Ein Dreh am Schalter und der kleine ruhige Raum, in dem der Duft des Gewürzes Kurkuma in der Luft liegt, verwandelt sich in eine Lärmhölle.
Trotzdem möchte Heradika Devi kein Dezibel missen. Denn diese Maschine, oder besser: die Sonnenenergie, mit der sie betrieben wird, hat ihr Leben und das vieler Menschen im Dorf Chundri im indischen Bundesstaat Jharkhand deutlich verbessert.
«Früher hatten wir kaum Strom», sagt Heradika Devi. «Wenn es dunkel war, konnten meine Kinder nicht lernen. Und wir Bauern konnten unsere Felder kaum bewässern, weil wir keine elektrische Wasserpumpe hatten.» Jetzt sei vieles einfacher.
Denn seit ein paar Jahren steht am Rande des Dorfes eine Mini-Solaranlage auf einer Fläche halb so gross wie ein kleines Fussballfeld. Sie erzeugt genug Strom für das ganze Dorf.
Devi und 30 weiteren Frauen im Dorf hat die Solarenergie ein Zusatzeinkommen beschert. Das hängt mit der lauten Maschine zusammen, mit deren Hilfe die Frauen Kurkuma-Wurzeln mahlen. Früher wurde sie mit Diesel angetrieben, jetzt mit Solarenergie.
Seitdem gebe es immer genug elektrische Spannung für die Maschine, sagt Devi. Sie könnten nun viel mehr Kurkuma mahlen als vorher. Solarenergie sei auch billiger als Diesel. Auf der anderen Seite des Raums verpacken zwei Kolleginnen das gelbe Gewürz in Plastiksäckchen und machen es fertig für den Verkauf auf lokalen Märkten. Die Einnahmen fliessen in ihre eigenen Taschen.
Die Stiftung Mlinda
Treibende Kraft hinter der Kurkuma-Fabrik: die private Stiftung Mlinda. «Unser Ziel ist es, Entwicklung mithilfe von sauberer Energie voranzutreiben, und das gewinnbringend», sagt Mlinda-Chefin Shelly Jerina Kerketta.
Die Stiftung nutzt Sonnenenergie als Vehikel, um Dorfbewohnerinnen zu Unternehmerinnen zu machen. Sie trainiert sie auch in der Verarbeitung, der Vermarktung, im Verkauf und gibt Kredite. Davon profitieren auch die Kurkuma-Produzentinnen im Dorf Chundri.
Instandhaltung wird zum Problem
«Mini-Solaranlagen sind die perfekte Lösung», sagt Kerketta. Vorausgesetzt, sie würden gut instandgehalten und gepflegt.
Doch das ist die Ausnahme in Indien. Dort gibt es rund 4000 Mini-Solaranlagen. Die meisten hat die Regierung aufgestellt. Eine Untersuchung der Organisation Smart Power India, Ableger der US-Rockefeller-Foundation, zeigt, dass nur fünf Prozent der Anlagen wenige Jahre nach dem Start noch funktionieren.
In der Erneuerbare-Energie-Agentur von Jharkhand ist Mukesh Prasad für die Anlagen verantwortlich. Er bestreitet nicht, dass die meisten keinen Strom mehr liefern.
«Hauptgrund ist die fehlende Instandhaltung», sagt Prasad. Viele Dörfer seien sehr abgelegen. Es fehle die Infrastruktur und auch das Geld, um alle Anlagen in Schuss zu halten. Einige endeten als Unterstand für Kühe.
Wie es besser gehen kann, zeigt das Beispiel Chundri, das Dorf der Kurkuma-Produzentinnen. Neben den Solarpanels am Dorfrand wacht Joyanta Mondal, ein Ingenieur der Stiftung Mlinda. Er stellt sicher, dass Chundri 24 Stunden am Tag Strom mit der immer gleichen Spannung bekommt.
«Wenn wir die Anlage nicht in Ordnung halten, putzen, reparieren, kontrollieren, gibt es deutlich weniger Strom», sagt Mondal. «Und dafür viel Ärger mit den Kundinnen im Dorf.»