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International Informationen als Waffe in der Ukraine

Die USA und die Ukraine beschuldigen Russland und die Separatisten und umgekehrt: Um die öffentliche Wahrnehmung entbrennt ein Informationskrieg mit gefälschten Videos, Geheimdienstinformationen und Satellitenbildern. Ein britischer Ex-MI6-Mitarbeiter analysiert die Propagandaschlacht.

Raketenbatterie
Legende: Woher kommt das Buk-Raketensystem, mit dem das Passagierflugzeug angeblich abgeschossen wurde? Keystone

Nigel Inkster stand jahrzehntelang als Spion im Dienste Ihrer Majestät. Heute ist er Direktor bei der Londoner Strategiedenkfabrik IISS. Entscheidend in einem Informationskrieg sei es, rasch die Lufthoheit über die Stammtische zu erringen, indem zunächst die Version des Widersachers diskreditiert und dann sogleich die eigene Version energisch verbreitet werde.

Im Fall des Fluges MH17 behaupten die USA, die Rakete sei von Separatisten abgefeuert worden. Mit einem effizienten Waffensystem, das sie von Russland bekommen hätten. Russland behauptet, ukrainische Truppen hätten das Flugzeug abgeschossen.

Beide Sichtweisen werden seit Tagen überaus intensiv auch über soziale Netzwerke, Blogs, Twitter, Instagram oder Youtube verbreitet und mit angeblichen Beweisen unterfüttert. Gerade veröffentlichten pro-russische Separatisten Videos von mutmasslich bei Bombenangriffen durch ukrainische Truppen getöteten Zivilisten.

Propaganda-Videos in sozialen Medien

Tote Frauen, Kinder und Männer auf Märkten, auf der Strasse, in Gärten und Wohnungen. Die erschütternden Aufnahmen, veröffentlicht von der Separatistenseite novorosinform.org, laufen – wie viele Berichte – unter dem Titel «Völkermord» an der pro-russischen Bevölkerung.

Natürlich seien solche Kanäle nicht unbedingt glaubwürdig, meint Inkster. Doch erste Sichtweisen, erste Bild- oder Tonaufnahmen seien durch spätere, fundiertere Informationen via klassische Medien oft schwer zu korrigieren. Im aktuellen Propaganda-Schlagabtausch ist Washington gar gezwungen, den Medien Geheimdienstinformationen preiszugeben. Etwa Satellitenaufnahmen, die zeigen, dass und woher eine Boden-Luft-Rakete auf das malaysische Flugzeug abgefeuert wurde.

Version der Amerikaner plausibel

Dennoch halten die USA einiges geheim. Denn zeigen sie zu viel, so Nigel Inkster, erfährt Moskau, wo die USA welche Überwachungsmittel wie einsetzen. Andere Länder haben solche Aufnahmen bisher nicht publiziert, obschon auch sie in deren Besitz sein könnten.

Nigel Inkster

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Der Brite ist Terror-Experte beim International Institute for Strategic Studies (IISS). Zuvor arbeitete er über 30 Jahre beim britischen Geheimdienst MI6 und war dort director of operations and intelligence. Inkster ist zudem Vorsitzender der Terror-Kommission des WEF.

Wirklich flächendeckend überwachen indes nur die USA die Welt – möglich also, dass sie die einzige Quelle bleiben für einen Raketenabschuss aus dem Separatistengebiet. Im aktuellen Fall hält Inkster die US-Version für glaubwürdiger.

Westen glaubt USA, Osten und Schwellenländer glauben Russland

Doch wer wem glaube, hänge oft gar nicht von der tatsächlichen Glaubwürdigkeit einer Quelle ab. Und auch nicht von den präsentierten Belegen. Im Informationskrieg, so der Geheimdienstexperte, richteten sich die Akteure meist in erster Linie ans Heimpublikum. Zurzeit gelinge es den USA offensichtlich, die amerikanische und allgemein die westliche Öffentlichkeit zu überzeugen.

Die russische Propaganda wiederum stosse bei den Russen selber und in Schwellen- und Drittweltländern auf offene Ohren. Amerika-Skepsis und gar Anti-Amerikanismus sind weit verbreitet. Und die US-Lüge seinerzeit, Iraks Diktator Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen, ist weltweit noch keineswegs vergessen.

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