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Russische Armee weiter auf dem Vormarsch
Aus Rendez-vous vom 06.03.2024. Bild: Reuters
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Heftige Angriffe der Russen Munitionsmangel und fehlende Vorbereitung – Ukraine unter Druck

Seit der Einnahme von Awdijiwka ist die russische Armee weiter vorgerückt. Auch wenn das unter grossen Verlusten an Soldaten geschieht: Offenbar sollen vor Putins Wiederwahl um jeden Preis Erfolge auf dem Schlachtfeld her.

Die russische Armee ist in der Ostukraine auf dem Vormarsch – langsam, aber stetig stossen Truppen weiter gegen Westen vor. Ein Grund neben der fehlenden Munition der Ukrainer ist, dass die ukrainische Armee offenbar nicht auf den Verlust Awdijiwkas vorbereitet war und erst vor kurzem damit begonnen hat, neue Verteidigungslinien weiter westlich zu erstellen.

Man hat den Eindruck, dass die russische Armee vor den anstehenden Präsidentenwahlen vorzeigbare Erfolge haben will.
Autor: Judith Huber SRF-Auslandredaktorin

«Die russische Armee wirft extrem viele Soldaten und Material an die Front. Man hat den Eindruck, dass sie vor den anstehenden Präsidentenwahlen in Russland vorzeigbare Erfolge haben will», sagt Judith Huber. Sie beschäftigt sich bei Radio SRF mit der Ukraine und hat das Land erst kürzlich besucht.

Granaten-Produktion läuft nur langsam an

Während die Russen von Nordkorea mit mutmasslich Hunderttausenden von Granaten und von Iran mit Raketen und Drohnen beliefert worden sind, kommt von den westlichen Verbündeten der Ukraine derzeit praktisch nichts mehr: Die Europäer haben ihre Munitionsvorräte grösstenteils bereits an die Ukraine abgegeben und die Produktion von neuen Granaten kommt nur langsam in die Gänge.

Aus dem Westen kommt derzeit nicht mehr viel

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Legende: Reuters/Inna Varenystia

Letzten Sommer hatte die EU der Ukraine versprochen, bis März dieses Jahres eine Million Granaten des gängigen Nato-Kalibers 155 mm zu liefern – doch laut Aussagen von EU-Vertretern wurde dieses Ziel bei weitem nicht erreicht. Bis Ende Januar waren es bloss 330'000 Stück, bis Ende März sollen weitere 200'000 Stück dazukommen. Und: In den USA wird ein 60 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket für die Ukraine vom republikanischen Speaker im Repräsentantenhaus verhindert, indem er es nicht auf die Liste der zu behandelnden Themen setzt – und das quasi auf Befehl Donald Trumps.

Ein weiteres Problem für die Ukrainer ist, dass sie viel zu spät damit begonnen haben, westlich von Awdijiwka – das übrigens seit 2014 in ukrainischer Hand und stark befestigt war – neue Verteidigungslinien zu bauen. Es gibt in dem weiten und flachen Gelände kaum Panzersperren, befestigte Schützengräben und Minenfelder, um die Russen aufzuhalten.

Bau von Verteidigungslinien versäumt

Ein Grund für dieses Versäumnis sieht Judith Huber darin, dass die ukrainische Führung letzten Sommer viel Hoffnung und Optimismus in die damals angekündigte Sommeroffensive setzte: «Es passte nicht zu diesem Optimismus, gleichzeitig im Hinterland Schützengräben, Panzersperren und Bunker zu bauen.» Man habe wohl befürchtet, man würde sonst die Moral der Ukrainerinnen und Ukrainer schwächen.

Hinzu kommt, dass der Bau solcher befestigter Anlagen enorme Ressourcen verschlingt, über welche die Ukraine entweder nicht verfügt hat oder in die Sommer-Offensive werfen wollte. «Hinzu kamen zuletzt Meinungsverschiedenheiten zwischen der militärischen und politischen Führung – deshalb hat man nicht entschlossen und schnell genug gehandelt», so Huber.

Zunehmend Kritik an der Führung des Landes

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Angesichts der folgenschweren Versäumnisse wird zunehmend auch Kritik laut, etwa in den sozialen Medien. Dort gibt es in letzter Zeit vermehrt Beiträge von Leuten, die Berichte von Verwandten oder Bekannten an der Front über die fehlenden Mittel veröffentlichen. Das werde auch Präsident Wolodimir Selenski und der politischen Führung schaden, ist Judith Huber überzeugt – wenn auch noch völlig unklar sei, wie sehr. Allerdings: «Alle versuchen, diese Kritik und diese Differenzen nicht zu laut werden zu lassen – denn jede Uneinigkeit spielt ja wieder den Russen in die Hände.»

Erfolgreicher sind die Ukrainer offenbar im Kampf gegen russische Flugzeuge und Schiffe der Schwarzmeerflotte. So will die Ukraine in den letzten zwei Wochen rund ein dutzend Kampfflugzeuge der Russen sowie ein Aufklärungsflugzeug abgeschossen haben. Von den Russen wurde dies bislang nicht kommentiert.

Weiteres Schiff versenkt

Ausserdem hat die ukrainische Armee erst am Montag ein weiteres russisches Kriegsschiff versenkt. «Seit Beginn des Krieges hat die Ukraine rund ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte versenkt», sagt Huber. Die Russen hätten deshalb die Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen praktisch aufgeben müssen, inzwischen läuft der Getreide-Export fast wieder auf Vorkriegsniveau.

Allerdings: Die Zeit spielt für Russland. Denn Moskau geht sehr entschlossen und brutal vor – es hat seine Industrie auf Kriegswirtschaft umgestellt und wirft tausende Soldaten ohne Rücksicht auf Verluste an die Front – und viele von ihnen direkt in den Tod.

Video
Archiv: Ein Augenschein an der Front in der Ostukraine
Aus SRF News Videos vom 25.02.2024.
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Rendez-vous, 06.03.2024, 12:30 Uhr;

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