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Franz Beckenbauer posiert vor einem Gemälde mit seinem Konterfei.
Legende: Immer locker und smart: Franz Beckenbauer wird so einiges verziehen. Keystone

International Fällt der «Kaiser» vom Thron?

Franz Beckenbauer – «der Kaiser» – ist ein Mythos in Deutschland. Dem zweifachen Weltmeister schien alles immer etwas leichter zu fallen. Doch die jüngsten Schlagzeilen um die WM-Vergabe 2006 bringen Schatten über die Lichtgestalt. Kann dies den Mythos Beckenbauer zerstören?

Kürzlich in der ARD. Ein Reporter nähert sich einem Ehepaar, das soeben ein kleines Privatflugzeug besteigen will. Ein älterer Gentleman, der genauso aussieht wie Franz Beckenbauer sowie seine blonde Ehefrau.

Olli Dittrich als Beckenbauer-Double Schorsch Aigner.
Legende: Olli Dittrich in seiner Rolle als imaginäres Beckenbauer-Double. IMAGO

Der Franz – Ein nationales Heiligtum

Es war aber nicht Beckenbauer, es war der Komiker Olli Dittrich. Dittrich spielte nicht mal den Kaiser selbst, der flieht, sondern er stellte sein Double Schorsch Aigner dar , eine Kultfigur der Comedy-Szene. Sprich: Nicht einmal die Kabarettisten trauen sich in Deutschland direkt an Franz Beckenbauer.

Der Publizist Norbert Seitz, der sich mit Fussball und Politik beschäftigt, ist sich sicher, dass Beckenbauer, der ohnehin im österreichischen Salzburg lebt, nicht vor dem Gefängnis fliehen muss.

Denn erstens wird nicht wegen Bestechung, die verjährt ist, ermittelt, sondern wegen Steuerhinterziehung. Das trifft Beckenbauer nicht. Und zweitens, weil Beckenbauer ein Fussballgott ist und Fussball in Deutschland kein Spiel, sondern immer auch ein Lebensgefühl einer ganzen Nation ist. «Franz Beckenbauer bedeutet ganz viel für Deutschland. Er ist so etwas wie ein National-Heiligtum», sagt Seitz.

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Ein untypischer Deutscher

Beckenbauer war Captain der Weltmeister-Mannschaft 1974 und Weltmeister als Teamchef 1990. «Und er war der Urheber des berühmten Sommermärchens von 2006, auch wenn seine Rolle jetzt in Zweifel gezogen wird», ergänzt Seitz. «Beckenbauer schwebte im Hubschrauber von Stadion zu Stadion und hinterher sagte er, ‹mein Gott, ist unser Deutschland schön. So hat sich der liebe Gott die Welt vorgestellt›.»

Beckenbauer ist so, wie die Deutschen gerne sein möchten: «Er ist ein untypischer Deutscher. Ich glaube, er nimmt das Leben leicht und es wird ihm alles verziehen. Beispielsweise wenn er Unsinn erzählt wie bei der Rückkehr aus Katar, wo er die Arbeiter nicht unter der Knute des dortigen Regimes sah.»

Ich hab noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen. [...] Wo diese Meldungen herkommen – ich weiss es nicht. Vom arabischen Raum hab ich mir ein anderes Bild gemacht. Und ich glaube mein Bild ist realistischer.
Autor: Franz Beckenbauer Im ZDF, 2013

Schön und gut. Kann man aber in der Sommermärchen-Affäre sagen, Beckenbauer sei korrupt? Das traut sich auch Seitz nicht. Also sagt er, niemand hat richtig sauber gespielt und wenn das so ist, dann habe Beckenbauer sicher mitgemischt und sich nicht immer sauberer Mitteln bedient: «Aber ich glaube eher nicht, dass er korrupt ist.»

Es bleibt also dabei: An Beckenbauer prallt offenbar alles ab. Wäre Teflon nicht schon erfunden, der Franz hätte es entdecken müssen. Und wenn er sich in näherer Zukunft doch noch persönlich zur Affäre äussern wird, könnte das so tönen wie auch schon: «Keine Ahnung, was auf mich zukommt, aber das ist meistens so. Ich lass mich meistens überraschen.»

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