Seit dem frühen Mittwochmorgen ist eine voraussichtlich sechzigtägige
Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz in Kraft.
Die israelische Armee meldete die letzten Raketenangriffe auf den Norden des Landes, mehrere Stunden bevor die Waffenruhe um 4 Uhr Ortszeit in Kraft trat.
Laut der zwischen Libanon und Israel geschlossenen
Vereinbarung für eine Waffenruhe
mit der Hisbollah dürfen nur
reguläre libanesische Soldaten oder Sicherheitskräfte
im Land Waffen mit sich führen.
Beide Seiten verpflichten sich, die
UNO-Resolution 1701 vollständig einzuhalten
. Sie ermöglicht es den im Süden des Libanon eingesetzten UNO-Friedenstruppen (Unifil), die reguläre libanesische Armee darin zu unterstützen, das Einsatzgebiet von Waffen und nicht dem libanesischen Staat unterstehenden bewaffneten Kämpfern freizuhalten.
Hamas zeigt Bereitschaft für Waffenstillstand
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Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat nach der Waffenruhe Israels mit der libanesischen Hisbollah-Miliz ihre grundsätzliche Bereitschaft für ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen bekräftigt.
Ein Hamas-Vertreter sagte der Deutschen Presse-Agentur gleichzeitig, die Organisation bestehe auf ihren Bedingungen für eine Waffenruhe. Man respektiere die Entscheidung der Hisbollah, aber das palästinensische Volk sei trotz des Leidens im Gazastreifen nicht bereit, seinen Widerstand gegen Israel aufzugeben, sagte er.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind die Bedingungen der Terrororganisation unverändert. Sie fordert unter anderem im Gegenzug für eine Freilassung von rund 100 Geiseln eine umfangreiche Haftentlassung palästinensischer Gefangener und einen vollständigen Rückzug der israelischen Armee. Israel will seine Truppen in strategischen Positionen in dem abgeriegelten Küstenstreifen belassen.
Stunden nach Inkrafttreten der Waffenruhe mit Israel haben im Libanon nach Worten eines Hisbollah-nahen Ministers die
Aufräumarbeiten begonnen
.
Die
libanesische Armee
verkündete am Mittwochnachmittag, ihre
Truppen
würden als Teil der Vereinbarung zur Waffenruhe
im Grenzgebiet stationiert
werden. Diese sollen sicherstellen, dass Hisbollah-Kämpfer sich hinter den Litani-Fluss zurückziehen und dort auch bleiben.
Die israelische Armee meldete am Mittwochabend
vereinzelte Zwischenfälle,
einige Hisbollah-Kämpfer seien von der israelischen Armee getötet worden. Israels Militärsprecher Daniel Hagari warnte zudem libanesische Zivilisten, mit ihrer Rückkehr in den Süden Libanons noch zu warten.
Im Gazastreifen gehen die Kämpfe derweil weiter. Bei
neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen
sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes
mindestens 17 Palästinensergetötet
worden. Zehn Menschen seien bei dem
Beschuss eines Schulgebäudes
in der Stadt Gaza ums Leben gekommen, teilte ein Sprecher des Zivilschutzes mit. Sieben weitere seien bei einem Angriff auf ein Wohngebäude in dem Viertel Al-Saitun im Norden des Küstenstreifens getötet worden.
Von der israelischen Armee gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Berichten. Das Militär betont stets, es gehe im Gazastreifen gegen die islamistische Terrororganisation Hamas vor und bemühe sich, Zivilisten zu verschonen.
Der
Zivilschutz des Gazastreifens
hat am Dienstagmorgen
den Tod von elf Menschen gemeldet
, die bei nächtlichen israelischen Luftangriffen und Beschuss an mehreren Orten im palästinensischen Gebiet ums Leben gekommen sind.
Im äussersten Norden starben
sieben Menschen
und mehrere weitere wurden bei einem Luftangriff auf ein Wohnhaus in
Dschabalia
verletzt, wie ein Sprecher des Zivilschutzes der Nachrichtenagentur AFP sagte. Eine weitere Person sei bei einem Luftangriff auf ein Haus in
Beit Lahia
ums Leben gekommen.
Bericht: Schwere Vorwürfe gegen Netanjahu
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Eine von israelischen Bürgern organisierte Untersuchungskommission hat am Dienstag schwere Vorwürfe gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu und andere wegen des Überraschungsangriffs der Hamas vom Oktober 2023 erhoben. Das Massaker mit 1200 Toten und rund 250 Verschleppten sei durch «Arroganz» der Führung unter Netanjahu und des Sicherheitsapparats ermöglicht worden, heisst es im Abschlussbericht der Kommission. Warnende Stimmen seien unterdrückt und die Hamas für käuflich gehalten worden.
