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Beide Seiten waren an dem Vertrag interessiert
Aus SRF 4 News aktuell vom 16.01.2020.
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Handelsabkommen unterzeichnet «China bleibt fast nichts anderes übrig»

Das Handelsabkommen zwischen China und den USA könne man als Waffenstillstand im Handelskrieg bezeichnen, sagt SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi. Für China sei wichtig, dass der Streit nicht weiter eskaliere.

Martin Aldrovandi

Martin Aldrovandi

Auslandredaktor

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Martin Aldrovandi war von 2016 bis Sommer 2022 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet. Nun ist er als Auslandredaktor für Radio SRF in Bern tätig.

SRF News: Ist der Handelsvertrag mit den USA aus chinesischer Sicht ein guter Deal?

Martin Aldrovandi: Peking spricht von einer Win-Win-Situation, wonach beide Seiten von dem Abkommen profitieren würden. Man will vor dem Volk gut dastehen und nicht den Eindruck erwecken, man sei vor den USA eingeknickt. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua nannte das Abkommen vernünftig und einen guten Start, um mit einem langfristigen und komplizierten Streit umzugehen.

In den chinesischen sozialen Medien gibt es viel Kritik am Deal.

In den sozialen Medien findet sich dagegen viel Kritik. Dort wird moniert, China sei den USA zu weit entgegengekommen, schliesslich würden die bereits eingeführten Zölle für Exporte von den USA nicht zurückgenommen.

Wer hat aus Ihrer Sicht mehr nachgeben müssen: China oder die USA?

Das ist schwer zu sagen. China ist den USA bei der Zusage entgegengekommen, mehr Güter aus Übersee einführen zu wollen. Insofern setzt in diesem Bereich US-Präsident Donald Trump durch, der die schiefe Handelsbilanz stets kritisiert hatte. Allerdings hatte Peking seit längerem signalisiert, dabei Hand bieten zu wollen.

Peking will sich Reformen nicht von den USA diktieren lassen.

Viel komplizierter anzugehen sind jedoch die Vorwürfe des erschwerten Marktzugangs für ausländische Firmen in China, der staatlichen Subventionierung von Firmen, des erzwungenen Technologietransfers oder des mangelnden Schutzes geistigen Eigentums. Um hier etwas zu ändern, braucht es Reformen in China – und die will sich Peking nicht von Washington diktieren lassen. Deshalb ist man hier den USA nur in Teilen entgegengekommen. Im Gegenzug behalten die USA die Zölle bei, damit Peking seine Zusagen dann auch einhält.

Archivbild: Trump und Xi reichen sich die Hand.
Legende: Der Vertrag bedeutet bloss einen Waffenstillstand: Trump und Xi reichen sich die Hände – hier anlässlich von Trumps Besuch in Peking im November 2017. Keystone

Der Streit zwischen den beiden weltweit grössten Volkswirtschaften spitzte sich seit Monaten zu – weshalb ist es jetzt zu dem Teilabkommen gekommen?

Beide Seiten haben ein Interesse daran, dass der Streit nicht weiter eskaliert. Für China bedeutet der Konflikt zusätzliche Unsicherheit in einer Zeit, in der die Wirtschaft nicht mehr so gut läuft wie früher. Auf der anderen Seite kann Trump den Deal im Wahlkampf als Sieg verkaufen.

Es ist offen, wann und ob überhaupt ein umfassendes, zweites Abkommen zustande kommen wird.

Die Zölle bleiben vorerst in Kraft, bis ein zweites Abkommen abgeschlossen ist. Wieso lässt sich China hinhalten und verhandelt weiter mit den USA?

China bleibt fast nichts anderes übrig. Man will nicht noch mehr Konfrontation und Unsicherheit. Eine weitere Eskalation des Handelsstreits wurde nun vorerst vermieden. Davon profitiert auch China.

Kann man von einer neuen Annäherung Chinas und den USA sprechen?

Das wäre im Moment wohl übertrieben. Es handelt sich eher um einen Waffenstillstand. Bis eine Lösung des gesamten Handelskonflikts zwischen den USA und China realisiert ist, wird es noch lange dauern. Wann und ob überhaupt ein zweites, umfassendes Abkommen zustande kommt, ist dabei völlig offen.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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