Der Front National (FN) hat in der ersten Runde der Kommunalwahlen in Frankreich in 229 Städten und Gemeinden die Zehn-Prozent-Hürde genommen und ist in die zweite Wahlrunde vorgedrungen. Ein Erfolg für die rechtsextreme Partei. In der zweiten Runde diesen Sonntag könnte der Front National nochmals zulegen. Laut Politologen legt die Partei traditionell zwischen den beiden Wahlrunden zu.
Wahlen interessieren wenig
Auffallend ist indes die tiefe Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang. Diese hatte bei der ersten Runde mit rund 64 Prozent einen historischen Tiefstand für Kommunalwahlen in Frankreich erreicht.
SRF-Korrespondent Michael Gerber war mit Farida Amrani unterwegs. Sie will Stadtpräsidentin von Evry werden, einem Vorort von Paris. Im ersten Wahlgang erreichte die Kommunistin den dritten Platz.
«Wir haben ein Problem: Die Leute gehen nicht mehr an die Urne. Wir müssen uns fragen, warum?» Die Antwort darauf gibt ihr ein Spengler, ziemlich ungeschminkt: «Wir werden vom Staat regelrecht gerupft. Ich arbeite hart – und am Schluss bleibt mir nichts übrig.»
Eine andere Bewohnerin aus Evry sagt: «Die sozialistische Regierung hat mich enttäuscht, darum wähle ich nicht mehr.» Als Mutter hatte sie mehr erwartet, gerade für die Jugend.
Zehn Jahre war in Evry der Sozialist Manuel Valls als Stadtpräsident an der Macht. Heute ist er Innenminister. Die meisten Menschen hatten sich mehr von ihm erhofft.
Arbeitslosigkeit zermürbt die Menschen
Jocelyne Negi, eine andere Bürgerin, sagt: «Ich habe einen 28-jährigen Sohn. Ihm wurde das Blaue vom Himmel versprochen. Heute ist er arbeitslos – und wohnt wieder bei mir.»
Die Hälfte der Haushalte in Frankreich muss mit 800 Euro pro Monat über die Runden kommen. Und die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent. Insgesamt zählt Frankreich über 3,3 Millionen Arbeitslose – so viele wie noch nie. Laut der Politikerin Farida Amrani nährt genau das die Politik-Verdrossenheit.
Die Kommunistin Amrani verspricht, etwas gegen Jugendarbeitslosigkeit zu tun: Firmen sollen Jugendliche aus der Gemeinde anstellen müssen – wenn sie öffentliche Aufträge bekommen wollen.