Die Kommission war im Juli von Angehörigen der Opfer und Bewohnern von der Hamas überfallener Ortschaften sowie von Organisationen der Zivilgesellschaft gebildet worden. Sie steht unter Leitung einer früheren Richterin und befragte nach eigenen Angaben rund 120 Personen, darunter Augenzeugen, frühere Regierungschefs und Militärs im Ruhestand. Die Kommission fordert eine offizielle Untersuchung, die auch unwillige Zeugen wie etwa Minister vorladen kann.
Diplomatie, Verhandlungen und Unterstützung
Mehr als ein Jahr nach Beginn des Kriegs mit der libanesischen Hisbollah-Miliz hat das
israelische Sicherheitskabinett
am Dienstag eine
von den USA und Frankreich vermittelte Waffenruhe
gebilligt.
Netanjahu
betonte, man werde hart auf jeden möglichen Verstoss gegen eine Waffenruhevereinbarung durch die Hisbollah reagieren. Die Waffenruhe trat in der Nacht auf Mittwoch um 04:00 Uhr (libanesische Zeit)
in Kraft
.
US-Präsident Joe Biden
begrüsste die Vereinbarung. Ziel sei ein dauerhafter Waffenstillstand. In den kommenden 60 Tagen werde die libanesische Armee wieder vollständigen Besitz über das eigene Territorium ergreifen, die israelische Armee werde sich schrittweise aus dem Süden des Libanons zurückziehen.
Reaktionen auf die Waffenruhe aus aller Welt
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Die Ankündigung einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah sorgte für Reaktionen auf der ganzen Welt.
EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen schreibt von einer sehr ermutigenden Nachricht, während es laut der UNO noch viel Arbeit gibt, um die Einhaltung sicherzustellen. Beide Parteien müssten sich dafür einsetzen.
Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron sagte, das Abkommen müsse ein neues Kapitel für den Libanon sein. Man dürfe aber den Krieg im Gazastreifen nicht vergessen.
Auch die
Schweiz
begrüsse die Einigung und fordere alle Parteien auf, die Waffenruhe vollständig umzusetzen, schreibt das Schweizer Aussendepartement.
Die
Türkei
ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, dafür zu sorgen, dass die Waffenruhe im Libanon hält. «Es ist zwingend erforderlich, dass die internationale Gemeinschaft Druck auf Israel ausübt, damit es die Waffenruhe vollständig einhält und Wiedergutmachung für die Schäden leistet, die es im Libanon verursacht hat», erklärt das türkische Aussenministerium.
Mehrere Staaten der
arabischen Welt
haben die Waffenruhe zwischen der Hisbollah im Libanon und Israel begrüsst. Unter den ersten Ländern, die sich positiv dazu äusserten, waren unter anderem der Irak,
Jordanien und Ägypten
.
Die Aussenministerien von
Irak und Jordanien
erklärten, die Waffenruhe biete eine Gelegenheit, die Gewalt gegen Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland zu beenden. Ägyptens Regierung teilte mit, die Waffenruhe könne zu einer regionalen Deeskalation beitragen.
Zusammen mit Frankreich wollten die USA bei der
Umsetzung des Waffenruhe-Abkommens
helfen, sagte Biden weiter. US-Truppen würden jedoch nicht im Südlibanon zur Friedenssicherung verlegt werden. Die USA wollen nun eine
Waffenruhe im Gazastreifen zügig angehen
, verkündete der US-Sicherheitsberater Jake Sullivan am Mittwoch.
Auch
Katar
begrüsste den Waffenstillstand im Libanon. Das katarische Aussenministerium verkündete am Mittwoch, es
hoffe auf ein «ähnliches Abkommen»
im Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen.
Nach der Waffenruhe werde man sich auf den
Konflikt mit dem Iran
konzentrieren können, sagte Netanjahu. Mit einem Ende des Kriegs mit der Hisbollah werde die islamistische Hamas im Gazastreifen isoliert zurückbleiben. Dies könne den Weg zu einer Vereinbarung über die
Freilassung von rund 100 Geiseln
ebnen.
Israel will Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant anfechten
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Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat beschlossen, dass Israel gegen die Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs gegen ihn und den ehemaligen Verteidigungsminister Joav Gallant Berufung einlegen wird. Die Nachrichtenagenturen Reuters und AFP beziehen sich dabei auf eine Mitteilung des Büros von Netanjahu. Zuvor habe das US-Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf einen anonymen israelischen Beamten darüber berichtet.
Der Internationale Strafgerichtshof sieht den Verdacht als begründet an, Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant hätten Kriegsverbrechen zugelassen.
