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Im Fall eines harten Brexits Regierung rechnet laut Medienbericht mit Versorgungsengpässen

  • Für den Fall eines harten Brexits rechnet die britische Regierung mit Engpässen bei Lebensmitteln, Benzin und Medikamenten.
  • Das berichtet die Zeitung «Sunday Times» unter Berufung auf Regierungsdokumente.
  • Sollte Grossbritannien kein Austrittsabkommen mit der EU abschliessen, drohe zudem eine Blockade an den Häfen.

Auch sei eine harte Grenze zu Irland möglich, schreibt das Blatt. Die Behörde Cabinet Office prognostiziere in diesen Unterlagen die wahrscheinlichsten Nachbeben eines No Deal, also eines ungeordneten EU-Austritts Grossbritanniens.

Landesweite Proteste befürchtet

Demnach müssten Lastwagen wegen der Zollkontrollen mit Verzögerungen von bis zu zweieinhalb Tagen rechnen. An den Häfen dürften die Störungen bis zu drei Monate dauern, bis sich der Zustand etwas verbessere. Ausserdem könnte es zu landesweiten Protesten kommen.

Demonstranten gegen den Brexit
Legende: Immer wieder gab es Demonstrationen gegen den Brexit, wie hier im Juli in London. Nach einem harten Brexit werden landesweite Proteste befürchtet. Keystone

Der britische Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, den Brexit spätestens am 31. Oktober vollziehen zu wollen, mit oder ohne Abkommen mit der EU. Ende Juli hatte Johnson erklärt, die Vorbereitungen für einen Austritt ohne Vertrag in allen Bereichen zu beschleunigen – von den Häfen über Banken bis zu den Spitälern.

Widerstand im Unterhaus

Mit seinem harten Kurs dürfte Johnson jedoch auf Widerstand im Unterhaus stossen, das sich Mitte März explizit gegen einen ungeregelten Brexit ausgesprochen hatte. Allerdings fand auch der von Johnsons Vorgängerin Theresa May mit der EU ausgehandelte Austrittsvertrag im Parlament keine Mehrheit.

Stein des Anstosses ist die sogenannte Backstop-Regelung zur Grenze zwischen der britischen Provinz Nordirland und dem EU-Land Irland. Dort soll es nach dem Willen von Brüssel auf keinen Fall wieder Kontrollen geben. Ansonsten wird ein Wiederaufflammen der Gewalt befürchtet, wie in den Jahrzehnten vor dem Nordirland-Friedensabkommen von 1998.

Möglicher Konjunkturkiller

Ein ungeregelter EU-Ausstieg, der Handelsströme und Lieferketten zu unterbrechen droht, wird als Konjunkturkiller gefürchtet. Er dürfte die Wirtschaft nach Ansicht der britischen Notenbank letztlich in die Rezession stürzen.

Aus Regierungskreisen verlaute, Johnson wolle die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron in der kommenden Woche darüber in Kenntnis setzen, dass das britische Parlament den Brexit nicht blockieren könne. Johnson will sich mit seinen europäischen Amtskollegen noch vor dem G7-Gipfel vom 24. bis 26. August im französischen Biarritz treffen.

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