Taucher haben zum ersten Mal seit dem Untergang der südkoreanischen Fähre «Sewol» vor vier Tagen Leichen aus dem Innern des Wracks geborgen. Seit Samstagnacht sind es mehr als ein Dutzend. Die Zahl der bestätigten Todesopfer ist derweil auf fast 60 angestiegen.
Tragischerweise muss wohl mit 300 Toten gerechnet werden, denn Anzeichen auf Überlebende gibt es keine. Und 240 der 476 Passagiere gelten noch immer als vermisst – die meisten von ihnen sind Schüler.
Während die Suche im Gelben Meer weitergeht, haben Angehörige und Freunde in Trauerfeiern Abschied von den ersten gefundenen Todesopfern genommen.
Eine halbe Stunde Funkkontakt
Die Auto- und Personenfähre «Sewol» war am Mittwoch gekentert. Nur 174 Menschen wurden gerettet – darunter der Kapitän und die meisten anderen der 28 Besatzungsmitglieder. Der Kapitän, die Dritte Offizierin und der Steuermann sitzen wegen Fahrlässigkeit und anderer Vorwürfe in Untersuchungshaft.
Dem Kapitän wird vorgeworfen, die Passagiere ihrem Schicksal überlassen zu haben. Zusammen mit den meisten Crewmitgliedern gehörte er zu den Ersten, die sich gerettet hatten. Die Ermittler untersuchen auch, warum die Schiffsführung keine Evakuierungsdurchsage unmittelbar nach dem Unfall gegeben hatte.
Nach dem Eingang des ersten Notrufs hatte die Crew noch etwa eine halbe Stunde Funkkontakt mit der zuständigen Überwachungsstelle für den Seeverkehr auf der Insel Chindo. Danach brach der Kontakt ab. Das geht aus einem von den südkoreanischen Medien veröffentlichten Mitschnitt zwischen der «Sewol» und dem Schiffsverkehrsdienst hervor. Nach etwa 20 Minuten wurde die Crew aufgefordert zu entscheiden, ob das Schiff evakuiert werden sollte.
Die Fähre sank an der Stelle, an der das Schiff seinen Kurs geändert hatte. Deshalb wird untersucht, ob möglicherweise aufgrund einer zu scharfen Wende die Ladung verrutscht sein könnte, so dass das Schiff in Schieflage geriet und kenterte.