Der
Iran
plant seinem Aussenministerium zufolge am 29. November in Genf
Atomgespräche
mit Deutschland, Grossbritannien und Frankreich. Von anderer Seite gab es zunächst keine Bestätigung dafür.
Geflüchtete, Opfer, Geiseln
Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sind laut palästinensischen Angaben
44'282 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet
worden.
104'880 Menschen
seien demnach durch die Kämpfe
verletzt worden
(Stand 27.11.24).
UNO: 70 Prozent der Toten in Gaza sind Kinder und Frauen
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Im Gazastreifen sind laut einer Auswertung der verifizierten Todesfälle nach Altersgruppen die meisten Opfer unter fünf- bis neunjährige Kinder. Das geht aus einem
Bericht des UNO-Menschenrechtsbüros
hervor. Das Büro hat für den Zeitraum November 2023 bis Ende August rund 10'000 Todesfälle verifiziert, sagte der Leiter des UNO-Menschenrechtsbüros für die besetzten palästinensischen Gebiete, Ajith Sunghay.
Rund 80 Prozent seien in zivilen Häusern umgekommen. 70 Prozent seien Frauen und Minderjährige gewesen. Am zweithöchsten unter allen Altersgruppen war die Zahl der Todesfälle unter Zehn- bis 14-Jährigen, gefolgt von Kindern im Alter von bis zu vier Jahren.
Die wahre Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher liegen. Viele Todesfälle liessen sich bislang nicht verifizieren, und Tausende Menschen werden bis heute unter Häusertrümmern vermutet. Sunghay konnte nicht sagen, ob die Auswertung repräsentativ für alle Opfer ist.
Israel hat laut Armeesprecher
seit Kriegsbeginn mindestens 17'000 militante Palästinenser
im Gazastreifen «eliminiert» (Stand 15.8.2024).
Ob
die Zahl
nur Tötungen
umfasst oder auch Festnahmen und Verletzte, bleibt unklar. Angaben, ob es sich
ausschliesslich um Hamas-Mitglieder
handelt,
machte die Armee nicht
. Vor Kriegsbeginn schätzte das Militär die Zahl der
Hamas-Kämpfer auf 30'000
.
Im
Libanon
sind gemäss Behördenangaben seit Ausbruch der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der Hisbollah im Oktober 2023
3823 Menschen getötet
und
15'859 weitere verletzt
worden (Stand 26.11.2024). Unter den Getöteten sind nach Behördenangaben mehr als 220 Minderjährige (Stand 19.11.2024).
Rekord wegen Gaza-Krieg: 281 humanitäre Helfer getötet
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Wegen des Konflikts im Gazastreifen sind in diesem Jahr nach Angaben der Vereinten Nationen so viele humanitäre Helfer getötet worden wie noch nie. Wie das UN-Nothilfebüro OCHA mitteilte, sind seit Januar weltweit bereits 281 Todesopfer gezählt worden. Die meisten waren lokale Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen, UN-Institutionen und dem Roten Kreuz. Im Gesamtjahr 2023 waren es 280 Opfer.
Die Zahlen stammen aus einer Datenbank, die in die 1990er Jahre zurückreicht. Demnach wurden dieses Jahr in palästinensischen Gebieten 178 humanitäre Helferinnen und Helfer getötet.
Beim
Terrorangriff am 7. Oktober 2023
wurden auf
israelischer Seite
mehr als
1200 Menschen
getötet, darunter
mindestens 850 Zivilisten
. Weitere
250 Menschen
wurden
als Geiseln
in den Gazastreifen verschleppt.
Mehr als ein Jahr nach dem Angriff auf Israel hat die Hamas nach israelischer Zählung noch
rund 100 Geiseln im Gazastreifen
in ihrer Gewalt. Etwa die Hälfte der rund 100 Geiseln seien noch am Leben,
sagte
der israelische Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu
Medienberichten zufolge
Anfang Oktober
in Jerusalem. Eine offizielle Bestätigung für die genannte Zahl gibt es nicht.
Nach UNO-Angaben sind fast
1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht.
Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa
eine Million Menschen
sei
in UNO-Einrichtungen
im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April.
Glückskette sammelt für Zivilbevölkerung im Nahen Osten
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Wegen der Eskalation des Nahostkonflikts in Libanon und der sich täglich verschlechternden Lage der Zivilbevölkerung in Gaza verstärkt die Glückskette ihre Hilfe für die Betroffenen der humanitären Krise im Nahen Osten und ruft erneut dringend zu Spenden auf.
Die Glückskette unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Diese Partnerorganisationen garantieren die Überwachung der Hilfeleistungen und sie garantieren dafür, dass die Hilfe die Not leidenden Menschen erreicht.
Hier können Sie spenden.
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