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Gluthitze in Spaniens Städten 1.5 Millionen Euro für Sonnensegel, die kaum kühlen

Sie sollten Schatten spenden und kühlen: Doch die neuen Sonnensegel der Puerta del Sol in Madrid erhitzen die Gemüter.

Eigentlich war das Timing perfekt. Denn dieser Juni war der heisseste in Spanien seit Messbeginn. Und genau auf diesen Sommer hin stattete die Stadt Madrid einen ihrer bekanntesten Plätze mit neuen Schattenplätzen aus: 32 Sonnensegel wurden über einen Teil der Puerta del Sol gespannt.

Die umstrittenen Sonnensegel auf der Puerta del Sol.
Legende: Die umstrittenen Sonnensegel auf der Puerta del Sol. Screenshot Skyline Webcams

Doch die Massnahme sorgte vor allem für Polemik. Denn der kühlende Effekt hält sich in Grenzen. Zu heiss brennen die Steinplatten auf dem restlichen Boden des 200 Meter langen und 70 Meter breiten Platzes.

Und dies, obwohl sich Madrid die Sonnensegel einiges hat kosten lassen: Rund 1.5 Millionen Euro verschlang das Projekt, nachdem man ursprünglich mit dreimal weniger gerechnet hatte.

Baumfrei geschützt

Für viele Madrileninnen und Madrilenen ist klar: Es wäre viel besser gewesen, Bäume zu pflanzen. Die Stadtregierung jedoch winkt ab. Dies sei nicht möglich. Denn unter der Puerta del Sol befindet sich ein riesiger Metro-Bahnhof, es habe zu wenig Platz dazwischen für Baumwurzeln. Zudem seien Bäume gar nicht erlaubt: Der Platz ist ein geschütztes Kulturgut – im Zustand ohne Bäume.

Die Kontroverse um die Puerta del Sol steht exemplarisch dafür, wie schwer sich viele spanische Städte im Umgang mit der Hitze tun. Dabei sei klar, was zu tun wäre, sagt Josep Roca Cladera, Städtebau-Experte von der polytechnischen Universität von Katalonien in Barcelona. Die wichtigste Massnahme, um sich an die vermehrten Hitzewellen anzupassen, sei Begrünung: möglichst viele Pärke und möglichst viele Bäume.

Sinkt das Thermometer nachts nicht unter 25 Grad, dann steigt die Anzahl Menschen, die an den Folgen von Hitze sterben.
Autor: Josep Roca Cladera Professor an der Universitat Politècnica de Catalunya, Barcelona

Bäume seien eindeutig wirksamer als Sonnensegel. Denn Segel bremsten den Wind ab, der insbesondere für die nächtliche Abkühlung wichtig sei. Rocas Untersuchungen in Barcelona zeigen, dass gerade die Nachttemperaturen entscheidend sind für die gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen. Sinke das Thermometer nachts nicht unter 25 Grad, dann steige die Anzahl Menschen, die an den Folgen von Hitze sterben, deutlich an, so der Experte.

Rückstrahlung vermindern

Ebenfalls wichtig sei es, sowohl bei Häusern wie bei Strassen die richtigen Baumaterialien zu verwenden. Solche nämlich, die die Strahlung der Sonne möglichst gut reflektieren, was die Erwärmung der Umgebung mildert. Hier gelte: Hellere Materialien sind grundsätzlich besser als dunkle.

Alle diese Massnahmen seien eigentlich gut bekannt und nicht umstritten, so der Städtebau-Experte Roca, sie müssten aber konsequenter umgesetzt werden.

SRF 4 News, 3.7.2025, 07:45 Uhr;weds

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