Darum geht es: Der neue Wettersatellit Meteosat Third Generation Sounder-1 (MTG-S1) soll zu einem besseren Schutz vor Gewittern und Sturzfluten in Europa beitragen. Am Dienstagabend hob der Satellit ab. Auch ein Instrument zur Beobachtung der Luftverschmutzung startete zusammen mit dem Satelliten ins All. Der Flugkörper wurde im Auftrag von Wettersatelliten-Betreiber Eumetsat (der Europäischen Organisation für die Nutzung Meteorologischer Satelliten) von der ESA entwickelt. Als Eumetsat-Mitglied wird auch die Schweiz die Daten des Satelliten nutzen.
So funktioniert der neue Wettersatellit – einfach erklärt: In etwa 36'000 Kilometer Höhe soll der Satellit neu Daten zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Spurengasen sammeln. Das kann helfen, sich schnell entwickelndes und möglicherweise gefährliches Wettergeschehen zu erkennen und vorherzusagen. Für die Datenmessung macht sich der Satellit Infrarot zunutze.
Deshalb spricht die ESA von einer «Revolution»: Stephan Bojinski von Eumetsat hat den neuen Wettersatelliten mitentwickelt. Er erklärt: «Es gibt drei Arten von Instrumenten: zum einen ein bildgebendes Instrument, was eine Fortsetzung dessen ist, was wir die vergangenen 20 Jahre schon hatten.» Hier wurde bereits Ende 2024 ein Satellit installiert, der doppelt so genaue Bilder liefert als früher. Neu gebe es im All auch ein Blitzortungsinstrument, das das optische Signal von Blitzen messe und dadurch die Wettervorhersage verbessere. «Und zum Dritten das Instrument, was wir mit dem neuen Satelliten gestartet haben: Ein Instrument, was uns das Atmosphärenprofil, also Temperatur, Feuchte und Wind in der Höhe geben soll. Und das alles zusammen ist durchaus eine Revolution.»
Jeder investierte Franken gibt etwa drei Franken zurück – im Sinne von einem besseren Umgang mit dem Wetter.
Das passiert mit den Satellitendaten: Stephan Bojinski arbeitet für die 30 Mitgliedsstaaten von Eumetsat, darunter auch die Schweiz. Es liege nun an den Mitgliedsstaaten, die neuen Daten des Satelliten auch für ihre Wetterprognosen zu nutzen. Man habe in den letzten fünf bis sechs Jahren eng mit den Wetterdiensten zur Vorbereitung auf diesen neuen Satelliten zusammengearbeitet. «Jeder investierte Franken gibt etwa drei Franken zurück – im Sinne von einem besseren Umgang mit dem Wetter.»
So steht es um die Kosten: Der neue Wettersatellit kostet mit der Entwicklung und den ganzen Programmen mehrere Milliarden Euro. Das ruft auch Kritik hervor. «Das System ist das anspruchsvollste und wahrscheinlich auch performanteste Satellitensystem der Welt», rechtfertigt Stephan Bojinski die hohen Kosten. «Es geht um die Entwicklung und den Betrieb über zwanzig Jahre. Wenn man das alles zusammennimmt, dann ist der Betrag durchaus nachvollziehbar.» Durch die besseren Prognosen erhofft man sich, dass Gemeinden sich auf schwere Unwetter künftig besser vorbereiten können. So sollen geringere Schäden entstehen und weniger Menschen ums Leben kommen.