Zum Inhalt springen

Header

Video
Schredder-Fall: «Ich gebe die Festplatten nicht aus der Hand»
Aus Tagesschau vom 24.07.2019.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 51 Sekunden.
Inhalt

Ibiza-Gate weitet sich aus «Kurz' Mitarbeiter steckte diese Daten in den Hosensack»

Im Mai, wenige Tage nach der Veröffentlichung des sogenannten Ibiza-Videos, liess der Social-Media-Manager des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz unter falschem Namen fünf Festplatten schreddern. Nun prüft die Staatsanwaltschaft, ob Beweismittel vernichtet wurden. Florian Klenk von der Wochenzeitung «Falter» wundert sich über die merkwürdigen Vorgänge.

Florian Klenk

Florian Klenk

Chefredaktor

Personen-Box aufklappenPersonen-Box zuklappen

Florian Klenk, Jahrgang 1973, ist ein österreichischer Jurist, Journalist und Buchautor. Seit Mitte 2012 ist er Chefredaktor der linksliberalen Wiener Wochenzeitung «Falter».

SRF News: Was für Beweise könnten geschreddert worden sein?

Florian Klenk: Darüber kann ich nur spekulieren. Was man sagen kann ist, dass der zurückgetretene Heinz-Christian Strache in dem legendären, fünfstündigen Ibiza-Video nicht nur davon spricht, dass die FPÖ über nicht legale Wege Parteispenden bekommt, sondern auch die ÖVP und die SPÖ. Das führte vor einigen Wochen dazu, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen alle Vereine, die diesen Parteien nahestehen, eingeleitet hat.

Was ist genau vorgefallen?

Nur ein paar Tage nach Auffliegen der Ibiza-Affäre letzten Mai hat sich ein enger Mitarbeiter von Sebastian Kurz mit einem falschen Namen bei Gmail eine E-Mail-Adresse erstellt. Dann rief er bei einer Schredder-Firma an und fragte, ob er am nächsten Tag kommen könne, um fünf Festplatten höchstpersönlich zu schreddern – ein merkwürdiger Vorgang.

Schadet die Affäre Sebastian Kurz?

Box aufklappenBox zuklappen
Sebastan Kurz vor zwei Mikrofonen
Legende: Der abgesetzte Sebastian Kurz möchte wieder Kanzler werden. Keystone

Österreichs Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz möchte Ende September wiedergewählt werden. Schmälert die Vernichtungsaktion von Datenträgern seine Wahlchancen? «Nach jetzigem Stand nicht», glaubt der österreichische Politikwissenschaftler Peter Filzmaier. Dies, obwohl die Affäre «bizarr bis lächerlich» sei. «Schon allein, weil Kurz' Mitarbeiter zwar einen falschen Namen, aber seine echte Handynummer angab – so dumm muss man erstmal sein – entsteht der Eindruck, die Partei habe unsaubere Machenschaften zu verbergen.» Laut Umfragen führt die ÖVP jedoch klar mit über 35 Prozent. «Kurz müsste wirklich persönliches Wissen nachgewiesen werden; etwas, das einen handfesten Skandal ausmacht.»

Aber man weiss nicht, ob private Familienfotos oder – wie Kurz sagte – Druckerserver vernichtet wurden?

Das Merkwürdige ist, dass diese Person in diese Schredderfirma kam und nicht sagte, dass sie vom Bundeskanzleramt ist, und auch nicht, dass das Druckerfestplatten aus dem Kabinett des österreichischen Bundeskanzlers sind. Er wollte sie selbst schreddern. Er schredderte sie sogar dreimal, was sehr ungewöhnlich ist. Wir haben mit dem Chef des Unternehmens, der Firma Reisswolf, gesprochen: In 25 Jahren sei so etwas noch nie passiert.

Was die Sache noch mysteriöser und fast schon komisch macht: Er vergass, die Rechnung zu bezahlen.

Kurz sagt, es seien Druckerfestplatten gewesen. Man hätte schon den Auszug aus dem Bundeskanzleramt vorbereitet. Offizielle Daten werden in dem Fall ans Staatsarchiv übergeben. Aber wenn Dokumente ausgedruckt werden, kleben noch Datenreste an den Festplatten. Die zerstört man. Man ruft eine Datenvernichtungsfirma an und die Daten werden vor den Augen des Teams oder des Securitybeauftragten professionell vernichtet.

Aber in diesem Fall lief es anders ab...

Hier steckte sich Kurz' Mitarbeiter diese Daten in den Hosensack und fuhr unter falschem Namen in einen Entsorgungsbetrieb. Was die Sache noch mysteriöser und fast schon komisch macht: Er vergass, die Rechnung über 76.40 Euro zu bezahlen. Daher erstattete die Firma Reisswolf Anzeige und die Justiz wurde auf diese merkwürdige Tangente der Ibiza-Affäre aufmerksam.

