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Finanzen «Die US-Notenbank steht vor einer unmöglichen Wahl»

Nach dem Konkurs der Silicon Valley Bank in den USA ist die Verunsicherung gross. Und auch die Angst vor einem erneuten Kollaps des Finanzsystems wie 2008. Die Börsen reagieren mit happigen Verlusten. Und das, obwohl US-Präsident Joe Biden am Montag an die Öffentlichkeit getreten war, um zu versichern, dass das US-Bankensystem stabil sei.

Joe Biden äusserte auch den Vorwurf, dass sein Vorgänger Donald Trump mitverantwortlich sei für die aktuelle Situation. Dieser hatte nämlich strengere Regeln für die Banken abgeschafft. Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann mit einer Einschätzung.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

SRF News: Stimmt es, dass Trump Regeln abgeschafft hat, die jetzt zu dieser Krise geführt haben?

Klaus Ammann: Tatsächlich hat Präsident Trump die Regeln 2018 gelockert. Bis dahin mussten Banken, die mehr als 50 Milliarden Dollar verwalteten, strengere Vorschriften erfüllen. Trump hat diese Latte auf 250 Milliarden angehoben. Der Chef der Silicon Valley Bank hat damals für diese Erleichterung geweibelt, um Kosten senken zu können.

Wie gross ist die Gefahr einer zweiten Finanzkrise?

Derzeit sind die Zahlen bei weitem nicht so alarmierend wie damals. Die Börsen geben zwar weltweit nach, aber in vergleichsweise geringem Umfang. Der Schweizer SMI beispielsweise gibt um gut 1 Prozent nach. Bei den Bankaktien sieht es schlechter aus. Die CS, die ohnehin schon strauchelt, liegt bei -9.6 Prozent, die UBS bei -7.7 Prozent.

Können Sie uns noch einmal erklären, woran die Silicon Valley Bank gestrauchelt ist?

Die Bank hatte viele Staats- und andere Anleihen in den Büchern. Das sind langfristige Papiere, die über eine gewisse Laufzeit stabil Zins abwerfen. Das ist unproblematisch, wenn man sie bis zum Ende der Laufzeit behält. Die Silicon Valley Bank musste diese Papiere aber verkaufen, weil ihre Kunden Cash wollten.

Weil die Zinsen in letzter Zeit stark gestiegen sind, waren diese «alten» Anleihen nicht mehr attraktiv und haben stark an Wert verloren, sodass die Bank dafür viel weniger Geld erhielt, als sie meinte.

Weil die Zinsen in letzter Zeit stark gestiegen sind, waren diese «alten» Anleihen nicht mehr attraktiv und haben stark an Wert verloren, sodass die Bank dafür viel weniger Geld erhielt, als sie meinte. So ist ihr das Geld ausgegangen.

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Legende: Der Konkurs der Silicon Valley Bank bringt die US-Notenbank in eine ungemütliche Position. Reuters

Könnten andere Banken auf der Welt ähnliche Probleme wie die Silicon Valley Bank bekommen?

Gut möglich, dass es die eine oder andere Bank erwischt, die ähnlich ausgerichtet ist. Das Problem heute ist aber weniger die marode und unübersichtliche Situation auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt und vielmehr die allgemeine Verunsicherung. Kundinnen und Kunden könnten jetzt ihr Vertrauen in Banken verlieren und ihr Geld abheben wollen. Um das zu verhindern, hat die US-Regierung angekündigt, dass alle Vermögen in den betroffenen Banken, unabhängig ihrer Grösse, sicher seien.

Die US-Notenbank steht nun vor einer unmöglichen Wahl: Entweder sie provoziert noch mehr Inflation oder sie verschärft die Bankenkrise.

Das ist eigentlich gegen die Regeln. Wer von attraktiv scheinenden Konditionen einer riskanten Bank profitieren wollte, müsste eigentlich den Schaden nun selbst tragen.

Die Ursache sind offenbar die gestiegenen Zinsen. Könnten die Zentralbanken das Problem entschärfen, indem sie die Zinsen wieder senken?

Das könnten sie theoretisch. Praktisch aber wollten die Zentralbanken die Zinsen in nächster Zeit aber weiter erhöhen, um gegen die hartnäckige Inflation vorzugehen. Die US-Notenbank steht vor einer unmöglichen Wahl: Entweder sie provoziert noch mehr Inflation oder sie verschärft die Bankenkrise.

Wie sich die Zentralbanken entscheiden, erfahren wir bald. Die Europäische publiziert am Donnerstag einen nächsten Entscheid. Die US-Notenbank und auch die Schweizerische Nationalbank melden sich dann nächste Woche.

Das Gespräch führte Roger Brändlin.

Echo der Zeit, 13.03.2023, 18:00 ; 

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