Das Wichtigste in Kürze
- Das Spiel in der französischen Erstliga zwischen Bastia und Lyon muss wegen wiederholter Gewaltexzesse gegen Spieler des Gästeteams abgebrochen werden.
- Die Präsidentin des französischen Fussball-Verbandes erklärt, dass die Vorfälle «dem Ansehen des professionellen Fußballs» schaden, «der das nicht verdient».
- Das Fussball-Team von Lyon steht damit nur drei Tage nach den Ausschreitungen im Europa-League-Viertelfinale gegen Besiktas Istanbul zum zweiten Mal unfreiwillig im Mittelpunkt eines Skandals.
Weil Anhänger des französischen Fussball-Erstligisten SC Bastia beim Ligaspiel gegen Olympique Lyon (OL) zweimal den Platz stürmten und die Gästeprofis attackierten, ist die Begegnung vorzeitig beendet worden.
«Nach dem erneuten Zwischenfall am Ende der ersten Hälfte hat die LFP entschieden, das Spiel zwischen Bastia und Lyon abzubrechen», teilte die französische Fussball-Liga LFP mit. Zum Zeitpunkt des Abbruchs auf Korsika stand es 0:0.
Spieler flüchten vor Mob
Erstmals stürmten die Chaoten gegen Ende des Aufwärmens auf das Feld. Die Spieler des siebenmaligen Meisters Lyon flüchteten unter Schutz von Ordnern und Sicherheitskräften zurück in die Kabine. Die für 17 Uhr angesetzte Begegnung konnte erst fast eine Stunde später angepfiffen werden, nachdem sich OL zunächst weigerte, auf das Feld zurückzukehren.
Die lokalen Sicherheitskräfte waren gemäss Medienberichten nicht in der Lage, den gewaltbereiten Mob aufzuhalten. Während Minuten hätten sich auf dem Feld hässliche Szenen abgespielt. Die körperlich attackierten Spieler weigerten sich zunächst, auf den Rasen zurückzukehren.
Tränengas gegen Chaoten
In der Halbzeitpause gelangten dann erneut Anhänger des Tabellen-Schlusslichts auf das Spielfeld. Nach dem Abbruch vertrieb die Polizei 100 Chaoten, die noch vor dem Armand Cesari Stadion warteten, mit Tränengas. Anschliessend konnte das Olympique-Team im Mannschafts-Bus das Gelände verlassen.
Bastia, im Februar bereits wegen rassistischer Beleidigungen seiner Fans gegen Nizza-Star Mario Balotelli mit einem Zuschauer-Teilausschluss für drei Spiele belegt, droht nun eine empfindliche Strafe.
Fussballverband erschüttert
LFP-Präsidentin Nathalie Boy de la Tour zeigte sich erschüttert über die Ausschreitungen. «Wir bedauern, dass Bastia so ein schlechtes Bild unseres Fussballs abgibt, es schadet dem Ansehen des professionellen Fußballs, der das nicht verdient», sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
Lyon steht damit nur drei Tage nach den Ausschreitungen im Europa-League-Viertelfinale gegen Besiktas Istanbul zum zweiten Mal unfreiwillig im Mittelpunkt eines Skandals. Das Olympique-Heimspiel am Donnerstagabend hatte ebenfalls verspätet begonnen, nachdem Lyon-Fans aus Angst vor Pyrotechnik und anderen aus dem Oberrang abgeworfenen Gegenständen auf den Platz geflüchtet waren.
Ex-GC-Goalie erinnert sich
Im berüchtigten Stade Armand-Cesari kam es bereits in der Vergangenheit immer wieder zu problematischen Situationen. Vor 39 Jahren scheiterte GC im vorletzten Europacup-Halbfinal einer Schweizer Equipe in der Arena des SC Bastia.
Der Zürcher Ex-Goalie Roger Berbig erinnerte sich in einem SDA-Gespräch vor ein paar Jahren an die unhaltbaren Zustände: «Ich werde nie mehr vergessen, wie wir in diesem Kessel um unsere Gesundheit bangten. Auf der überfüllten Tribüne sassen Männer mit Gewehren und Pistolen. Sie schossen in die Luft.»