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Hamas-Führer im Gazastreifen Wo ist Terrorchef Yahya Sinwar – und weshalb ist das wichtig?

Israel begründet eine mögliche Offensive auf Rafah unter anderem damit, dass sich dort mehrere Anführer der Hamas versteckt hielten – unter anderem der Chef im Gazastreifen, Yahya Sinwar. Er gilt als Drahtzieher des Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober.           

Welche Stellung hat Yahya Sinwar in der Hierarchie der Hamas? Er ist der ranghöchste Hamasführer in Gaza und innerhalb der Hamas-Rangordnung die Nummer zwei hinter Ismail Haniyeh. Dieser sitzt jedoch nicht in Gaza, sondern in Doha, also in Katar, in einem Luxushotel. Weil Sinwar im Gazastreifen ausharren soll, hat er so etwas wie Heldenstatus erlangt, was ihn faktisch zur Nummer eins der Hamas macht.

Welche Rolle spielt Sinwar im Gazakrieg? Sinwar gilt als Planer des Angriffs auf Israel am 7. Oktober. Ob er einen Krieg anzetteln wollte, wie er jetzt stattfindet, ist umstritten. Kürzlich hat einer seiner Weggefährten gegenüber Sky News behauptet: Sinwar wollte nur die israelische Blockade des Gazastreifens brechen und palästinensische Gefangene befreien. Dass Israel mit einer monatelangen, fast totalen Blockade des Gazastreifens und einer ebenso unablässigen Bombardierung des dichtbevölkerten Landstrichs reagieren würde, damit habe er nicht gerechnet. Ob das wahr ist oder nicht, wissen wir nicht.

Wie wichtig ist es aus israelischer Sicht, Sinwar zu finden? Weil Sinwar die Massaker vom 7. Oktober in Israel geplant haben soll, ist es für Israel unabdingbar, ihn zu finden. Israel hat auch eine lange Geschichte mit Sinwar: Seine Familie wurde 1948 aus dem heutigen Ashkelon, heute Israel, vertrieben. Sinwar selbst wurde 1962 im Flüchtlingslager Chan Yunis im Gazastreifen geboren, damals noch unter ägyptischer Herrschaft. 1987 war er Gründungsmitglied der Hamas und baute den gefürchteten Geheimdienstapparat der Hamas auf. 1988 wurde er wegen mutmasslicher Ermordung von zwei israelischen Soldaten und vier Palästinensern verhaftet und in Israel zu viermal lebenslänglich verurteilt. Bei einem Gefangenaustausch kam er frei. Und genau das kritisieren in Israel aktuell Gegner der Geiseldeals. Sie verweisen auf diesen Fall, bei dem das «Monster Sinwar» freigelassen wurde.

Wie ist es möglich, dass Sinwar immer noch nicht gefunden wurde? Sinwar benutzt offenbar kein Mobiltelefon. Er wechselt ständig seinen Aufenthaltsort und teilt wohl nur mit engsten Vertrauten Informationen. Man erinnert sich an die Jagd der USA auf Osama bin Laden, der die Angriffe auf New York und Washington am 11. September 2001 geplant hatte. Die USA brauchten fast 10 Jahre, bis sie ihn in Pakistan aufspürten und töteten.

Ist Sinwar schon lange aus dem Gazastreifen geflüchtet? Das israelische Militär hat ein Video veröffentlicht, das zeigen soll, dass Sinwar sich noch im Gazastreifen aufhält. Das Video ist allerdings vom letzten Oktober. Es dient ein Stück weit als Rechtfertigung der geplanten Grossoffensive Israels gegen Rafah. Israel sagt, dass Sinwar und auch ein Grossteil des militärischen Apparats der Hamas sich dort befänden. Ob das wahr ist oder ob er nicht auch längst schon weg sein könnte, das ist unklar. Klar ist: Wenn der Terrorchef der Hamas nicht mehr in Gaza wäre, würde das die Suche deutlich schwieriger machen.

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SRF 4 News, 16.02.2024, 9 Uhr ; 

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