Papst Franziskus hat während seines Besuchs in Mexiko seinen zweiten Gottesdienst gefeiert – diesmal vor Hunderttausenden Gläubigen. Die Messe fand unter freiem Himmel in Ecatepec am Rande von Mexiko-Stadt statt. Es sollte die grösste Veranstaltung während der mehrtägigen Reise des Pontifex sein. Die mexikanische Bischofskonferenz gab die Anzahl der Teilnehmenden an der Messe mit rund 300'000 an.
«Freude und Hoffnung nicht aufgeben»
In dem als sozialen Brennpunkt geltenden Ecatepec rief der 79-jährige Argentinier die Menschen auf, Freude und Hoffnung nicht aufzugeben. Er kritisierte in seiner Predigt die Existenz einer «Gesellschaft der Wenigen und für Wenige». Die Gläubigen warnte er vor der Versuchung des Reichtums, der Eitelkeit und des Hochmuts. Mit rund 1,7 Millionen Einwohnern ist Ecatepec nach Mexiko-Stadt der zweitgrösste Ballungsraum im Land. Drogenhandel und Mord gehören zum Alltag.
Trotz Kälte fuhr Franziskus weite Strecken der etwa 20 Kilometer von der Nuntiatur in Mexiko-Stadt bis zum Vorort im offenen «Papamobil». Begeisterte Menschenmengen bejubelten den Papst. «Franziskus, Bruder, du bist schon Mexikaner», riefen sie dem Kirchenoberhaupt zu.
Franziskus kritisierte die mexikanische Kirche scharf
Am Samstag hatte der Papst den Eliten des Landes wegen der weit verbreiteten Korruption die Leviten gelesen. In Anwesenheit von Präsident Enrique Peña Nieto und anderen ranghohen Staatsvertretern kritisierte Franziskus zudem die Gewalt und die soziale Ausgrenzung in dem Land.
Franziskus ermahnte aber auch die mexikanische Kirche. Das Land brauche keine «Fürsten», sondern Botschafter des Herrn, sagte er während einer Rede vor den Bischöfen des Landes. Von der als sehr konservativ geltenden mexikanischen Kirche forderte der argentinische Jesuit mehr soziales Engagement.
Am Montag wird der Pontifex in der südöstlichen Provinz Chiapas erwartet. Im Mittelpunkt stehen Treffen mit Indio-Gemeinden, die ein Drittel der Bevölkerung Chiapas' ausmachen.
Meilenstein in Havanna
Auf dem Weg nach Mexiko hatte Franziskus am Freitag ein Stück Kirchengeschichte geschrieben: Während eines kurzen Stopps im sozialistischen Kuba war er erstmals mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill zu einem persönlichen Gespräch zusammengekommen.
Die Begegnung in Havanna gilt als Meilenstein – seit der Kirchenspaltung vor fast 1000 Jahren hatte es noch nie ein Treffen zwischen einem Papst und einem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gegeben. Gemeinsam riefen Franziskus und Kyrill zum Schutz der Christen vor allem im Nahen Osten auf.