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Chinas Spitäler: Die Situation ist dramatischer als offiziell dargestellt
Aus SRF 4 News vom 05.01.2023. Bild: Keystone
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Heftige Covid-Welle Chinas Spitäler sind voll mit Coronakranken

Eine Reportage aus einem Spital in Schanghai, das vollkommen überfüllt ist.

Im Fünf-Minuten-Takt fahren die Ambulanzen bei der Notaufnahme des Zhongshang-Spitals im Stadtzentrum von Schanghai vor. Es ist eines der grössten Spitäler der Stadt. Drinnen bietet sich ein Bild, wie man es vor nahezu drei Jahren in Italien, den USA und anderen Ländern gesehen hat. 

Notfall.
Legende: Der Notfall des Zhongshang-Spitals ist überfüllt mit Corona-Kranken. Es werden vorwiegend ältere Menschen eingeliefert. SRF/Samuel Emch

Die Notaufnahme ist voll. Betten, Pritschen und Rollstühle reihen sich aneinander in den Gängen. Dazwischen grosse blaue Sauerstoffflaschen und Klappstühle. Darauf sitzen Enkel, welche die Hand ihrer regungslosen Grossmutter halten, Töchter, die sich über ihre Väter beugen, die nach Luft schnappen. Die Patientinnen und Patienten: Es sind ausschliesslich alte Leute.

So viele Menschen sterben, es ist beängstigend.
Autor: Frau in der Notaufnahme Ihre Mutter ist erkrankt

Eine Frau, die ihre Mutter betreut, sagt: «Wir sind seit drei Tagen hier. Mein Vater starb bereits am 27. Dezember. Covid ist eine ernste Sache. So viele Menschen sterben, es ist beängstigend. Stellen Sie sich vor, wir wurden gebeten, den Leichnam meines Vaters eine Woche lang im Haus aufzubewahren.»

Keine Betten mehr auf den Stationen

Nicht nur die Notaufnahmen sind derzeit voll. Aus dem Lautsprecher fordert eine müde Frauenstimme, das Bett 81 wieder frisch zu machen. Das Personal versucht, den Ansturm so gut wie möglich zu bewältigen. Im Zhongshang-Spital scheint dies – trotz überfüllter Notaufnahme – einigermassen zu gelingen. Die Patientinnen und Patienten erhalten zumindest Medikamente und Sauerstoff. In anderen Spitälern sei der Sauerstoff ausgegangen, sagen verschiedene Angehörige.

Ambulanzfahrer.
Legende: Ein Ambulanzfahrer macht eine kurze Pause, während sich die Rettungsmannschaft umzieht. SRF/Samuel Emch

Eine elegant angezogene Frau mit grosser Brille schiebt ein Kissen unter den Rücken ihres Grossvaters. Sie seien ebenfalls seit drei Tagen in der Notaufnahme. «Es gibt keine Betten auf den Stationen», sagt sie. Diese Corona-Welle sei sehr ernst zu nehmen. Die Symptome des 94-jährigen Grossvaters seien nicht allzu schlimm. Sein Stöhnen lässt anderes vermuten. «Sobald er stabil ist, gehen wir wieder», sagt sie.

Krankentransporte werden häufig bar bezahlt

Hinausgehen sieht man kaum jemanden aus der Notaufnahme. Dafür kommt draussen bereits wieder die nächste Ambulanz mit Blaulicht. Bei einem geparkten Krankenwagen reicht eine junge Frau ein Bündel Geld durchs Fenster.

Wir arbeiten derzeit doppelt so viel wie normal. Mindestens.
Autor: Ambulanzfahrer Shanghaier Zhongshang-Spital

«Wir arbeiten derzeit doppelt so viel wie normal. Mindestens», sagt der Fahrer. Er zeigt auf eine Plastiktüte voller Hunderternoten. «Schau, all dieses Geld.» Der Krankentransport wird in China oft in bar bezahlt.

Ambulanzen.
Legende: Ambulanzen im Dauereinsatz: Wer kein Bett in der Notfallaufnahme erhält, kann eines von der Ambulanz mieten SRF/Samuel Emch

Seit dem Ansturm auf die Notaufnahme in den letzten Wochen hat der Ambulanzfahrer noch ein Nebengeschäft: Er vermietet einfache Betten für die Kranken, die in der Notaufnahme keines mehr gekriegt haben.

Rendez-vous, 05.01.2023, 12:30 Uhr

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