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International Angst und Verzweiflung in Griechenlands Spitälern

Die Krisensituation wirkt sich immer stärker auch auf das Gesundheitssystem aus. In den Spitälern werden die Wartelisten mit Patienten immer länger. Und seit Geldüberweisungen ins Ausland blockiert sind, fehlt es auch an wichtigen Medikamenten. Die Verzweiflung wächst.

Die Situation in den griechischen Spitälern ist schon lange schwierig. Der Import von Waren, vor allem Medikamenten, ist seit Montag schwierig. Seither sind Geldüberweisungen ins Ausland nicht mehr möglich – ausser man hat eine Ausnahmebewilligung. Doch die ist schwer zu bekommen.

Die Spitäler können darum derzeit keine ausländischen Lieferanten bezahlen. Und die Vorräte gehen zur Neige. «Nächste Woche, wenn die Situation sich nicht verbessert, werden wir ein paar Operationen nicht machen können», sagt der Arzt Dimítrios Dimitroúlis im Laikó-Universitätsspital in Athen. Und im Unispital ist die Lage derzeit noch besser als in Regionalspitälern.

Lange Warteliste

«Wir haben Patienten, die sehr spät zum Arzt gehen», sagt Dimitroúlis. So habe er in den letzten zwei Jahren oft Patienten mit Dickdarm-Karzinomen im entwickelten Stadium gesehen.

Krebspatienten also, die viel zu spät ins Spital kommen, weil sie keine Krankenversicherung mehr haben. Und weil sie sich schämen, vor einer der kostenlosen Kliniken Schlange zu stehen. Doch selbst wenn sie im staatlichen Laikó-Spital sind, werden sie nicht sofort operiert. Zuerst wartet auf die Krebspatienten die Bürokratie.

«Sie müssen beweisen, dass sie keine Versicherung haben. Das dauert wieder etwas länger und ist problematisch», sagt Dimitroúlis. Er behandle auch Leute, die nicht bezahlen können. Das sei vollkommen richtig, sagt der Chirurg. Aber es führe dazu, dass die staatlichen Kliniken immer weniger einnehmen würden.

Verzweifeltes Warten und auch Suizide

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Mehr Patienten – weniger Geld. Das hat Folgen: «Die Wartelisten für die Staatsspitäler in Griechenland sind momentan sehr lang.» Drei Monate für Patienten mit Gallensteinen beispielsweise. Wenn sie erfahren, dass sie so lange warten müssen, bekommen viele psychische Probleme. Auch weil sie vielleicht noch andere Probleme haben; arbeitslos sind oder kein Geld mehr haben.

Die Verzweiflung, sagt Dimitroúlis, nehme zu: «Was man in unserem Spital sieht, ist, dass viele Patienten einen Selbstmord machen. Ich habe von ungefähr 25 Fällen in den letzten zwei Wochen gehört.» Allein in den staatlichen Spitälern. Das Schlimme: Er habe keine Hoffnung, dass sich rasch etwas ändert: «Leider, im Gegenteil: Ich denke, die Lage wird sich verschlechtern.»

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