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Bei Flugzeugkollision in Tokio sterben mehrere Erdbebenhelfer
Aus Tagesschau vom 02.01.2024.
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Flugzeugcrash in Tokio So verhinderte die Airbus-Crew in Japan die Katastrophe

Pilot und Kabinenpersonal handelten blitzschnell und mit Bedacht. Nun sind neue Details zum «Wunder von Haneda» bekannt.

Beim Flugzeugunglück in Tokio ist es den blitzschnellen Entscheidungen der Airbus-Besatzung und der Kooperation besonnener Passagiere zu verdanken gewesen, dass alle an Bord das Flammeninferno überlebten. Für ihre Professionalität und Umsicht werden alle Beteiligten am «Wunder von Haneda» auch Tage danach in Japan wie Helden gefeiert:

Der Pilot, der das ins Schleudern geratene Flugzeug nach der Kollision mit einer Küstenwachenmaschine auf der Nase liegend zum Stehen brachte; die Flugbegleiterinnen, die ohne beschädigten Bordfunk auskommen mussten und mit Megafonen ruhig Anweisungen zur Evakuierung gaben; und die Passagiere, die sitzen blieben, bevor sie sich auf die Notrutschen begaben und ihr Handgepäck dem Flammeninferno überliessen.

Innerhalb von nur 18 Minuten waren alle 367 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder in Sicherheit. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete am Freitag über die dramatischen Momente an Bord.

Nur drei Ausgänge benutzbar

Während die verängstigten Passagiere sahen, wie die Flammen an den Fenstern leckten, Kinder zu schreien anfingen und sich die Kabine mit Rauch füllte, habe die neunköpfige Flugbegleitung schnell die Fluchtmöglichkeiten geprüft: nur drei der acht Ausgänge waren benutzbar. Sie forderten die Passagiere auf, Ruhe zu bewahren und sich zu ducken, um den Rauch nicht einzuatmen, wie Kyodo berichtet.

Die beiden Ausgänge an der Vorderseite des Flugzeugs erwiesen sich als benutzbar. Sofort begannen die Besatzungsmitglieder, die Passagiere nach vorne zu führen, um sie über Notrutschen zu evakuieren. Im hinteren Teil des Flugzeugs sei jedoch nur ein Ausgang benutzbar gewesen. Ein Besatzungsmitglied sah draussen Flammen, was ein sicheres Verlassen des Flugzeugs auf der rechten Seite verhinderte, stellte aber fest, dass die linke Seite frei war und auf dem Boden ausreichend Platz für eine Rutsche vorhanden war, wie es hiess.

Da das System zur Kommunikation mit dem Kapitän nicht funktionierte und immer mehr Rauch in die Kabine drang, musste das Crew-Mitglied ohne eigentlich vorgeschriebene Erlaubnis des Cockpits handeln, öffnete den linken hinteren Ausgang und liess die Rutsche herunter.

Kapitän geht als Letzter von Bord

Diejenigen Passagiere, die den Boden zuerst erreichten, halfen anderen Passagieren am Fusse der Rutschen. Der Kapitän überprüfte alle Reihen, um sicherzustellen, dass die letzten Passagiere das Flugzeug verlassen hatten. Um 18:05 Uhr ging auch er am hinteren Ausgang von Bord – nur Minuten bevor die Maschine vollständig in Flammen aufging.

Während alle 379 Personen ohne lebensgefährliche Verletzungen überlebten, kam für fünf Menschen an Bord des Flugzeugs der Küstenwache jede Hilfe zu spät. Nur der Pilot kam verletzt heraus.

Die Chronologie der Ereignisse

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1. Januar 2024

16:10 Uhr: Ein Erdbeben der Stärke 7.6 erschüttert die japanische Westküste. Tausende Rettungskräfte eilen zu Hilfe. Darunter sind auch Flugzeuge, die auf dem Tokioter Flughafen Haneda stationiert sind.

18 Uhr: Das Flugzeug der Küstenwache, das später mit dem Airbus kollidieren sollte, startet von Haneda zu einem 3.5-stündigen Einsatz und kehrt gegen 21:30 Uhr zum Flughafen zurück.

23 Uhr: Das Flugzeug der Küstenwache bricht mit einer Rettungsmannschaft erneut ins Katastrophengebiet auf.

2. Januar 2024

2:30 Uhr: Das Flugzeug der Küstenwache kehrt von seiner zweiten Mission auf den Flughafen Haneda zurück.

16:15 Uhr: Flug 516 der Japan Airlines nach Haneda startet vom Flughafen Neu-Chitose auf der nördlichen Insel Hokkaido mit 367 Passagieren und zwölf Crewmitgliedern an Bord. Es handelt sich um eine der verkehrsreichsten Strecken der Welt. Japan Airlines führt dort täglich 16 Flüge durch.

16:45 Uhr: Das Flugzeug der Küstenwache verlässt den Hangar auf Haneda für seine dritte Mission in Stunden. Es soll Nahrungsmittel und Wasser ins Erdbebengebiet bringen.

17:45 Uhr: Die Flugsicherung in Haneda, einem der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt, gibt die Landebahn 34R für Flug 516 frei. Die Anweisungen werden laut den von den Behörden veröffentlichten Kontrollturm-Protokollen wiederholt.

17:45 Uhr: Nur Sekunden später befiehlt die Flugsicherung dem Flugzeug der Küstenwache, zu einem Haltepunkt in der Nähe der gleichen Landebahn zu rollen.

17:47 Uhr: Die Maschine der Japan Airlines kollidiert bei der Landung mit dem Flugzeug der Küstenwache. Vertreter der Japan Airlines gaben später zu Protokoll, dass der Airline-Pilot das kleinere Flugzeug wahrscheinlich habe sehen können, bevor es zu spät war. Das Passagierflugzeug schlittert etwa einen Kilometer die Landebahn runter, bis es zum Stillstand kommt.

Ca. 17:50 Uhr: Nachdem das JAL-Flugzeug zum Halten kommt, versucht das Kabinenpersonal die aufgeregten Passagiere zu beruhigen, während sich die Kabine mit Rauch füllt, wie Zeugenaussagen und Videoaufnahmen zeigen. Draussen versuchen zahlreiche Feuerwehrleute, den Brand unter Kontrolle zu bringen.

17:55 Uhr: Der einzige Überlebende des Küstenwachenflugzeugs, der 39-jährige Pilot, funkt seine Basis an, nachdem er sich aus dem Wrack befreit hat.

18:05 Uhr: Der Kapitän der JAL-Maschine verlässt nach der von der Fluggesellschaft als lehrbuchmässig beschriebenen Evakuierung das Flugzeug.

18:15 Uhr: Die geretteten Passagiere berichten von einer lauten Explosion aus dem Flugzeug, das danach völlig in Flammen aufgeht. «Es war ein Wunder. Wir hätten alle sterben können», sagte ein 28-jähriger Passagier später.

20:30 Uhr: Der japanische Verkehrsminister bestätigt frühere Berichte, wonach fünf Besatzungsmitglieder des Flugzeugs der Küstenwache ums Leben kamen. Der überlebende Kapitän erlitt Verbrennungen am ganzen Körper.

3. Januar 2024

Ca. 2:15 Uhr: Das Feuer in der JAL-Maschine wird gelöscht und hinterlässt eine verkohlte Schale. Es ist das erste Mal, dass ein modernes Leichtbau-Flugzeug verbrannt ist.

SRF 4 News, 04.01.2024, 6:07 Uhr;

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