sagen sie.
Griechenland kämpfte im Sommer 2021 gleichzeitig gegen mehrere grosse Waldbrände. Vielleicht war deshalb die Feuerwehr auf Euböa nicht besonders präsent.
Auch wenn sie nach dem Brand fast bei null anfangen mussten: Gogo Passa-Afendra und ihr Mann Nikos wollen mit ihren zwei Kindern weiterhin auf Euböa bleiben und ihrer Leidenschaft, der Imkerei, nachgehen. Dieses Jahr hoffen sie auf 500 Kilo Honig – mehr als letztes Jahr, aber immer noch rund die Hälfte dessen, was sie vor dem
Brand in 2021 erwarteten.
Griechenlands Pläne zur Waldbrandbekämpfung
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Wissenschaftler wie Christos Giannakopoulos, Leiter des griechischen Instituts für Umweltforschungen, warnen: «Durch die Klimakrise werden sogenannte Megafeuer immer öfter vorkommen, insbesondere wenn weiterhin die Erderwärmung vorangetrieben wird.»
Die Prognosen für den Sommer 2024 sind alarmierend: Der Winter 2023/2024 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Schon im April gab es Dutzende kleinere Waldbrände. Griechenland will mit mehreren Massnahmen künftige Waldbrände bekämpfen.
Ein zwei Milliarden schweres Modernisierungsprogramm soll Feuerwehrautos und Löschflugzeuge erneuern. Heute ist eine Grosszahl der Feuerwehrautos älter als 30 Jahre alt.
Im Rahmen des EU-Katastrophenschutzmechanismus nimmt das Land auch Hilfe von anderen EU-Ländern in Anspruch. In Zukunft sollen zwei Löschflugzeuge der EU-Flotte dauerhaft in Griechenland stationiert sein.
Zusätzlich werden Präventivmassnahmen ergriffen. Im Rahmen einer weit angelegten Waldreform sollen über Jahrzehnte vernachlässigte Wälder wieder bewirtschaftet werden, es werden Brandschneisen geschlagen und Waldwege in Schach gehalten. Dadurch sollen künftige Waldbrände schneller unter Kontrolle gebracht werden.
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