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Grossbritanniens Ex-Premier Der talentierte Mr. Blair

Vor wenigen Tagen präsentierte US-Präsident Trump seinen Friedensplan für den Nahen Osten und benannte den Mann, der ihn umsetzen soll: der frühere britische Premierminister Tony Blair. Dessen aussenpolitisches Erbe könnte für den Friedensplan zur Hypothek werden. Ein Porträt.

Als Tony Blair 1997 zum britischen Premierminister gewählt wurde, wurde er von vielen als Hoffnungsträger bejubelt. Der damals 44-jährige Labour-Politiker stand für Aufbruch, Neuanfang und besseres Leben für alle. Mit seinem «dritten Weg» zwischen entfesseltem Kapitalismus und Sozialismus, prägte er eine Ära der britischen Geschichte. Mit Eifer bauten er und seine Regierung an einer neuen Gesellschaft. Bis heute gilt er als einer der erfolgreichsten Premierminister Grossbritanniens.

Sein aussenpolitisches Erbe ist jedoch zwiespältig. Nach den Terroranschlägen von 9. September 2001 versicherte Blair dem damaligen US-Präsidenten Georg W. Bush seine bedingungslose Gefolgschaft im sogenannten Krieg gegen den Terror. «Diese Nacht habe ich den britischen Truppen den Befehl erteilt, gemeinsam mit unseren Alliierten in den Irak einzumarschieren», teilte Blair mit. «Britische Armeeangehörige sind auf dem Luft-, Land- und Seeweg unterwegs. Ihr Auftrag ist, den Diktator Saddam Hussein zu stürzen und all seine Massenvernichtungswaffen zu zerstören.»

Nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein 2003 versank der Irak im blutigen Chaos und die angeblichen Belege der Nachrichtendienste für die Existenz von Massenvernichtungswaffen erwiesen sich als falsch. Blairs Ruf war und blieb beschädigt.

Erfolg im Nordirland-Konflikt

Er habe geglaubt, das Richtige zu tun, schreibt er in seiner Autobiografie. Ein Satz, der im 800-seitigen Werk «Mein Weg» öfters auftaucht. Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von einem Messias-Komplex. Ein religiöser Eifer, sich für das scheinbar Wahre und Gute einzusetzen.

Blair und Ahern umarmen sich.
Legende: Premierminister Tony Blair (r.) und der irische Premier Bertie Ahern umarmen sich am 10. April 1998, nachdem bei den Friedensgesprächen ein Abkommen erzielt wurde. Getty Images/PA Images/John Giles

Im Nordirland-Konflikt ist ihm das tatsächlich gelungen. Blair war wesentlich für das Zustandekommen des Karfreitagsabkommens verantwortlich. Er fühle die Hand der Geschichte auf seiner Schulter, sagte Blair 1998 in Belfast kurz vor der Unterzeichnung des Abkommens.

Weiterhin bestens vernetzt

Nach seinem Rücktritt im Jahre 2007 wurde Blair UNO-Gesandter für den Nahen Osten, wo er einen Frieden zu vermitteln versuchte. Mit umstrittener Bilanz. Den Palästinensern galt er als zu Israel-freundlich. Und ehemalige britische Diplomaten warfen ihm vor, sein Mandat als Nahostgesandter und seine persönlichen Geschäftsinteressen zu vermischen. Doch bis heute ist der ehemalige britische Premierminister auf der internationalen Bühne von Washington bis in die arabische Welt bestens vernetzt.

Blair mit Mikrofon und Buch in der Hand.
Legende: Blair 2025 in Dubai am «World Governments Summit». IMAGO/Anadolu Agency/Waleed Zein

Deshalb soll Blair nun eine Schlüsselrolle in Donald Trumps geplanter Friedensinitiative übernehmen. Das sorgt für Kritik. Im arabischen Raum gilt Blair vielen als mitverantwortlich für die Destabilisierung des Irak. In Grossbritannien wiederum wird Blair nach dem gescheiterten Feldzug bis heute als Ausführungsgehilfe des damaligen US-Präsidenten Bush kritisiert. Zwanzig Jahre nach seinem Rücktritt nun Wasserträger eines unberechenbaren US-Präsidenten zu werden, könnte sein politisches Vermächtnis definitiv beschädigen.

Echo der Zeit, 4.10.2025, 18 Uhr

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