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Integration von Flüchtlingen Schaffen die Deutschen das wirklich?

Vier Jahre nach der Flüchtlingskrise ziehen Forscher eine erste Bilanz über die Integration der Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt. Und diese ist – überraschenderweise – positiv. Der Arbeitsmarkt- und Migrationsexperte Herbert Brücker erklärt, warum.

Herbert Brücker

Arbeitsmarkt- und Migrationsexperte

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Brücker ist Direktor des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung und Abteilungsleiter des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.

SRF News: Wie viele Flüchtlinge haben heute einen Job?

Herbert Brücker: Wir gehen davon aus, dass jetzt gut 40 Prozent erwerbstätig sind. Davon sind etwa 80 Prozent sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit verläuft die Arbeitsmarktintegration etwas schneller als bei Flüchtlingsbewegungen in der Vergangenheit.

Was für Jobs haben diese Menschen?

Das ist interessant: Nur etwa 15 Prozent der Flüchtlinge haben eine abgeschlossene Berufsausbildung. Etwa 25 Prozent haben eine Berufsbildung begonnen und studiert. Aber es arbeiten etwas mehr als die Hälfte als Fachkräfte.

Die Flüchtlinge gehen in die mittleren und einfacheren Bereiche im Arbeitsmarkt.

Es ist also vielen Flüchtlingen gelungen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die sie durch Berufserfahrung in ihren Heimatländern erworben haben, in den deutschen Arbeitsmarkt einzubringen.

Das überrascht auch mich. Eigentlich hiess es nach der ersten Euphorie: Es kommen viele Leute, aber nicht die Leute, die wir im Arbeitsmarkt brauchen.

Der Arbeitsmarkt ist sehr komplex. Wir brauchen in Deutschland hochqualifizierte Fachkräfte wie Ingenieure, Ärzte und ähnliches. Da sind die Flüchtlinge in der Tat wenig vertreten. Wir brauchen aber auch mittelqualifizierte Arbeitskräfte, etwa auf dem Bau, im Handwerks-, aber auch im Dienstleistungsbereich, zum Beispiel in der Gastronomie. Die Flüchtlinge gehen in diese mittleren und einfacheren Bereiche.

Eritreischer Arbeiter.
Legende: Vier Jahre nach der Flüchtlingskrise ziehen Forscher ein ermutigendes Fazit: Die Neuankömmlinge lassen sich überraschend gut in den Arbeitsmarkt integrieren. Reuters

Wie wurde es eigentlich gehandhabt, wenn die Leute zwar Fähigkeiten, aber keinen Fähigkeitsnachweis haben – was ja in Deutschland immer sehr wichtig ist? Konnten die Leute eine Facharbeit wahrnehmen oder mussten sie zuerst das Papier erwerben?

Wir beobachten, dass viele kleinere und mittlere Unternehmen diesbezüglich sehr flexibel sind. Sie schauen sich eher an, was die Leute für Fähigkeiten haben und weniger auf die Zertifikate.

Es hat den deutschen Sozialstaat nicht ruiniert. Die Kosten sind insgesamt doch recht überschaubar.

Was für Jobs haben die Leute, ist es Zeitarbeit oder doch eine langfristige Beschäftigung?

Zeitarbeit spielt eine wichtige Rolle, aber sie dominiert das Geschehen nicht. Die Beschäftigungsstabilität ist aber natürlich nicht so hoch wie bei Arbeitnehmern, die schon länger im Land sind oder gar bei deutschen Arbeitnehmern.

Man hat ja gesagt, dass es in der Anfangsphase sehr viel mehr Hartz-4-Empfänger geben würde durch die Flüchtlinge. Wie stark ist die Zahl tatsächlich angestiegen?

Gut 50 Prozent der Flüchtlinge beziehen jetzt noch Hartz 4. Es geht aber schrittweise runter, auch wenn wir noch nicht dort sind, wo wir hinwollen. Es hat den deutschen Sozialstaat aber nicht ruiniert. Die Kosten sind insgesamt doch recht überschaubar.

Sie haben gesagt, knapp 40 Prozent der Leute haben eine Stelle. Wie viele sind das?

Wir gehen davon aus, dass von den Flüchtlingen, die 2015 gekommen sind, noch gut eine Million im Land leben. Wir sprechen also von einer Grössenordnung von rund 400'000 Beschäftigten.

Das Gespräch führte Deutschland-Korrespondent Peter Voegeli.

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