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Welche Folgen hat die Tötung des Hamas-Anführers in Beirut?
Aus SRF 4 News aktuell vom 03.01.2024. Bild: Keystone
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Hamas-Anführer getötet «Israel hätte al-Aruri schon lange töten können»

Nachdem in Beirut der zweithöchste Hamas-Anführer getötet wurde, kündigt die Hisbollah-Miliz Vergeltung an. Verantwortlich für den Raketenangriff auf Saleh al-Aruri war mutmasslich die israelische Armee. Lea Frehse, Nahost-Korrespondentin für «Die Zeit», über die Hintergründe und wie es jetzt weitergehen könnte.

Lea Frehse

Lea Frehse

Journalistin

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Die Journalistin Lea Frehse ist Nahost-Korrespondentin der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» mit Dienstort Beirut. Derzeit beobachtet sie die Lage in der Krisenregion von Deutschland aus.

SRF News: Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, dass die Hisbollah-Miliz ihre angedrohte Vergeltung wahr macht?

Lea Frehse: Der Hamas-Anführer wurde in Beirut mitten in dem Quartier getötet, in dem die Hisbollah ihr Hauptquartier hat. Deshalb trifft der Anschlag die schiitische Extremistenorganisation mitten ins Herz.

Mit einem solchen Angriff musste die Hamas nach dem 7. Oktober rechnen.

Allerdings kommt der Angriff auf den Hamas-Anführer nicht überraschend, damit musste man nach dem 7. Oktober – dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel – rechnen. Bislang hat die Hisbollah, wohl aufgrund strategischer Überlegungen, den Konflikt mit Israel nicht eskaliert. Und die Tötung al-Aruris dürfte kaum eine sofortige Abkehr dieser Entscheidung herbeiführen.

«Ungeheuerliche israelische Aggression»

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Legende: Reuters/Mohamed Azakir

Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, wertet die Tötung al-Aruris in Beirut als «ungeheuerliche israelische Aggression». Aus seiner Sicht ist Israels Fähigkeit zur Abschreckung seit dem Überfall der Hamas auf israelische Grenzgebiete am 7. Oktober kollabiert. Er sagte dies in einer mit Spannung erwarteten Rede am Mittwochabend in Beirut. Israel sei geschwächt, so Nasrallah weiter. Mit Gottes Wille werde Israel nicht in der Lage sein, seine Kriegsziele zu erreichen. (reuters)

Was ist der Hintergrund dieser strategischen Entscheidung der Hisbollah, nach dem 7. Oktober den Konflikt mit Israel nicht zu eskalieren?

Die Hisbollah hat langfristige Ziele. Dazu gehört sicher eine Schwächung Israels. Das muss aus ihrer Sicht aber nicht sofort und militärisch sein. Israel ist militärisch wohl überlegen und kann in sehr kurzer Zeit sehr viel Zerstörung anrichten, wie man im Gazastreifen sehen kann. Deshalb will sich die Hisbollah nicht einfach in eine militärische Konfrontation begeben, sondern eine Abnutzung anderer Art bewirken – unter anderem auch in einer gesellschaftlichen Schwächung Israels.

Wie bedeutend war der getötete Hamas-Mann al-Aruri für die Hisbollah?

Al-Aruri war ein wichtiger Verbindungsmann zur Hisbollah, aber kein Mann der Schiiten-Miliz, sondern eben einer der Hamas. Beide Milizen sehen sich als enge Verbündete, mit Iran als Schutzmacht, haben aber eigene Ziele und in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten durchaus auch mal grundlegende Differenzen. So dürfte die Hamas den Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober etwa in Alleinregie durchgeführt haben, obschon es im Vorfeld Treffen zwischen Hamas- und Hisbollah-Führern gab.

Hinter dem Anschlag auf al-Aruri steht mutmasslich die israelische Armee. Wieso hat sie gerade ihn ins Visier genommen?

Al-Aruri war eine zentrale Figur der Hamas und Israel hätte ihn wohl schon lange töten können, denn es ist normalerweise sehr gut über die Aufenthaltsorte der Milizenführer informiert. Wichtiger ist im vorliegenden Fall wohl das Timing: In den letzten Wochen ist immer deutlicher geworden, dass Israel im Gazastreifen keinen so schnellen und deutlichen Erfolg gegen die Hamas erzielen kann wie gehofft – auch wenn die Zerstörung dort immens ist. Deshalb ist die Tötung eines so hohen Hamas-Funktionärs jetzt symbolisch ein sehr wichtiges Zeichen – sowohl gegenüber der eigenen Bevölkerung in Israel als auch gegen aussen.

Das Gespräch führte Romana Kayser.

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SRF 4 News, 3.1.2024, 10:05 Uhr;

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