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Flugzeugabsturz in Iran
Aus Rendez-vous vom 10.01.2020. Bild: Keystone
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Flugzeugabsturz in Teheran «Irans Behörden halten den Aussagen Kanadas und der USA entgegen»

Was hat zu dem Absturz der ukrainischen Passagiermaschine in Iran geführt? Für den kanadischen Premier Justin Trudeau ist klar, es war eine iranische Boden-Luft-Rakete. Ähnlich sehen das Grossbritannien und die USA. Von iranischer Seite hiess es, es sei ein technischer Defekt. Nun informierte die Luftfahrtbehörde in Teheran. ORF-Korrespondent Jörg Winter war dabei.

Jörg Winter

Jörg Winter

ORF-Korrespondent

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Seit 2000 ist Winter beim ORF in der Auslandsredaktion tätig. Von 2006 bis 2009 war er im Korrespondenten-Studio Washington, von 2011 bis 2014 war er Ostasien-Korrespondent und seit 2015 ist er Leiter im ORF-Büro in Istanbul.

SRF News: Was sagt die iranische Luftfahrtbehörde über den Absturz?

Jörg Winter: Die iranischen Behörden haben im Wesentlichen gesagt, dass man abwarten muss, was bei einer Untersuchung der beiden Flugschreiber herauskommt. Die hat man geborgen. Sie seien beschädigt, heisst es, aber wichtige Teile dürften funktionieren – zumindest geht man davon aus.

Wenn eine Rakete das Flugzeug wirklich während des Flugs getroffen hätte, dann wäre das Flugzeug explodiert, sagen sie.

Das könnte Aufschluss darüber geben, was genau passiert ist. Aber die Behörden halten auch den Aussagen aus den USA und Kanada entgegen. Wenn eine Rakete das Flugzeug wirklich während des Flugs getroffen hätte, dann wäre es explodiert, sagen sie. Doch es ist nicht explodiert. Es hat gebrannt, ist noch ungefähr eine Minute geflogen und ist dann auf den Boden geprallt.

Kanada und die USA berufen sich auf Geheimdienstkreise und auf ein Video. Sie sprechen von einem versehentlichen Abschuss. Gibt es aus Ihrer Sicht Indizien, welche die eine oder die andere Erklärung stützen?

Das ist schwer zu sagen, aber es gibt schon einen gewissen Zusammenhang. Iran hat vier Stunden zuvor amerikanische Luftbasen in Irak beschossen. Die US-Seite sagt nun, dass man Hinweise hätte, dass auf Satellitenbildern die Zündung von zwei Raketen zu sehen gewesen sei, die dann das Flugzeug getroffen hätten. Auf iranischer Seite bestätigt man dies – wenig überraschend – nicht. Man hat am Anfang gesagt, man gehe von einem technischen Defekt aus. Jetzt sagt man, man müsse die Untersuchung abwarten.

Ist die Bereitschaft Irans da, mit westlichen Staaten zu kooperieren?

Zumindest offiziell, ja. Man hat aber gestern noch gesagt, dass man die Blackboxen nicht an Boeing aushändigen wird. Jetzt sagt man, dass US-amerikanische Ermittler von Boeing und auch von der US-amerikanischen Flugsicherheitsbehörde willkommen sind, diese Untersuchungen gemeinsam durchzuführen. Aber es gibt berechtigte Fragen, wie transparent man in Iran ist. Zumindest auf westlicher Seite hat man diesbezüglich Befürchtungen.

Wie wird der Vorfall in der iranischen Bevölkerung diskutiert?

Das ist ein riesiges Thema in allen Medien. Der Vorfall hat ja auch eine sehr tragische Komponente. Es waren viele junge Menschen an Bord. Viele der kanadischen Staatsbürger waren Doppelbürger; Studenten, die diesen billigen Flug von Teheran über Kiew nach Kanada genutzt haben.

Die Leute hier fragen sich, warum der Flughafen von Teheran überhaupt noch offen war.

Wenn es sich verdichten würde, dass tatsächlich iranische Streitkräfte – wenn auch durch einen Fehler – mit einer Rakete dieses Flugzeug abgeschossen haben, könnte das Thema in der iranischen Bevölkerung explodieren.

Dann könnte das Ganze ernsthafte innenpolitische Folgen haben?

Ja, es könnte natürlich ernsthafte Folgen haben, wenn das eigene Militär eine Passagiermaschine abgeschossen hat. Dabei geht es nicht nur um die internationale Propagandaschlacht zwischen den USA und Iran, sondern es ist auch innenpolitisch ein sehr heikles Thema. Teheran hatte nur Stunden zuvor von den USA benutzte Militärbasen in Irak mit Raketen angegriffen. Da fragen sich auch die Leute hier, warum der Flughafen überhaupt offen war, wenn man doch befürchtet haben muss, dass es einen Gegenschlag der USA geben könnte.

Das Gespräch führte Pascal Schmitz.

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