Ebola in Schach halten, Malaria bekämpfen, das Gesundheitswesen in Drittweltländern auf Vordermann bringen, wie es die UNO-Nachhaltigkeitsziele verlangen und, ganz akut, die Coronakrise meistern: «Die Erwartungen an die Weltgesundheitsorganisation sind gewaltig», sagt Suerie Moon. Sie leitet das Zentrum für internationale Gesundheitspolitik am Genfer Graduate Institute: «Gleichzeitig werden der WHO die nötigen Mittel verweigert. Vor allem die finanziellen.»
Ein Budget wie ein Schweizer Unispital
Tatsächlich ist das Budget der WHO mit gut zwei Milliarden Dollar geringer als das eines grossen Schweizer Universitätsspitals. Dazu kommt: Fest kalkulieren kann die WHO nur mit den obligatorischen Beiträgen der Mitgliedstaaten – und selbst da gibt es Risiken.
Der bislang mit Abstand grösste Beitragszahler, die USA, treten nämlich 2021 aus der Organisation aus, falls im November Präsident Donald Trump nicht noch abgewählt wird. «Nur über die festen Mitgliederbeiträge, keine zwanzig Prozent des Haushalts, kann die WHO frei verfügen», klagt Generaldirektor Tedros Ghebreyesus.
Für Ghebreyesus ist die neue WHO-Stiftung deshalb «ein historischer Schritt». Die Idee für die Stiftung entstand in der WHO selber. Gründer und Präsident der Stiftung nach Schweizer Recht mit Sitz in Genf ist Professor Thomas Zeltner, früher Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
Auch Zeltner sieht die WHO krass unterfinanziert: «Gewisse Dinge können aufgrund der knappen Mittel nicht gemacht werden. Und das schadet der Gesundheit auf diesem Planeten.»
Milliarden für die WHO
Das Ziel der Stiftung ist enorm ehrgeizig: Der WHO soll zunächst eine Milliarde Dollar an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung gestellt werden, verteilt über drei bis vier Jahre.
Als Geldgeber im Visier sind nicht Staaten, sondern drei andere Spendergruppen: «Erstens sehr wohlhabende Einzelpersonen, zweitens die allgemeine Bevölkerung und drittens der Wirtschaftssektor», führt Zeltner aus.
Bereits gebe es beträchtliche feste Zusagen, so der frühere BAG-Direktor. Nächstes Jahr sollen bereits 200 bis 300 Millionen Dollar zur Verfügung stehen. Namen nennt er noch keine, bevor rechtlich nicht alles abgesichert ist.
Nur so viel: Es soll sich bislang primär um wohlhabende Mäzene handeln, denen die Stärkung des internationalen Gesundheitswesens ein Anliegen ist. Sie stellen offenbar keine Bedingungen für ihre finanzielle Unterstützung: «Nein, Gott sei Dank nicht», sagt Zeltner.
Kann die Stiftung das leisten?
Das heisst, die WHO kann die Mittel frei verwenden und muss nicht Interessen und Vorgaben der Stifter berücksichtigen: «Durch die zusätzlichen Geldquellen wird die Ressourcenbasis breiter», sagt Zeltner.
Durch die zusätzlichen Geldquellen wird die Ressourcenbasis breiter.
Somit soll die WHO weniger politischem Druck unterworfen sein wie ihn die USA vor ihrer Austrittsentscheidung ausübten. Auch würde es keine Bedingungen zur Verwendung des Geldes geben, wie sie die bisherigen Spender oft stellten. Damit würde die WHO unabhängiger, so Zeltner.
Die Zukunft der WHO hängt nun nicht unwesentlich davon ab, ob die WHO-Stiftung tatsächlich leisten kann, was man sich von ihr verspricht.