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Nach Krawallnacht in Deutschland: Politik zeigt sich gespalten
Aus Echo der Zeit vom 03.01.2023. Bild: KEYSTONE/DPA/Paul Zinken
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Gewalt an Silvester Das ist über die Täterschaft der Krawalle in Deutschland bekannt

Was die vorwiegend jungen Täter eint, sind Sozialisationsprobleme – und der Konsum von Alkohol sowie wohl auch Drogen.

Worum geht es? Deutschland erlebte eine Silvester-Krawallnacht. In mehreren deutschen Städten wurden Polizei und Feuerwehrleute mit Feuerwerk angegriffen. Alleine in Berlin wurden 18 Beamte verletzt. Am Dienstagnachmittag war die Rede von 159 Festnahmen.

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Aus dem Archiv: Nach Silvesterkrawallen: Politik unter Druck
Aus Tagesschau vom 02.01.2023.
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Was ist über die Täterschaft bekannt? Bei den Tätern handelt es sich vor allem um junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren. Viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Der Innenminister von Niedersachsen spricht auch von rechtsextremen Tätern. «Eine heterogene Gruppe von Männern hat sich an diesen Krawallen beteiligt», erklärt der langjährige SRF-Deutschlandkorrespondent Stefan Reinhart. Die Behörden erklärten zudem, dass fast immer Alkohol und wahrscheinlich Drogen konsumiert wurden. Auch Sozialisationsdefizite spielten eine Rolle – Menschen, die in ihrem Alltag von der deutschen Gesellschaft entfernt leben.

Frau und Kind stehen vor einem ausgebrannten Bus.
Legende: In den Vierteln Berlins, wo die Ausschreitungen stattgefunden haben, leben viele Menschen mit ausländischen Wurzeln. Keystone/AP/Markus Schreiber

Wo liegen die Gründe für die Gewaltbereitschaft? Wie bei vielen anderen Ausschreitungen stehen laut Stefan Reinhart eine Krawalllust, ein sich Austoben junger Menschen im Vordergrund. Experten erwähnen zudem, dass gerade in Problemvierteln wie Neukölln die Menschen in ganz abgesonderten Gesellschaften und dort nach eigenen Gerichtsbarkeiten leben.

Wie werden dort Konflikte gelöst? In diesen Problemvierteln werden Streitigkeiten nach eigenen Regeln innerhalb der Community geklärt. «Experten sagen, es gibt kein Verständnis mehr für allgemeine gesellschaftliche Grundsätze und völlige Selbstverständlichkeiten», sagt Reinhart. Das wäre zum Beispiel, dass eine Ambulanz oder ein Feuerwehrfahrzeug während eines Einsatzes nicht angegriffen werden.

Feuerwehrauto steht vor einem brennenden Gebäude.
Legende: Diese Selbstverständlichkeit, ein Einsatzfahrzeug nicht anzugreifen, fehlt. «Das ist für viele das Schockierende an dieser Nacht von Silvester auf Neujahr», sagt der Deutschlandkorrespondent. imago images/Marius Schwarz

Hat die Gewalt ein neues Ausmass erreicht? Auch bei anderen Gelegenheiten kommt es immer wieder zu Ausschreitungen. «Aber so systematisch und so enorm wie dieses Jahr, das ist schon für viele ein Schock», beschreibt Reinhart seinen und den Eindruck vieler. Die Nacht war hart für die Einsatzkräfte in Berlin: «Junge Männer haben Feuerlöscher aus Eisen auf Ambulanzfahrzeuge geworfen. Sie haben Pistolen, an denen Feuerwerke montiert waren, in Polizeiwagen hineingeschossen. Es wurden auch diverse Sanitäter, Polizisten, Feuerwehrleute verletzt.»

Welche Lösungsvorschläge hat die Politik zur Hand? Einige Vorschläge auf die Krawalle sind sehr schnell erfolgt, Stefan Reinhart bezeichnet sie als «reflexartig». So wird beispielsweise ein Böllerverbot gefordert, was jedoch viele auch ablehnen und das in seiner Umsetzung schwierig ist. Eine weitere Massnahme wären härtere Strafen. Ein Mitarbeiter der Polizei-Gewerkschaft habe gesagt, man müsse die Integrationsleistung verbessern. So stehe es auch im Koalitionsvertrag der Ampelregierung, so Reinhart weiter.

Feuerwerk wird auf einer Strasse gezündet.
Legende: Die Strafen für Menschen, die Rettungskräfte angreifen, wurde bereits vor fünf Jahren erhöht. imago images/Marius Schwarz

Wie sieht eine Integrationsverbesserung aus? Der Gewerkschafter der Polizei habe gesagt, dass die betroffenen Menschen wieder lernen müssten, wie eine Gesellschaft funktioniert und dass sie Teil davon seien, führt Reinhart aus. Ihnen müsse geholfen werden, zurückzufinden. Sie müssten verstehen lernen, welche Dinge sakrosankt sind, wie beispielsweise eine Ambulanz. «Die tiefer greifenden, grösseren Probleme kann man nicht in einer Woche oder in einem Jahr, sondern vielleicht in einer Generation lösen.»

Echo der Zeit, 03.01.2023, 18 Uhr;

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