Audio
Florian Klenk: «Eine sehr mysteriöse Geschichte»
aus SRF 4 News aktuell vom 24.07.2019.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 45 Sekunden.

Sie haben die Seriennummern der Festplatten veröffentlicht. Wieso?

Wir wollen dokumentieren, dass es diese Festplatten gibt. Aber man kann anhand dieser Seriennummern noch weitere Details rekonstruieren, etwa wo solche Festplatten verbaut werden – es ist tatsächlich ein Drucker. Laut unserer IT werden solche Festplatten aber auch in Laptops verbaut. Letztlich muss die Justiz im Bundeskanzleramt vorstellig werden. Sie wird rekonstruieren können, welche Daten an diese Drucker geschickt wurden.

Was würde das bringen?

Das Problem in dem Fall ist, dass man nicht wirklich beweisen kann, dass es diese Festplatten waren, die geschreddert wurden. Denn der Herr, der in diese Firma ging, hat die Festplatten nicht aus der Hand gegeben. Er wollte eine Bestätigung, dass genau diese Festplatten zerstört wurden. Diese bekam er aber nicht, weil die Mitarbeiter dies nicht kontrollieren durften.

Das Gespräch führte Samuel Wyss.

Audio
Wie sehr schadet «Schredder-Affäre» Ex-Kanzler Kurz?
aus Rendez-vous vom 24.07.2019. Bild: Imago
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 12 Sekunden.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel

Nach links scrollen Nach rechts scrollen

29 Kommentare

Navigation aufklappen Navigation zuklappen
  • Kommentar von M. Roe  (M. Roe)
    Auch Österreich muss für die Mitgliedschaft in der EU bezahlen. Die Linken Eliten versuchen jeden zu vernichten, der sich nicht in die Vorstellung der "Globalisierung" (=Weltmachtgelüste) von Deutschland und Frankreich fügen. Vielleicht gelingt es ja den rechten Patrioten in Europa die EU soweit zu ändern, dass jedes Land seine Eigenheit, seinen Stolz und seine Würde behalten kann und man gerade deshalb freundlicher und ehrlicher zusammen arbeiten kann. Es würde dann nicht nur um das Geld gehen.
    1. Antwort von M. Fretz  (MFretz)
      Faktenfreier Unsinn. Täter zu Opfer machen wollen und langweiliges Feind-Denken.
      Die rechten Patrioten haben vor 80 Jahren die Welt vernichtet. Intolerant und Hass braucht die Welt nicht mehr
    2. Antwort von M. Fretz  (MFretz)
      Kurz muss zahlen wenner überführt wird und Strache auch! Wer Täter ist gehört bestraftn
      Dieses faktenfreie Gejammer von bösen Linken ist billig und widerlich.
    3. Antwort von Marcel Chauvet  (xyzz)
      Man lebt hinter dem Mond, wenn man nicht mitbekommen hat, dass Österreich seit seinem Beitritt zur EU einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Gehört zu den wohlhabendsten Länder Europas. Mit Stolz und Wurde allerdings kann man Mutti
      keinen Pelzmantel kaufen
  • Kommentar von m. mitulla  (m.mitulla)
    Eine etwas nebulöse Geschichte - ob es für die Verhinderung zur Kanzlerwahl von Sebastian Kurz reicht, wird sich weisen. Er ist absoluter Favorit und Gegner der jüngsten EU-Beschlüsse. Solange keine niet- und nagelfeste Beweise vorliegen, sollte wir uns und die Presse sich hüten Vorverurteilungen auszusprechen.
    1. Antwort von M. Fretz  (MFretz)
      Lese nichts von Vourteilen aber von Indizien und Fakten
  • Kommentar von martin blättler  (bruggegumper)
    Wer,um ein paar Festplatten zu vernichten eine Aktion
    startet wie in einem James Bondfilm,muss sich nicht wundern,
    wenn er dabei auffällt.Dabei zeigt er so viel Unfähigkeit,
    dass er eigentlich für diesen Job nicht Qualifiziert ist.
    1. Antwort von m. mitulla  (m.mitulla)
      "Was für Beweise könnten geschreddert worden sein?
      Florian Klenk: Darüber kann ich nur spekulieren." So viel zu den Fakten. Ich finde Vorverurteilungen hier fehl am Platz.
    2. Antwort von Edi Hitz  (Amigo_Home)
      Zumal jeder handelsübliche Akkubohrer - nervlich vorbeugend - finale Vorarbeit hätte leisten können.
    3. Antwort von M. Fretz  (MFretz)
      @mitulla Komisch es geht einer dahin und gibt die Ware nicht aus der Hand und wir auf einer ÖVP-Veranstaltung erkannt