Bis jetzt hat die EU gegenüber Griechenland noch keine Kompromissbereitschaft signalisiert. Trotzdem ist Szolt Darvas vom Brüsseler Think Tank Bruegel überzeugt, dass die EU und wichtige Geldgeber wie Deutschland auf Griechenland zugehen werden.
Sie seien mit den bisherigen Kredit- und Sparprogrammen mitverantwortlich für die griechische Krise und hätten deshalb eine moralische Verantwortung. Wenn sie sich nicht einigen, besteht laut Darvas das Risiko, dass Griechenland aus dem Euro ausscheidet. Dieses Szenario wäre eine Katastrophe für Griechenland und schlecht für den Rest Europas.
Umschuldung statt Schuldenschnitt
Hilfreich für einen möglichen Kompromiss sei, dass der neue griechische Finanzminister Yanis Varoufakis die Maximalforderung eines Schuldenschnitts fallen gelassen habe. Stattdessen spricht der neue Finanzminister nun von einer Art Umschuldung.
Bestehende griechische Bonds sollen ersetzt werden durch neue, mit einem flexiblen Zins. Dabei würde Griechenland bei schlechtem Wirtschaftswachstum einen tiefen Zins bezahlen, bei gutem Wirtschaftswachstum einen höheren.
Gespräch soll Lösungen vorspuren
Eine gute Idee, findet Darvas vom Think Tank Bruegel: So hätten die Geldgeber ein reales Interesse, dass die griechische Wirtschaft so rasch wie möglich wieder Tritt fasse. Der Finanzexperte sieht also durchaus Chancen für eine Lösung.
Vom Treffen zwischen dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sind allerdings keine substantiellen Resultate zu erwarten. Denn nicht Juncker, sondern die Euro-Mitgliedsländer entscheiden über eine Umschuldung oder ein neues Hilfspaket. Trotzdem können beim heutigen Gespräch mögliche Lösungen vorgespurt werden.