Irland wählt heute ein neues Parlament. Umfragen gehen davon aus, dass die derzeitige Mitte-Links-Koalition von Ministerpräsident Enda Kenny ihre Mehrheit verlieren wird. Kennys Fine-Gael-Partei steht demnach bei 28 Prozent Zustimmung. Der Koalitionspartner, die Labour Partei, ist gar auf acht Prozent abgerutscht.
Mächtig Auftrieb spürt dagegen der Linke Gerry Adams und seine republikanische Partei Sinn Féin. Umfragen sehen ihn mittlerweile bei rund 17 Prozent. Doch ihm hängt an, dass seine Partei früher der paramilitärischen IRA nahestand.
Splitterparteien als mögliche Koalitionspartner
Regierungschef Kenny lehnt ein Zusammenarbeit mit Sinn Féin strikte ab. Kommentatoren gehen deshalb von einer schwierigen Regierungsbildung aus.
SRF-Korrespondent Martin Alioth geht davon aus, dass Kenny das Amt des Premiers behält, der Koalitionspartner aber wechseln wird: «Die bürgerliche Fine-Gael-Partei wird wohl die stärkste Partei im Parlament bleiben. Koalitionspartner Labour wird nicht mehr genug Gewicht auf die Waage bringen.»
Kenny könne sich aber – zusätzlich zu den verbliebenen Labour-Abgeordneten – bei den Splitterparteien, die sich in den letzten fünf Jahren gebildet haben, umsehen, um doch noch auf eine absolute Mehrheit im Parlament zu kommen, erklärt Alioth.
Viele Iren profitieren nicht vom Aufschwung
Themen im Wahlkampf waren vor allem der Sparkurs der Regierung und die Erholung des Landes nach der Wirtschafts- und Finanzkrise. Mit sieben Prozent ist Irlands Wirtschaftswachstum derzeit das stärkste in Europa. Das Mantra von Kennys Partei heisst denn auch «keeping the recovery going» – lasst den Aufschwung laufen. Doch längst nicht alle Iren bekommen diesen zu spüren. «Um diesen Auftrag zu erfüllen, brauchen wir eine zweite Amtszeit», betonte Kenny.
Wahlberechtigt sind gut 3,2 Millionen Iren. Die Urnen sind bis 22:00 Uhr Ortszeit geöffnet. Prognosen und erste Hochrechnungen wird es in der Nacht aber noch nicht geben. Wegen des komplizierten Wahlsystems ist erst am Wochenende mit ersten Resultaten zu rechnen.