Auf riesigen Feldern werden Koka-Sträucher angebaut, illegal natürlich. Um den Koka-Bauern ihre Ernte zu vermiesen, hat die Regierung schon in der Vergangenheit jeweils Herbizide eingesetzt. «Wir werden nun wieder in den Regionen spritzen, in denen es umfangreiche Koka Felder gibt, und vor allem, wo kriminelle Gruppen aktiv sind,» erklärte Kolumbiens Verteidigungsminister Diego Molano.
Diese Ankündigung sorgt für Kontroversen: Die Verwendung von Glyphosat wird von gewissen Umweltverbänden und von Teilen der Wissenschaft abgelehnt. Auch die UNO bittet die Regierung, auf eine erneute Besprühung illegaler Koka-Felder zu verzichten – nicht zum ersten Mal. Im Jahr 2015 stufte die Weltgesundheitsorganisation WHO Glyphosat als – Zitat – «wahrscheinlich krebserregend» ein. Damals reagierte der kolumbianische Staat und stoppte das Versprühen aus der Luft.
Anreize für alternative Produkte schlugen fehl
Die Regierung entwickelte daraufhin einen neuen Ansatz beim Kampf gegen Koka: weniger Konfrontation, mehr Kooperation. Die Bauern sollten die Kokapflanzen selbst ausrupfen. Bogotà versprach finanzielle Hilfen für den Anbau alternativer Produkte wie Kaffee oder Bananen.
Doch dieser Plan ging bisher nicht auf: Zwar ist die Anbau-Fläche von Kokapflanzen etwas zurückgegangen, allerdings gab es 2020 einen neuen Produktionsrekord, da die Produktivität anstieg. Durch neue Pflanzen können die Koka-Bauern jetzt alle drei Monate ernten und nicht wie früher zweimal im Jahr. Gemäss des UNO-Büros gegen Drogen und Kriminalität produzierte Kolumbien letztes Jahr 1200 Tonnen Kokain. So viel wie kein anderes Land der Welt.
Washington sitzt der Regierung im Nacken
Die Regierung von Kolumbien sieht sich in einem Wettlauf gegen die Zeit. Sie hat sich gegenüber den USA verpflichtet, bis 2023 die Kokaplantagen auf die Hälfte zu reduzieren. Bereits Anfang März hat die US-Regierung erklärt, dass sie die Wiederaufnahme der Glyphosat-Besprühung von Koka-Feldern unterstützt.
Maria Alejandra Vélez ist Direktorin des Zentrums für Sicherheit und Drogen an der kolumbianischen Universität Los Andes. Gegenüber SRF News betont sie den grossen Einfluss der USA: «Auf jeden Fall übt die US-Regierung, auch unter Joe Biden, weiter Druck auf Kolumbien aus, die Drogenbekämpfung zu beschleunigen. Die USA sind einer der grössten Geldgeber und da verfällt die kolumbianische Regierung auf diese, sagen wir mal, kurzfristige Lösung der Besprühung.»
Ineffiziente Besprühung
Glyphosat ist gemäss einer Studie der Universidad de los Andes sehr ineffizient, um Koka zu bekämpfen. Um einen Hektar Kokapflanzen endgültig zu vernichten, muss die Fläche bis zu 32 Mal besprüht werden. Die Besprühungsoffensive Mitte der 1990er-Jahre verringerte zwar kurzfristig die Anbaufläche. Wenige Jahre später war diese aber wieder auf Rekordniveau.
Einige Ämter müssen noch grünes Licht für den Einsatz von Glyphosat geben, aber das ist reine Formsache. Kolumbien will noch vor Juni mit der Besprühung von illegalen Koka-Feldern beginnen.