Zum Inhalt springen

G20-Gipfel Wirtschaftsmächte wollen gerechte Verteilung des Impfstoffs

  • Die führenden Wirtschaftsmächte wollen gemeinsam für eine gerechte Verteilung von erschwinglichen Corona-Impfstoffen auf der ganzen Welt sorgen.
  • Zudem wollen sie alles unternehmen, um die schwer angeschlagene Weltwirtschaft wieder in Schwung zu bringen.
  • Das hielten sie in der Abschlusserklärung des virtuellen G20-Gipfels fest, der heute Abend zu Ende ging.

Hauptthema des zweitägigen Videogipfels der G20-Gruppe war der Kampf gegen die Corona-Pandemie, die weltweit schon fast 1.4 Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Das Virus hat sich in fast alle Länder der Welt ausgebreitet.

Die G20-Gruppe trat mit ihrer Abschlusserklärung Befürchtungen entgegen, dass arme Länder bei der Verteilung von Impfstoffen stark benachteiligt werden könnten. «Wir werden keine Mühe scheuen, um einen bezahlbaren und gerechten Zugang für alle Menschen sicherzustellen», heisst es darin. Die Gruppe verpflichtete sich auch, die finanziellen Mittel für die internationale Initiative zur Verteilung von Impfstoffen (Covax) zu stellen. Dafür fehlen bis Ende 2021 sechs Milliarden US-Dollar.

Schweiz am G20-Gipfel: Sommaruga zieht positive Bilanz

Box aufklappen Box zuklappen

Die Schweiz begrüsst den G20-Aktionsplan im Kampf gegen die Pandemie. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) müsse die führende Organisation für die globale Pandemiebekämpfung bleiben, erklärte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga in einer Rede. Aus diesem Grund müsse eine nachhaltige und vorhersehbare Finanzierung für die WHO sichergestellt werden.

Die Schweiz unterstützt laut Sommaruga den G20-Aktionsplan. Es sei dabei insbesondere zu begrüssen, dass der Aktionsplan die unverhältnismässig starken Auswirkungen der Krise auf Frauen, junge Menschen und die schwächsten Teile der Gesellschaft hervorhebe.

Seit dem Ausbruch der Pandemie sei auch das Recht auf freie Meinungsäusserung und Informationsfreiheit immer stärker unter Druck geraten, stellte Sommaruga fest. Es müsse sichergestellt werden, dass die Bevölkerung Zugang zu freien und zuverlässigen Informationen habe, um sich selbst schützen zu können.

In vielen Ländern habe die Pandemie zudem zu hohen finanziellen Kosten geführt, sagte Sommaruga weiter. Es gebe Länder, in denen dadurch die Verschuldung auf ein unhaltbares Niveau gestiegen sei. Hier gelte es gemeinsam Lösungen zu finden.

Kontrolle des Virus bringe wirtschaftliche Erholung

Das Virus unter Kontrolle zu bringen, sei der Schlüssel für die Erholung der globalen Wirtschaft, heisst es in der Erklärung weiter. «Wir sind entschlossen, weiterhin alle verfügbaren politischen Instrumente einzusetzen (...) um das Leben, die Jobs und die Einkommen der Menschen zu schützen», heisst es weiter. Ziel sei es, «den globalen wirtschaftlichen Aufschwung zu unterstützen und die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems zu stärken und gleichzeitig Abwärtsrisiken zu vermeiden.»

Armen Ländern werden weitere Schuldenerleichterungen in Aussicht gestellt. Im nächsten Jahr werde überprüft, ob die wirtschaftliche und finanzielle Lage eine Verlängerung der bislang bis Juni 2021 vereinbarten Stundung der Rückzahlung um sechs Monate erfordert.

Trump attackiert Klimaabkommen

Beim Thema Klimaschutz scherte Trump erneut aus und nutzte seine öffentliche Videobotschaft dazu, das Pariser Abkommen zu attackieren. Die USA seien unter seiner Führung aus dem Abkommen ausgetreten, um nicht «Millionen amerikanischer Jobs und Billionen Dollar» an die «schlimmsten Umweltverschmutzer der Welt» zu verlieren, sagte Trump.

In der G20, in der sich die führenden Wirtschaftsmächte zusammengeschlossen haben, gab es wegen des Austritts der USA seit Trumps Amtsantritt keinen Konsens mehr zu dem Thema.

Trump hat die Wahl am 3. November gegen den Demokraten Joe Biden verloren und soll am 20. Januar als US-Präsident abgelöst werden. Daher war sein Auftritt in der Videokonferenz voraussichtlich sein letzter bei einem internationalen Gipfel. Verabschieden wollte sich der US-Präsident bei den anderen Staats- und Regierungschefs aber nach einem Bericht des britischen «Oberserver» offensichtlich noch nicht. Biden hat bereits angekündigt, dem Klimaabkommen wieder beitreten zu wollen

«Viel Schatten und etwas Licht»

Die Entwicklungsorganisation One sah «viel Schatten und etwas Licht» in den Gipfelergebnissen. Die Beschlüsse seien vage geblieben, sagte One-Direktor Stephan Exo-Kreischer. Bei den Schuldenerleichterungen sei nur wiederholt worden, was bereits vereinbart worden sei. «Und das ist erschreckend wenig.» Ein «kleiner Lichtblick» sei gewesen, dass die G20 den globalen Finanzierungsbedarf für die Entwicklung, Herstellung und Verteilung von Corona-Impfstoffen decken wollten.

Echo der Zeit, 22.11.20, 19:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel