Beim Landgericht I in München geben sich derzeit prominente Sportmanager die Klinke in die Hand. Rund einen Monat nach Uli Hoeness steht der Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone vor Gericht. Und wieder geht es ums Geld – um sehr viel Geld – und um den Verlust eines Lebenswerks.
Wie dem zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilten Hoeness droht auch Ecclestone eine Haftstrafe: Er soll dem damaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen US-Dollar Schmiergeld gezahlt haben. Bei einer Verurteilung droht dem Herrscher über das Formel-1-Imperium eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Aber damit nicht genug: Der Autorennsport müsste neu organisiert werden.
Begonnen hatte das ganze Schlamassel vor rund zwölf Jahren. Damals kaufte der Filmrechtehändler EM.TV für 3,6 Milliarden D-Mark 50 Prozent der Formel-1-Holding SLEC, die Bernie Ecclestone vier Jahre zuvor gegründet hatte.
Noch im Jahr des EM.TV-Einstiegs übernahm Leo Kirch 16,74 Prozent an dem kriselnden Rechte-Unternehmen. Zu dem Paket gehörten auch 49 Prozent der 50-Prozent-Beteiligung von EM.TV an der SLEC. Im März 2001 übernahm Kirch die von EM.TV vorgesehenen weiteren 25 Prozent.
Vom Banker in den Renn-Zirkus
Knapp ein Jahr nach diesem Deal platze die Kirch-Gruppe und ging Konkurs. 2002 sassen plötzlich die Banken am Steuer des milliardenschweren Formel-1-Geschäfts. 62,2 Prozent gehörten der Bayerischen Landesbank, jeweils 18,9 Prozent Lehman Brothers und JPMorgan.
Hier kam nun Gerhard Gribkowsky ins Spiel. Die Bayerische Landesbank machte Vorstandsmitglied Gribkowsky zum Spezialisten des Formel-1-Business. Von der Teppich-Etage der Bank wechselte der Mittfünfziger in die Boxengassen der Rennsportserie. Doch das Leben in der Welt der schnellen Flitzer und schönen Frauen war nicht von langer Dauer.
2005 veräusserte die BayernLB ihre Anteile an den Finanzinvestor CVC Capital Partners. Gerhard Gribkowsky ging dabei aber nicht leer aus. Er bekam dafür 44 Millionen Dollar. Strippenzieher des Millionendeals: Bernie Ecclestone.
Bestechung oder Erpressung
Umstritten bei der Transaktion sind nicht etwa die 44 Millionen an Gribkowsky, sondern die Erklärung dafür. Für den ehemaligen Banker war es Bestechung, der Formel-1-Zampano spricht von Erpressung.
In 26 Verhandlungstagen soll nun Licht ins Dunkel gebracht werden. 39 Zeugen sind geladen, die Ermittlungsakten umfassen 18 Bände. Auch wenn der Prozessauftakt genau zwischen den Grand Prix von China und Spanien fällt, kommt er doch zur Unzeit.
Die Formel 1 befindet sich im Umbruch: Weg von den Sprittressern hin zu Umwelttechnik. Kleinere Motoren und reduzierter Benzinverbrauch sollen das Schaufenster des Motorsports näher an die Serienproduktion heranführen. Zudem ist der Machtanspruch von Ecclestone nicht unumstritten. Kommt es zum Schuldspruch, wird sich die Formel 1 neu aufstellen müssen, unter wessen Leitung ist alles andere als gewiss.