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Flugzeugabsturz in Teheran: Druck auf den Iran steigt
Aus HeuteMorgen vom 10.01.2020. Bild: Keystone / Sergey Dolzhenko
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Absturz der Boeing 737 in Iran Der Nebel lichtet sich

Als zunächst einzig aus dem Pentagon in Washington verlautete, die Iraner hätten die ukrainische Passagiermaschine abgeschossen, blieb die Skepsis. Kurz darauf schlossen sich aber der britische Premier Boris Johnson und der kanadische Regierungschef Justin Trudeau dieser Version an.

Damit schwanden die Zweifel. Zumal Trudeau keinen Anlass hat, reflexartig die US-Erklärung nachzubeten. Kanada ist besonders herausgefordert, befanden sich doch Dutzende von iranisch-kanadischen Doppelbürgern an Bord der Unglücksmaschine.

Niemand unterstellt bisher dem Iran, den Flieger absichtlich abgeschossen zu haben. Dafür liesse sich kein plausibler Grund anführen. Hingegen bedeutet der mutmassliche Abschuss für Teheran einen Imageschaden und nährt Zweifel an der Qualität und der Koordination seiner Streitkräfte.

Von Angriff auf Amerikaner kann keine Rede sein

Zudem starben bei dem Angriff grossmehrheitlich Iraner und iranische Doppelbürger. Von einem Angriff auf Amerikaner oder US-Ziele kann also keine Rede sein.

Warum genau der Abschuss passierte und ob es sich um ein technisches oder ein menschliches Versagen gehandelt hat, werden die Ergebnisse der Flugunfalluntersuchung ergeben. Das kann Monate dauern.

Die Iraner müssten aber vom ersten Moment an gewusst haben, dass in der Nähe des Hauptstadtflughafens eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert wurde. Warum man deshalb zunächst Nebelpetarden lancierte und sich in abstruse Erklärungen verhedderte, ist schwer nachvollziehbar.

Peinlicher Fehler der Iraner

Wenn sich der Abschuss bestätigen sollte, wäre das nicht nur tragisch, sondern auch peinlich für die iranische Führung. Irrtümliche Abschüsse von Flugkörpern durch Fliegerabwehrraketen gab es zwar in der Vergangenheit. So dürfte auch im Fall des Abschusses des Malaysia-Airlines-Fliegers über der Ostukraine nicht die Passagiermaschine, sondern ein Militärflugzeug im Visier der prorussischen Rebellen gewesen sein.

Dass ein solcher Abschuss eine regulär und flugplangemäss startende Maschine in unmittelbarer Flughafennähe trifft, ist jedoch besorgniserregend. Wo war die Koordination zwischen dem Flughafen und der in dessen Nähe stationierten Flieger- und Raketenabwehr?

Unabhängige Untersuchung nötig

Solche Fragen muss eine möglichst unabhängige Untersuchung beantworten. Dafür gibt es internationale Regeln. Der Iran täte gut daran, eine solche Untersuchung rasch und umfassend zu ermöglichen und zu unterstützen.

Die ersten Äusserungen aus Teheran in Sachen Flugunfalluntersuchung waren irritierend und tönten nach Behinderung und Einschränkungen. Aber jetzt scheint der Iran die Kurve zu kriegen. Ausländische Spezialisten sollen zugelassen werden, auch solche des Flugzeugherstellers Boeing.

Fredy Gsteiger

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

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